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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ich will Ihnen noch etwas sagen: Ich würde mich freuen, wenn Sie oder jemand anderer sich mal mit meiner Verschreibungspraxis beschäftigen würden, denn dann würden Sie sofort sehen, wieviel ich verschreibe und wem.«
    Thomas lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Er zitterte noch immer und wollte nicht, daß es Ballantine auffiel. »Nun«, sagte Ballantine mit offensichtlicher Erleichterung, »das klingt ja ganz vernünftig.«
    »Sie wissen so gut wie ich«, meinte Thomas, »daß jeder von uns hin und wieder eine Tablette nimmt.«
    »Stimmt«, gab Ballantine zu. »Problematisch wird es nur, wenn ein Arzt die Kontrolle über die Dosis verliert, die er zu sich nimmt.«
    »Aber das wäre dann ja Drogenmißbrauch«, wandte Thomas ein. »Ich habe nie mehr als zwei in vierundzwanzig Stunden genommen, und das auch nur, wenn ich Migräne hatte.«
    »Ich muß Ihnen sagen, daß ich sehr erleichtert bin«, sagte Dr. Ballantine. »Offen gestanden, war ich etwas beunruhigt. Sie arbeiten wirklich zu hart, und ich bin immer noch der Meinung, Sie sollten sich ein paar Tage freinehmen.«
    Das glaube ich dir aufs Wort, dachte Thomas.
    »Und ich möchte, daß Sie wissen«, fuhr Ballantine fort, »wie sehr wir alle in der Abteilung Sie schätzen. Wir wollen nur das Beste für Sie. Selbst wenn uns in absehbarer Zeit einige Änderungen ins Haus stehen sollten, betrachte ich Sie immer noch als Eckpfeiler unseres Betriebs.«
    »Das ist ja beruhigend«, sagte Thomas. Beiläufig fügte er hinzu: »Ich nehme an, es war Cassandra, die sich wegen der Tabletten an Sie gewandt hat?«
    »Es spielt wirklich keine Rolle, von wem der Hinweis kam«, sagte Ballantine und erhob sich. »Besonders jetzt, wo es Ihnen gelungen ist, meine Bedenken zu zerstreuen.«
    Thomas war inzwischen hundertprozentig sicher, daß Cassi die Übeltäterin gewesen war. Sie mußte in seine Schreibtischschubladen geschaut und die Döschen gefunden haben. Er stand auf, die Hände geballt. Er wußte, daß er jetzt eine Zeitlang allein sein mußte. Er dankte Ballantine für seine Besorgnis, verabschiedete sich und verließ rasch das Büro.
    Ballantine starrte ihm einen Moment lang nach. Er hatte jetzt ein besseres Gefühl, war aber noch nicht vollständig beruhigt. Die Szene auf der Party ließ ihm keine Ruhe, und dann waren da noch diese hartnäckigen Gerüchte, die sich in der letzten Zeit unter dem Personal ausbreiteten. Er wollte keinen Ärger mit Thomas. Nicht jetzt. Das konnte alles zerstören.
     
    Die Tür zum Wartezimmer flog auf. Doris ließ den Roman, in dem sie gerade las, rasch in eine offene Schublade fallen und schloß sie dann mit einer lautlosen, oft geübten Bewegung. Als sie sah, daß es Thomas war, griff sie nach dem Block mit den telefonischen Nachrichten und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. Sie war den ganzen Nachmittag allein in der Praxis gewesen und freute sich, ein anderes menschliches Wesen zu sehen.
    Thomas benahm sich, als gehörte sie zur Einrichtung. Er ging einfach an ihr vorbei, ohne sie auch nur wahrzunehmen. Sie streckte die Hand aus, um ihn festzuhalten, griff aber zu kurz, und er bewegte sich auf sein Sprechzimmer zu wie ein Schlafwandler. Doris folgte ihm. »Thomas, Dr. Obermeyer hat angerufen und -«
    »Ich will nichts hören«, schnappte er. Wie eine sturmerprobte Vertreterin schob Doris einen Fuß in die Tür. Sie dachte nicht daran, sich abwimmeln zu lassen, bevor sie ihre telefonischen Nachrichten losgeworden war.
    »Raus hier«, brüllte er. Sie zuckte erschrocken zurück. Krachend fiel die Tür ins Schloß.
    Thomas tobte. Alles, was er während des qualvollen Gesprächs mit Ballantine heruntergeschluckt hatte, stieg jetzt wieder in ihm hoch. Seine Augen suchten nach einem Gegenstand, an dem er seine Wut auslassen konnte. Er griff nach einer kleinen Vase, die ihm Cassi kurz nach ihrer Verlobung geschenkt hatte, und schmetterte sie zu Boden. Der Anblick der Scherben tat gut. Er ging zum Schreibtisch, öffnete die zweite Schublade und riß das Percodandöschen heraus, wobei mehrere der Tabletten auf die Schreibtischplatte fielen. Er schob sich eine davon in den Mund, sammelte den Rest wieder ein und ging zum Waschbecken, um sich ein Glas Wasser zu holen.
    Anschließend verstaute er das Tablettendöschen wieder in der Schublade und schloß sie. Langsam beruhigte er sich,konnte Cassis Verrat aber noch immer nicht verwinden. Begriff sie nicht, daß seine Operationen das einzige waren, was ihn wirklich interessierte? Wie

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