Gott´sacker (Krimi-Edition)
dabeihatte. Die Kleider darin und ihre hässlichen Schuhe gammeln im Ried – und nur ich weiß wo.
Dass sie so schnell gefunden wurde, hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Alles ist durcheinandergekommen, alles. Scheiß Motorradfahrer, aber er kann nichts dafür. Der Herr will mich ständig prüfen. Ich darf jetzt keine Fehler mehr machen, der Herr würde es mir nie verzeihen. Es ist fast beendet. Heilandzack!
Der Mann setzte sich müde von der harten Arbeit der letzten Tage, die ihm wenig Schlaf ließ, auf warme Trümmersteine der maroden Kapelle und holte eine Flasche Mineralwasser unter der Decke in der Schubkarre hervor. Als er sie öffnete, sprudelte das warme Wasser über seine Hände. Er nahm ein paar kräftige Schlucke aus der Flasche. Dann holte er das Werkzeug, warf Schaufel und Spitzhacke durch das hintere ausgebrochene Kapellenfenster und stieg mit dem Bündel in der Hand ein. So konnte er von der Straße her nicht gesehen werden.
21
In zwei Stunden sollte sie sich wieder melden. Nervös schaltete Cäci immer wieder das Handy an, um die Uhrzeit auf dem Display abzulesen. Oft waren gerade erst wenige Minuten vergangen. So allein konnte sie die Zeit schlecht einschätzen.
Und dann war der Akku endgültig leer, das Display blieb dunkel.
»Scheiße!«
Sie schleuderte das Handy gegen die Wand. Blaue Splitter wirbelten in der dämmrigen Luft. Erschrocken sprang sie auf und sammelte die Überreste ein. Einige elektronische Teile waren auf einer dünnen Metallplatte verlötet. Mit dem Nagel, den sie in ihrer Rocktasche versteckt hielt, löste sie die Metallplatte ab.
Vielleicht konnte sie damit die Holzbretter lockern oder durch die Styropor- und Schaumschicht irgendwie zur Scheibe gelangen, damit sie hinausrufen oder durch einen Spalt schauen konnte.
Die Überreste des Telefons las sie sorgsam zusammen und steckte sie in die Rocktasche. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und fing an, mit dem scharfen Metallteil das Isoliermaterial zwischen den Brettern herauszubohren. Das Ende der kleinen Metallplatte hatte sie mit ihrem Haargummi umwickelt, um sich die Hand nicht zu verletzen.
Die Waden schmerzten ihr bald. Sie schob die Camping-Toilette unter das oben liegende Fenster, aber es war zu schwierig, darauf die Balance zu halten.
Immer wieder musste sie ausruhen. Und der Erfolg war gering. Sie wusste nicht, wie lange sie gearbeitet hatte. Es lagen etliche dünne Holzsplitter und etwas Isoliermaterial auf der Matratze.
Dann hatte sie eine weitere Idee. Sie packte die schwere Matratze, drückte sie gegen die Wand, faltete sie auf die Hälfte, drückte sie auf den Boden und stellte sich mit beiden Beinen darauf. Nun erreichte sie bequem das Fenster. Die Arbeit ging deutlich besser voran. Aus den Brettern konnte sie mit dem scharfen Werkzeug dünne Splitter entlang der Maserung herausschneiden. Nach mühsamer Arbeit klaffte ein daumendicker Spalt zwischen zwei Brettern und sie konnte nun das Isoliermaterial mit dem Zeigefinger herauspulen. Doch dann waren ihre Finger zu kurz. Sie machte eine Pause. Hunger stellte sich wieder ein. Das Vesperbrett war leer.
»Das Vesperbrett!«
Cäci nahm das runde Brett und schleuderte es mit aller Kraft auf den Boden, es zersprang in fast gleich große Hälften. Noch einmal schleuderte sie eine Hälfte auf den Boden. Es entstanden zwei lange, spitz zulaufende Splitter.
Mit der Kraft der Verzweiflung und blutenden Händen bohrte sie mehr und mehr Isoliermaterial, das vor der Scheibe klebte, heraus. Dann wurde es hinter dem Styropor heller.
22
Das zweite WalderBräu naturtrüb hell wollte mir ebenso wenig schmecken. Fortwährend dachte ich an Cäci, wie es ihr wohl gerade ging, ob sie überhaupt noch am Leben war oder ob der Verrückte mit ihr so umgegangen war wie mit seinen vorherigen Opfern. Immer wieder übermannte mich eine Mischung aus Trauer und Zorn.
Deodonatus und ich warteten auf die Techniker von der Polizei. Sie kamen nicht. Frieda lief nervös hinterm Tresen hin und her.
»Hoffentlich passiert meiner Kleinen nichts. Wo bleiben die denn mit ihrem Telefon-Zeugs?«
Dann fuhr der grüne VW vor, die Kommissarin stieg aus. Sie hatte ihr geliebtes Fahrzeug wieder.
»Härmle kommt nach, er hat eine Idee, ich darf Sie leider nicht einweihen. Er muss etwas auswerten. Ist hier was vorgefallen? Hat Cäcilia schon angerufen?«
»Wir haben noch 15 Minuten.«
Das Herumsitzen war furchtbar. Die Kommissarin ging all das, was sie uns bereits gefragt
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