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Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Titel: Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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andern wirkte aufreizend.
    Schilasky zuckte mit den spitzen Schultern und sah seinen Kameraden von der Seite an. »Was ist denn los, Schilasky, was hast du?« Todd zwang einen mitfühlenden Klang in seine Stimme, obwohl er den andern lieber verprügelt hätte. Die Gereiztheit wollte losbrechen.
    »Laß mich in Ruh…« Das klang ungeduldig. »Ich weiß nicht, warum ich dir heut morgen das alles erzählt habe.
    Jetzt wirst du natürlich über mich Witze reißen mit den andern. Und das Ganze ist doch wirklich nicht lustig. Ich weiß schon, sie lachen darüber und wissen doch nicht, daß ich mich die ganze Zeit mit meinem schlechten Gewissen herumschlagen muß. Und immer nur schweigen und hinunterschlucken, das geht auf die Dauer auch nicht. Einmal muß ich reden. Zu dir hab ich Vertrauen gehabt. Aber das war sicher ein Fehler.« Derselbe kurze Blick strich über Todd. Es war ein lauernder Ausdruck darin.
    »Du bist ein Idiot, Schilasky.« Todd sprach übertrieben treuherzig. »Ich bin doch keine Klatschbase. Natürlich, wenn man sich immer abschließt gegen alle, wie du, so wird man mißtrauisch. Das ist begreiflich. Aber ich bin doch dein Freund.«
    Wieder der kurze Blick Schilaskys. Dann:
    »So, bist du das?« Das Schweigen fiel über die beiden und vermischte sich mit der Dunkelheit.
    Denn die Nacht hatte sich plötzlich, wie eine riesige hohle Halbkugel, über die Ebene gestülpt. Geruhsam fächelten die Palmen mit ihren gespreizten Blättern. Das Lager schien leer, und die Feuer waren heruntergebrannt. In der Mitte eines baumfreien Platzes, dicht bei den Maultieren der Mitrailleusensektion, standen zwei große Zelte, in denen noch Licht schimmerte: die Offiziere waren noch wach. Als Todd an dem einen Zelt vorbei schlenderte, sah er Lartigue lesend auf dem schmalen Feldbett liegen. Der Leutnant blickte auf und winkte mit der Hand. Todd trat näher. »Wie geht's, Todd.« Der Leutnant sprach deutsch. Er erhob sich vom Bett und klemmte den Zeigefinger ins Buch.
    »Fertig mit die Maschinengewehr?« fragte er und deutete nach der Richtung, wo die Mitrailleusen standen.
    »Den Maschinengewehren, mon lieutenant«, korrigierte Todd und feixte.
    »Danke, danke«, sagte Lartigue und lachte stumm. »Habe viel Deutsch vergessen, seit letztem Aufenthalt in Rheinland.« Er nickte und seufzte. Dann fuhr er französisch fort. Die Maschinengewehre müßten sauber sein. Vielleicht sei morgen schon etwas los. Dann bot er eine Zigarette an, Todd verbeugte sich eckig. Im aufflammenden Streichholz sah er, daß in des Leutnants Gesicht tiefe Falten waren, um den Mund, auf der Stirn. Lartigue sprach wieder deutsch: »Der Alte«, er deutete mit dem linken Daumen über die Schulter nach dem andern Zelt, »weiß nicht, was er riskiert mit seine indifférence. Und ich kann doch nicht querulieren die ganze Zeit mit ihm. Und erst die Sergeants.«
    Todd war stolz darüber, daß der Leutnant mit ihm sprach. Innerlich ärgerte er sich über diesen Stolz. Aber das half nicht viel. Das gehobene Gefühl blieb. Er gab Bescheid in gewollt lässigem Ton.
    »Nun, unsere Sektion riskiert ja nichts. Wir haben mit ihr genug manövriert und wissen, was wir zu tun haben. Aber die andern… ja, ich glaube auch, daß es ein wenig Verwirrung geben wird.«
    Aus dem Zelt nebenan drangen unverständliche wütende Worte. Dann hörten die beiden das Knarren eines Feldbetts. Capitaine Chabert schien sich über die Unterhaltung zu ärgern.
    »Na, gute Nacht, Todd«, sagte der Leutnant. »Versuchen Sie zu schlafen. Es ist zwar verdammt heiß.« Er legte sich nieder.
    Als Todd aus dem Zelt trat, stieß er einige Schritte weiter mit einer dunklen Gestalt zusammen. Es war der Sergeant Hassa, der Deutschböhme mit den falschen Augen, der Todd grob anfuhr: Er solle machen, daß er weiterkomme und nicht um die Offizierszelte lungern.
    Todd betrachtete den Sergeanten von der Seite, während er neben ihm weiterschritt. Es habe noch nicht zum Appell gepfiffen, erwiderte er. Doch Hassa regte sich auf. Er sprach mit unangenehm hoher Stimme, die ein wenig heiser war. »Sie hoben zu gehen an Ihren Plotz«, sprach er deutsch, mit stark böhmischem Akzent, »sich hinlegen missen Sie und nicht herumtreiben.«
    »Ich habe dem Leutnant etwas melden müssen.« Todd blieb stehen und steckte die Hände in die Hosentaschen. Dann ging er mit aufreizend langsamen Schritten weiter. Er ließ das Becken pendeln und schlenkerte die dürren Beine.
    »Wollen Sie schneller gehen«, bellte der

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