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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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konnte sie auch nur versuchen, seine Karriere zu zerstören? Erst seine Mutter, der einzige Mensch auf Erden, der ihn wirklich aufzuregen vermochte; dann George Sherman und jetzt auch noch der Direktor der Abteilung. Er würde ihr das nicht durchgehen lassen. Und wie hatte er sie einst geliebt, zu Beginn ihrer Ehe! So süß war sie gewesen, so zerbrechlich und so hingebungsvoll. Was war nur in sie gefahren? Er würde nicht zulassen, daß sie ihn um den Preis seiner Arbeit brachte. Er würde …
    Auf einmal fragte er sich, ob Ballantine sich über all das nicht vielleicht sogar freute. Vielleicht steckten die beiden unter einer Decke, Sherman und Ballantine, um an seinem Stuhl zu sägen. Irgend etwas Seltsames ging in der Klinik vor.
    Neuerlich stieg Furcht in ihm auf. Er mußte etwas tun … aber was?
    Erst ganz langsam, dann aber immer schneller, bildeten sich die ersten Vorstellungen. Und auf einmal wußte er, was er tun konnte. Nein, was er tun mußte.
     
    Noch immer ein wenig beunruhigt von der Unterhaltung mit Thomas Kingsley, beschloß Dr. Ballantine, dem OP-Trakt einen Besuch abzustatten und George Sherman zu suchen. Sherman war vielleicht nicht so genial wie Kingsley, aber er war ebenfalls ein hervorragender Chirurg und ein Administrator, wie man ihn sich besser nicht wünschen konnte. Das Personal bewunderte ihn, und Ballantine erwog ernsthaft, George für den freiwerdenden Posten des Direktors vorzuschlagen, wenn er selbst zurücktrat. Eine ganze Zeitlang hatte das Kuratorium Druck ausgeübt, damit er Thomas ganz auf die Seite der Universität zog und ihn später als Nachfolger präsentieren konnte, aber inzwischen hatte er seine Zweifel, selbst wenn Kingsley überhaupt gewollt hätte.
    Leider operierte George noch. Ballantine war überrascht und hoffte, daß es keinen Ärger gegeben hatte. Seines Wissens hatte George nur am Morgen einen Fall gehabt, und zwar schon um sieben Uhr dreißig. Die Tatsache, daß er sich mitten am Nachmittag immer noch im OP aufhielt, war alles andere als beruhigend.
    Ballantine beschloß, die Zeit mit einem Besuch bei Cassi auf Clarkson Zwei zu überbrücken. Selbst wenn er noch nicht hundertprozentig beruhigt war, wollte er ihr doch schon mit einem vorläufigen Bericht etwas von ihrer Sorge nehmen. In all den Jahren am Boston Memorial hatte Ballantine noch nie einen Fuß in die Psychiatrie gesetzt, und als die schwere Feuertür hinter ihm zufiel, war ihm, als hätte er eine gänzlich neue Welt betreten.
    In mancher Hinsicht hatte Clarkson Zwei nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Krankenhaus. Die Abteilung erinnerte eher an ein zweitklassiges Hotel. Als Ballantine durch die Empfangshalle schritt, vernahm er atonales Klaviergeklimper und den Ton irgendeiner geistlosen Fernsehshow. Es gab keines der Geräusche, die er mit einem normalen Klinikbetrieb verband, weder das Zischen eines Respirators noch das charakteristische Klirren von Infusionsflaschen. Aber am meisten irritierte ihn, daß alle ganz normale Straßenkleidung trugen, womit es unmöglich wurde, Ärzte von Patienten zu unterscheiden.
    Der einzige Ort, der ihm halbwegs vertraut erschien, war das Schwesternzimmer. Dr. Ballantine trat ein.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte eine große elegante Farbige, auf deren Namensschild schlicht Roxanne stand.
    »Ich bin auf der Suche nach Dr. Kingsley-Cassidy«, sagte Ballantine verlegen.
    Bevor Roxanne antworten konnte, steckte Cassi schon ihren Kopf durch die Tür zum angrenzenden Raum. »Dr. Ballantine, was für eine Überraschung!«
    Ballantine war von ihrer zerbrechlichen Schönheit erneut wie bezaubert. Thomas mußte verrückt sein, so viele Nächte in der Klinik zu verbringen.
    »Kann ich einen Moment mit Ihnen sprechen?« fragte er.
    »Natürlich. Wollen wir uns in mein Büro setzen?«
    »Es geht auch hier«, sagte Ballantine und deutete in den leeren Aktenraum neben dem Schwesternzimmer.
    Cassi schob einige der Ordner beiseite. »Ich bin gerade dabei, ein paar Notizen über meine Patienten zusammenzufassen, damit die anderen Ärzte wissen, woran sie sind, während ich mich operieren lasse.«
    Ballantine nickte. »Ich wollte Ihnen nur kurz persönlich Bericht erstatten. Ich habe mich eben mit Thomas unterhalten, und ich muß sagen, das Gespräch war sehr fruchtbar. Er hat zugegeben, hin und wieder eine Dexedrine zu nehmen, um sich wachzuhalten. Was die Schmerzmittel angeht, so hat er mir glaubwürdig versichert, daß er sie nur wegen seiner Migräne nimmt.«
    Cassi

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