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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schwemmte ihre Nervosität hinweg.
    »Meine Pläne für Colonel Bentworth«, sagte Cassi, »sind …«, sie hielt inne, »daß ich übers Wochenende eine Menge zu lesen habe.«
    »Klingt vernünftig«, sagte Jacob. »In der Zwischenzeitwürde ich ihn vorübergehend auf ein starkes Beruhigungsmittel setzen. Grenzfälle eignen sich nicht für eine langfristige medikamentöse Behandlung, oft kann man ihnen damit aber über einen momentanen psychotischen Zustand hinweghelfen. Gut, was ist letzte Nacht sonst noch vorgefallen?«
    Susan Cheaver, eine der Schwestern, fuhr fort. Mit der ihr eigenen Tüchtigkeit faßte Susan alle signifikanten Ereignisse zusammen, die sich seit dem späten Nachmittag des vergangenen Tages abgespielt hatten. Das einzige darunter, das von der Routine abwich, war ein Fall von körperlicher Mißhandlung, begangen an einer Patientin namens Maureen Kavenaugh. Ihr Mann war zu einem seiner unregelmäßigen Besuche aufgetaucht, und eine Zeitlang schien alles friedlich verlaufen zu sein, bis es zu einem wütenden Wortwechsel kam, gefolgt von einer Reihe heftiger Ohrfeigen, die Mr. Kavenaugh seiner Frau verpaßt hatte. Die Szene spielte sich mitten im Aufenthaltsraum der Patienten ab und hatte einige der anderen Anwesenden sehr erregt. Mr. Kavenaugh hatte überwältigt und aus der Station eskortiert werden müssen. Seine Frau war mit einem Sedativum behandelt worden.
    »Ich habe mehrmals versucht, mich mit dem Mann zu unterhalten«, sagte Roxanne. »Er ist Lastwagenfahrer und hat wenig, um nicht zu sagen, gar kein Verständnis für die Verfassung seiner Frau.«
    »Und was schlagen Sie vor?« fragte Jacob.
    Roxanne sagte: »Ich meine, man sollte Mr. Kavenaugh ermutigen, seine Frau weiterhin zu besuchen, aber nur wenn jemand dabei ist. Ich glaube nicht, daß Maureens inneres Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann, ohne daß er auf die eine oder andere Weise an der Therapie teilnimmt, und es wird nicht einfach werden, ihn dazu zu bringen.«
    Cassi beobachtete und hörte zu, genau wie jedes andere Mitglied der Belegschaft. Nachdem Susan fertig war, erhielten nach und nach auch die anderen Ärzte Gelegenheit, über ihrePatienten zu sprechen. Anschließend meldeten sich noch der Beschäftigungstherapeut und der für die Wiedereingliederung der Patienten in die Gesellschaft zuständige Sozialarbeiter zu Wort. Schließlich fragte Dr. Levine, ob es noch irgendwelche anderen Probleme gebe. Niemand reagierte.
    »Okay«, sagte Dr. Levine, »wir sehen uns auf der Nachmittagskonferenz.«
    Cassi erhob sich nicht sofort. Sie schloß die Augen und holte tief Luft. Die Angst vor der Belegschaftskonferenz hatte ihre Erschöpfung verdrängt, aber jetzt, wo alles vorüber war, kehrte sie stärker als zuvor zurück. Sie hatte nur knapp drei Stunden geschlafen. Und Cassi brauchte ihre Nachtruhe. Wie schön wäre es jetzt, einfach den Kopf auf ihren rechten Arm sinken zu lassen und gleich hier am Konferenztisch einzuschlafen.
    »Ich möchte wetten, Sie sind hundemüde«, sagte Joan Widiker und legte Cassi die Hand auf den Arm.
    Cassi brachte ein schwaches Lächeln zustande. Joans Interesse an ihren Mitmenschen kam von Herzen. Mehr als jeder andere hatte sie sich für Cassi Zeit genommen und ihr damit die erste Woche in der Psychiatrie soweit wie möglich erleichtert.
    »Ich schaff’s schon«, sagte Cassi. Dann fügte sie hinzu: »Hoffe ich.«
    »Sie schaffen es bestimmt«, versicherte Joan ihr. »Sie haben sich heute morgen großartig gehalten.«
    »Finden Sie?« Cassis braune Augen leuchteten.
    »Absolut. Sie haben Jacob sogar eine Art Kompliment entlockt. Es hat ihm gefallen, daß Sie Colonel Bentworth als unbeständig bezeichnet haben.«
    »Erinnern Sie mich nicht daran«, sagte Cassi verloren. »In Wahrheit würde ich einen Schizophrenen wie ihn nicht einmal erkennen, wenn ich mit ihm zum Essen verabredet wäre.«
    »Wahrscheinlich nicht«, pflichtete Joan ihr bei. »Den meisten Menschen würde es ebenso ergehen, vorausgesetzt der Patient erleidet nicht gerade einen psychotischen Schub. Solche Grenzfälle können sich außerordentlich gut unter Kontrolle halten. Sehen Sie sich Bentworth doch an. Er hat es bis zum Colonel gebracht.«
    »Darüber habe ich mir ja auch den Kopf zerbrochen«, sagte Cassi. »Es läßt sich irgendwie nicht miteinander in Einklang bringen.«
    »Bentworth kann jedem Kopfzerbrechen bereiten«, sagte Joan und drückte Cassis Arm. »Kommen Sie, ich spendiere Ihnen einen Kaffee in der Cafeteria.

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