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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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neigte. Doch wenn er ihr auch nie ausdrücklich sagte, daß er sie liebte, so zeigte er es ihr doch ohne Unterlaß. Er nahm Cassi mit auf wichtige Visiten und holte sie in den OP, um ihr bestimmte Fälle vorzuführen. An ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest schenkte er ihr ein antikes Diamantcollier. Am darauffolgenden Silvesterabend bat er sie, seine Frau zu werden.
    Cassi hatte nie beabsichtigt zu heiraten, während sie noch in der Ausbildung war. Aber Thomas Kingsley gehörte zu den Männern, auf die sie nicht einmal im Traum zu hoffen gewagt hätte. Vielleicht traf sie nie wieder jemanden wie ihn, und da er selbst Mediziner war, würde er ihr bei der Arbeit nicht hinderlich sein, daran glaubte sie fest. Sie sagte ja, und Thomas geriet ganz aus dem Häuschen.
    Auf dem Rasen vor dem alten Haus mit Blick auf die See wurden sie getraut. Die meisten ihrer Kollegen waren eingeladen und bezeichneten es später als das gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Cassi konnte sich noch an jeden Augenblick jenes herrlichen Frühlingstages erinnern. Der Himmel war schwachblau gewesen, nicht unähnlich den Augen ihres Mannes, die See schmiegte sich relativ ruhig in die Bucht, und die Wellen trugen kleine weiße Schaumkappen.
    Der Hochzeitsempfang war gänzlich von einem Partyunternehmen ausgerichtet worden: Auf dem Rasen standen mehrere mittelalterlich wirkende Zelte, deren flatternde Fahnen alte Heraldiksymbole trugen. Cassi fühlte sich glücklicher als je zuvor in ihrem Leben, und Thomas platzte fast vor Stolz.
    Als die letzten Gäste aufgebrochen waren, gingen Cassi und Thomas am Strand spazieren, ohne sich um die eisige Gischt zu kümmern, die über ihre Füße schwappte.
    Sie verbrachten die Nacht im Ritz-Carlton in Boston, bevor sie in die Flitterwochen nach Europa flogen. Nach ihrer Rückkehr setzte Cassi ihr Studium fort, und nun hatte sie einen mächtigen Fürsprecher. Thomas half ihr, wo immer er konnte. Sie war von jeher eine gute Studentin gewesen, aber mit seiner Unterstützung und Ermutigung übertraf sie sich selbst in einem Ausmaß, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Auch jetzt noch ließ er sie gelegentlich in den OP kommen, um ihr besonders interessante Fälle vorzuführen, und als sie turnusmäßig in der Chirurgie volontierte, ließ er sie assistieren – eine Erfahrung, von der andere Studenten nur träumen konnten. Zwei Jahre später, als sie auf das Examen zusteuerte, bewarb die Pathologie sich um sie, nicht umgekehrt.
    Zutiefst gerührt war sie an dem Wochenende nach ihrem Examen gewesen. Thomas wirkte schon den ganzen Vormittag in Gedanken versunken und abwesend, was Cassi auf einen komplizierten Fall zurückführte, einen Patienten, von dem er ihr am Vorabend beim Essen erzählt hatte und der im Lauf des Tages von außerhalb eingeflogen werden sollte. Er hatte sich dafür entschuldigt, daß es ihm wahrscheinlich nicht möglich sein würde, sie nach der überstandenen Prüfung zum Festessen zu begleiten, und obwohl sie einen leichten Stich der Enttäuschung fühlte, besaß sie volles Verständnis für seine Lage.
    Während der Zeremonie war Thomas wie ein kleiner Jungehinter ihr her zum Podium gelaufen und hatte mit seiner Blitzlichtkamera mindestens dreihundert Fotos gemacht. Anschließend, als Cassi damit rechnete, daß er nun sofort ins Krankenhaus zu seiner Operation müsse, führte er sie über den Rasen zu einem großen schwarzen Cadillac. Verwirrt stieg sie ein. Auf dem Rücksitz erwarteten sie zwei langstielige Gläser und eine eisgekühlte Flasche Dom Perignon.
    Wie in einem phantastischen Traum wurden sie zum Logan Airport gefahren, wo sie an Bord eines Pendelflugzeugs nach Nantucket eilten. Cassi versuchte zu protestieren, schließlich hatte sie nichts anzuziehen und mußte in jedem Fall zuerst nach Hause, aber Thomas versicherte ihr, daß er sich um alles gekümmert hätte, und so war es auch. Er zeigte ihr eine Tasche mit ihren Schminksachen, ihrer Medizin und einigen neuen Kleidern, darunter ein rosa Seidenkleid von Ted Lapidus, das erotischer wirkte als alles, was sie bisher gesehen hatte.
    Sie blieben nur eine einzige Nacht fort, aber was für eine Nacht! Ihre Suite nahm fast das ganze obere Stockwerk in dem ehemaligen Landsitz eines Kapitäns ein, der nun in ein anheimelndes Gasthaus verwandelt worden war. Die Einrichtung war frühviktorianisch, mit entsprechenden Tapeten und einem riesigen Himmelbett. Es gab keinen Fernsehapparat und, noch wichtiger, kein Telefon. Cassi

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