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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Richtung hinunter und stürmte aus dem Krankenhaus. Er mußte sie finden! Er trat das Gaspedal voll durch. Es herrschte nur wenig Verkehr, so daß er die Straße fast für sich allein hatte. Er fuhr kurz bei sich zu Hause vorbei, ehe er nach Boston zurückraste. Gegen zwei Uhr morgens traf er wieder auf dem Gelände des Boston Memorial ein. Er parkte und lief in die Notaufnahme, die im Gegensatz zu der des Essex General auch mitten in der Nacht vollkommen überfüllt war.
    »Hier ist Ihre Frau nicht durchgekommen«, erklärte ihm einer der Pfleger auf seine Frage. Er gab Cassis Namen in den Computer und teilte Thomas dann mit, daß Cassi überhaupt nicht aufgenommen worden sei. »Sie ist heute morgen erst entlassen worden.«
    Thomas hatte ein eiskaltes Gefühl in der Magengrube. Wo konnte sie sein? Ob sie sich vielleicht in die Psychiatrie nach Clarkson Zwei geflüchtet hatte?
    Er hatte sich nie die Mühe gemacht, darüber nachzudenken, warum, aber in der Psychiatrie fühlte er sich immer ausgesprochen unwohl. Schon das Geräusch, das die schwere Feuertür verursachte, wenn sie ins Schloß fiel, verursachte ihm ein leichtes Unbehagen. Er ging den langen, dunklen Korridor entlang. Im Gemeinschaftsraum lief der Fernseher, obwohl niemand zuschaute. Im Schwesternzimmer saß eine junge Frau und las in einer Ärztezeitschrift. Sie blickte auf und betrachtete Thomas, als wäre er ein Patient.
    »Ich bin Dr. Kingsley«, sagte Thomas.
    Die Schwester nickte.
    »Ich suche meine Frau, Dr. Kingsley-Cassidy. Haben Sie sie gesehen?«
    »Nein, Dr. Kingsley. Ich dachte, sie hätte Krankenurlaub.«
    »Hat sie auch, aber ich dachte, sie könnte vielleicht trotzdem hier sein.«
    »Leider nicht. Wenn ich sie sehe, sage ich ihr, daß Sie nach ihr gefragt haben.«
    Thomas dankte ihr und beschloß, seine Praxis aufzusuchen, während er sich überlegte, was er noch tun konnte. Kaum hatte er die Tür des Sprechzimmers hinter sich geschlossen, ging er zum Schreibtisch und nahm eine Handvoll Talwin, die er mit einem kräftigen Schluck Scotch hinunterspülte. Er fragte sich, ob er wohl an einem Magengeschwür litt. Er verspürte einen bohrenden Schmerz direkt unter dem Brustbein, der bis zum Rücken reichte. Aber den Schmerz konnte er ertragen. Schlimmer als der Schmerz war die allgegenwärtige Angst. Er hatte das Gefühl, als könnte er jede Sekunde in tausend kleine Stücke zerspringen. Er mußte Cassi finden. Sein Leben hing davon ab.
    Er zog das Telefon zu sich her. Trotz der späten Stunde rief er Dr. Ballantine an. Cassi hatte schon einmal mit ihm gesprochen; vielleicht würde sie sich wieder an ihn wenden.
    Dr. Ballantine hob nach dem zweiten Klingeln ab. Seine Stimme klang verschlafen. Thomas entschuldigte sich und fragte ihn, ob er etwas von Cassi gehört hätte.
    »Nein«, sagte Ballantine und räusperte sich. »Warum?«
    »Ich weiß auch nicht«, sagte Thomas. »Sie ist ja heute entlassen worden, aber nachdem ich sie nach Hause gefahren hatte, mußte ich noch einmal in die Klinik, so daß ich nicht bei ihr bleiben konnte. Als ich aus dem OP kam, wurde mir ausgerichtet, ich möchte meine Mutter anrufen. Patricia erklärte mir, daß Cassi sich offenbar eine weitere Überdosis Insulin gespritzt hätte. Eine Ambulanz hat sie zum Essex General in unserer Nähe gefahren, aber als ich dort eintraf, hatte sie sich bereits selbst wieder entlassen. Ich habe keine Ahnung, wo sie sich befindet. Ich mache mir große Sorgen.«
    »Thomas, das tut mir aufrichtig leid. Sollte sie mich anrufen, setze ich mich sofort mit Ihnen in Verbindung. Wo kann ich Sie erreichen?«
    »Rufen Sie einfach die Klinik an. Ich gebe in der Zentrale Bescheid, wo man mich findet.«
    Als Dr. Ballantine den Hörer auflegte, drehte seine Frau sich zu ihm um und fragte, was denn gewesen sei. Als Abteilungschef erhielt er nur selten nächtliche Notrufe.
    »Es war Thomas Kingsley«, sagte Ballantine und starrte in die Dunkelheit. »Seine Frau ist offenbar sehr durcheinander. Er fürchtet, sie könnte sich umbringen.«
    »Der arme Mann«, sagte Mrs. Ballantine, während ihr Mann bereits die Decke zurückschlug und die Beine aus dem Bett schwang. »Wo gehst du hin, Liebling?«
    »Nirgendwohin. Schlaf schön wieder ein.«
    Dr. Ballantine fuhr in seinen Morgenrock und verließ das Schlafzimmer. Er hatte das furchtbare Gefühl, daß die Dinge sich ganz und gar nicht so entwickelten, wie sie geplant waren.

 
14
     
    Cassi erwachte mit denselben heftigen Kopfschmerzen, die sie auch

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