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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Zimmer war, ist mir eingefallen, wo ich so einen Niederschlag schon einmal gesehen habe. Vor ein paar Wochen mußte ich das Opfer eines Arbeitsunfalls obduzieren. Der Mann hatte sich aus Versehen eine Schüssel konzentriertes Natriumfluorid in den Schoß gekippt. Obwohl er sich sofort abgewaschen hatte, war genug in seinen Körper eingedrungen, daß er daran gestorben ist. In seinen Venen fanden sich die gleichen weißen Ablagerungen.«
    Cassi senkte die Stimme, denn sie wollte nicht, daß Thomas mithören konnte. Immerhin hatte er sie gebeten, die Finger von Roberts PPT-Theorien zu lassen. »Aber niemand verabreicht Natriumfluorid als Medikament.«
    »Außer gegen Karies«, sagte Robert.
    »Ja, aber nicht zur inneren Anwendung«, flüsterte Cassi. »Und schon gar nicht intravenös.«
    »Stimmt«, sagte Robert, »aber weißt du, wie das Opfer dieses Arbeitsunfalls gestorben ist? An epileptischen Anfällenund akutem Herzstillstand. Kommt dir das nicht bekannt vor?«
    Cassi wußte, daß sechs Patienten aus der PPT-Serie mit den gleichen Symptomen gestorben waren, aber sie sagte nichts. Natriumfluorid war nicht das einzige, was als Verursacher in Frage kam, und es hatte keinen Sinn, überstürzte Schlußfolgerungen zu ziehen.
    »Sobald ich wieder im Labor bin, werde ich diese Niederschläge analysieren«, sagte Robert, »und dann weiß ich ja, ob es sich um Natriumfluorid handelt oder nicht. Wenn doch, dann wissen wir beide, was das bedeutet, nicht wahr?«
    »Ich habe so eine Ahnung«, antwortete Cassi widerstrebend.
    »Es bedeutet Mord«, sagte Robert.
    »Worüber habt ihr euch denn unterhalten?« erkundigte sich Thomas, als sie wieder neben ihm auf der Couch saß. »Ist Robert wieder mal auf neue Erkenntnisse in Sachen PPT gestoßen?«
    Zu Cassis Überraschung schien er nur neugierig zu sein, nicht im geringsten aufgebracht. Sie beschloß, daß sie es wagen konnte, ihm ein wenig von Roberts Fortschritten zu erzählen.
    »Er arbeitet noch daran«, sagte sie. »Er hatte gerade angefangen, die verschiedenen Daten miteinander zu vergleichen, da mußte er ins Krankenhaus. Der Computer hat ihn auf einige höchst interessante Punkte hingewiesen.«
    »Zum Beispiel?« fragte Thomas.
    »Oh, mehrere Möglichkeiten«, antwortete Cassi ausweichend. »Man kann nichts ausschließen. Ich meine, in einem Krankenhaus passiert ja so allerhand. Erinnerst du dich noch an die Curare-Affäre in New Jersey?« Cassi lachte nervös.
    »Aber er denkt doch nicht etwa an Mord?« fragte Thomas.
    »Nein, nein«, antwortete Cassi hastig. Es tat ihr schon leid, soviel ausgeplaudert zu haben. »Er hat lediglich bei der letztenAutopsie einen seltsamen Niederschlag entdeckt, über den er mehr herausfinden möchte.«
    Thomas nickte nachdenklich. In der Hoffnung, seine gute Laune wieder herzustellen, fügte Cassi hinzu: »Er ist dir wirklich dankbar, weil du ihm bei der Exituskonferenz zu Hilfe geeilt bist.«
    »Ich weiß«, meinte Thomas mit einem plötzlichen Lächeln. »Ich habe es zwar nicht ihm zuliebe getan, aber wenn er darauf besteht, es so zu sehen, soll’s mir recht sein. Komm, laß uns ins Bett gehen.«
    Als er sie die Treppe hinaufführte, ganz zärtliche Fürsorge, wurde ihr Blick wie magisch von seinen großen blauen Augen angezogen. Sie erschauerte, denn was sie dort las, wußte sie nicht zu deuten.

 
10
     
    Seit ihren Collegetagen war Cassi nicht mehr als Patientin in einem Krankenhaus gewesen. Wie Robert schon angedeutet hatte, handelte es sich jetzt um eine völlig andere Erfahrung. Das Wissen um all die Dinge, die passieren konnten, jagte ihr Angst ein. Da sie am Morgen mit Thomas in die Klinik gefahren war, hatte sie noch mehr als genug Zeit, bevor die Aufnahmeformalitäten beginnen konnten. Eine unfreundliche Schwester erklärte ihr, daß die zuständigen Mitarbeiter erst um zehn Uhr vormittags zum Dienst anträten. Als sie protestierend einwandte, daß über die Notaufnahme ja auch die ganze Nacht über Leute eingewiesen werden konnten, wurde ihr nur lapidar bedeutet, sich um zehn Uhr wieder einzufinden.
    Nachdem sie drei unproduktive Stunden in der Bibliothek verbracht hatte, zu nervös, um sich auf etwas Anspruchsvolleres als Psychologie heute konzentrieren zu können, ging sie zurück in die Aufnahme. Das Personal hatte gewechselt, die unhöfliche Attitüde nicht. Statt alles so unbürokratisch wie möglich über die Bühne gehen zu lassen, bauten sie ein Hindernis nach dem anderen vor ihr auf, als handelte es sich um einen

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