Gott´sacker (Krimi-Edition)
hatte, noch einmal durch. Immer wieder verglich sie die Antworten mit ihren Aufzeichnungen. Deodonatus hatte immer noch den Rosenkranz in seiner Rechten. Er trank nur Mineralwasser.
»Komm, Dani, hol de Bilda.«
»Was für Bilder?«, fragte die Blonde sofort.
Ich funkelte Deo an und schüttelte resigniert meinen Kopf.
»Das ista einziga Spur, die wir haben.«
Treu schaute er mich mit seinem unverletzten Auge an. Er hatte recht.
Ich stieg auf Deos Quickly und holte die Bilder in wenigen Minuten von zu Hause.
Deo hatte mittlerweile der Kommissarin erklärt, dass die digitale Fotografie mein großes Hobby sei und ich gar nicht mehr bemerken würde, in welchen Situationen ich auf den Auslöserknopf drückte. Die Kommissarin ließ ihn einfach reden.
Trotzdem blickte mich die strenge Beamtin strafend an, als ich mit den Bildern kam.
»Hat Cäci schon angerufen?«
»Nein.«
Sie schaute sich die Fotos kurz an und bemerkte nüchtern: »Sehr gute Qualität, Ihre Fotos sind eindeutig besser als Ihre Fürbitten.«
Ich ging auf den berechtigten Vorwurf nicht ein.
»Wer von Ihnen kann Sütterlin lesen?«
Frieda nickte und kam hinterm Tresen hervor, sie hatte vor lauter Aufregung begonnen, die Kupferleitungen der Zapfanlage blitzblank zu polieren.
»Wann ruft sie denn endlich an, es sind doch fast schon zwei Stunden vorbei. Ich werde noch wahnsinnig durch diese Warterei.«
Das Handy der Kommissarin klingelte. Sie bewegte sich in die äußerste Ecke des Raumes, nickte immer wieder und sagte: »Ja … ja … okay.«
Fragend blickten wir zu ihr.
»Die Techniker schaffen es zeitlich nicht, aber das ist kein Problem, wir haben da unsere Leute bei der Telekom schon eingeschaltet, die können alles auswerten, was im Telefonbereich abgeht. Wahrscheinlich können wir Ihre Tochter nachher orten, wenn wir sie lang genug an der Strippe haben. Oder nachträglich zurückverfolgen, von wo der Anruf kam.«
Doch es kam kein Anruf.
Mittlerweile hatte Frieda begonnen, aus den fotografierten Buchseiten vorzulesen: »Hier geht es um nichts anderes als Geburten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Da ist alles der Zeit nach aufgeschrieben.«
Sie studierte eifrig weiter: »Hier ist ein Blatt von 1932, das auch, die beiden Seiten sind von 1958 und die beiden von 1962.«
»Okay, das passt, es waren auch drei Bücher auf dem Tisch im Keller.«
Deo nickte bestätigend.
»Die Handschrift von 1932 ist anders als die von 1962 und 58«, bemerkte die Kommissarin, die die Akten interessiert studierte.
»Aba 1962 unda ’58 kann de gleicha Handschrift sein.«
»Fangen wir mit dem frühesten an.«
Frieda begann das, was sie entziffern konnte, vorzulesen.
»Wonach suchen wir überhaupt?«
Wir erklärten Frieda noch einmal unsere Theorie, während die Kommissarin schweigend mit dem Kopf nickte. Sie schien sich schon ähnliche Gedanken gemacht zu haben. Und wer weiß, woran Härmle gerade herumdokterte.
»Lesen Sie uns, wenn möglich, alles vor, aber achten Sie vor allem auf Beerdigungen. Vielleicht können Sie ja auch etwas von Kindern in Zusammenhang mit Beerdigungen entziffern«, ergänzte die Blonde.
Die beiden Blätter aus dem Jahr 1932 brachten uns nicht weiter. Frieda unterbrach ihre Vorlesungen immer wieder erstaunt: »Das ist ja interessant … Ja, den kenne ich doch auch noch … Soo, die hat den geheiratet, das ist kein Wunder, dass die Kinder nichts geworden sind.«
Ein Stück Dorfgeschichte wurde für sie wieder lebendig und ließ sie kurzzeitig ihren Schmerz vergessen. Auch für sie war es mühsam, die Handschrift zu entziffern.
Die Blätter aus dem Jahr 1958 brachten den Durchbruch.
»Hier sind die Namen durchgestrichen, bei einer Geburt … und hier direkt danach eine Beerdigung, der Name ist ebenfalls durchgestrichen, aber das Datum, das heißt eindeutig 22. Dezember, zwei Tage vor Heiligabend.
»Das Geburtsdatum, wann war das?«
»Das Datum … Moment, das kann man lesen, ist Montag, der 22. Dezember 1958. Winteranfang. Das ist das Geburtsdatum. Und das Kreuz dahinter sagt wahrscheinlich, dass es auch das Sterbedatum ist. Und die Beerdigung war dann wohl auch am 22. Dezember, da stimmt doch was nicht.«
Unsere Köpfe stießen über dem Ausdruck der Buchseite beinahe zusammen.
»Oh Gott, das arme Kind muss ja gleich nach der Geburt gestorben sein … Und hier, da ist noch mal was durchgestrichen. Wahrscheinlich der Name der Mutter und des Vaters.«
»Kann man die Namen unter dem Durchgestrichenen nicht
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