Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
fortzufahren. »Sie haben Tausende solcher Operationen durchgeführt, Dr. Kingsley. Niemand wird es Ihnen vorwerfen, wenn Sie eine davon nicht zu Ende führen.«
    Thomas begann zu zittern. Dann riß er sich zu Larrys Erstaunen und Erleichterung die Handschuhe von den Fingern und stürmte aus dem OP.
    Larry seufzte und wechselte einen Blick mit der Springschwester.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte er an das Team gerichtet. Ohne Handschuhe oder Kittel auszuziehen, verließ er den Raum, in der Hoffnung, daß einer der anderen Herzchirurgen in der Nähe war. Als er George Sherman aus OP 6 kommen sah, nahm er ihn beiseite und berichtete ihm leise, was sich zugetragen hatte.
    »Gehen wir«, sagte George nur. »Und ich möchte nirgendwo auch nur ein Sterbenswörtchen darüber hören, kapiert? So was kann jedem von uns einmal widerfahren, und wenn etwas davon an die Öffentlichkeit dringen würde, wäre das eine Katastrophe, nicht nur für Dr. Kingsley, auch für die Klinik.«
    »Ich weiß«, sagte Larry.
     
    Thomas konnte sich nicht erinnern, jemals so wütend gewesen zu sein. Wie konnte Larry es wagen, ihm zu sagen, er sei zu müde, um die Operation zu Ende zu führen? Das Ganze war ein einziger Alptraum gewesen. Gerade die ständige Angst vor einer solchen Katastrophe hatte ihn dazu gebracht, hin und wieder eine Tablette zu nehmen, damit er einschlafen konnte. Er war absolut in der Lage, den Eingriff zu beenden, und wenn er nicht so unter Cassis Untreue gelitten hätte, wäre er kaum auf Larrys Ansinnen eingegangen. Im Casino riß er den Hörer vom Telefon und rief Doris an, um sicherzugehen, daß es keine Notfälle gab. Dann ließ er seine Nachmittagspatienten auf einen anderen Termin verlegen, denn es war schon spät, und er konnte den Gedanken, jetzt noch Sprechstunde zu halten, nicht ertragen. Doris wollte schon wieder auflegen, als ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, daß Ballantine angerufen und Thomas gebeten hatte, auf einen Sprung bei ihm vorbeizuschauen.
    »Was wollte er?« fragte Thomas.
    »Das hat er nicht gesagt«, antwortete Doris. »Ich habe ihn gefragt, ob es um etwas Bestimmtes ginge, für den Fall, daß duein Krankenblatt mitnehmen müßtest oder so, aber er meinte, er wollte sich nur mit dir unterhalten.«
    Thomas erklärte der diensthabenden Schwester, daß er in Dr. Ballantines Büro zu finden sei, falls ein Anruf für ihn käme. Um sich wieder zu fangen und die Kopfschmerzen zu bekämpfen, die seit einiger Zeit immer schlimmer wurden, nahm er ein Percodan aus seinem Schrank und schluckte es. Dann zog er sich einen weißen Kittel über und machte sich auf den Weg, wobei er sich fragte, was Ballantine wohl von ihm wollte. Er konnte sich nicht vorstellen, daß der Direktor ihn zu sich rief, um über den Zwischenfall auf der Party zu sprechen, und ganz bestimmt hatte es nichts mit dem Streit eben im OP zu tun. Wahrscheinlich ging es um die Abteilung im allgemeinen. Er entsann sich der Bemerkung des Kurators am vergangenen Abend und nahm an, daß Ballantine nun endlich die Katze aus dem Sack lassen wollte. Es war nicht auszuschließen, daß der alte Mann daran dachte, in den wohlverdienten Ruhestand zu treten, und nun die Frage der Nachfolge regeln wollte.
    »Danke, daß Sie die Zeit gefunden haben, hereinzuschauen«, sagte Dr. Ballantine, sobald Thomas sich gesetzt hatte. Er schien sich nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen.
    »Thomas«, begann er endlich, »ich denke, wir sollten offen miteinander sein. Ich versichere Ihnen, daß nichts von dem, worüber wir hier sprechen, aus diesem Raum gelangen wird.«
    Thomas schlug die Beine übereinander, sein rechter Fuß begann rhythmisch zu wippen.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie Tabletten nehmen.«
    Der Fuß hielt schlagartig mit seiner nervösen Bewegung inne. Die schwachen Kopfschmerzen wurden plötzlich wieder zu einem hämmernden Inferno. Ansonsten zuckte Thomas mit keiner Wimper, obwohl er an seiner Wut zu ersticken glaubte.
    Ballantine fuhr fort: »Sie sollen wissen, daß es sich dabei keinesfalls um ein ungewöhnliches Problem handelt.«
    »Und was für Tabletten sind das, die ich angeblich nehme?« fragte Thomas, wobei es ihm nur mit äußerster Kraft gelang, sich zu beherrschen.
    »Dexedrine, Percodan und Talwin«, sagte Dr. Ballantine. »Was jeder in so einem Fall nehmen würde.«
    Mit schmalen Augen musterte Thomas Dr. Ballantines Gesicht. Er haßte den väterlichen Ausdruck darauf. Die Ironie, von diesem unfähigen Hanswurst

Weitere Kostenlose Bücher