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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Liebhabers mit seiner Pepa: aber ihren unfähigen Ersten Minister wird sie mit Schmach wegschicken. Gründe für solche Ungnade gab es die Menge, gute, unpersönliche, politische Gründe. Er hatte versagt, immer wieder versagt und das Ansehen der Krone geschädigt durch Unfähigkeit, Lässigkeit, durch eine an Hochverrat grenzende Habgier.
    Allein als er ihr das nächste Mal gegenüberstand in seiner ganzen insolenten Männlichkeit, vergaß sie ihre Vorsätze. »Ich höre«, hackte sie auf ihn los, »daß jetzt die Politik des Katholischen Königs im Bett dieser Frauensperson gemacht wird.« Manuel erkannte sogleich, daß er diesmal mit Ableugnungen und Beschwichtigungen nicht durchkommen werde; diesen Strauß mußte er durchfechten. »Falls sich«, erwiderteer kalt, höflich und streitbar, »die ungnädigen Worte Eurer Majestät auf die Gräfin Castillofiel beziehen sollten, dann ist es allerdings richtig, daß ich den Rat dieser Dame zuweilen einhole. Es ist guter Rat. Sie ist durch und durch spanisch und ungewöhnlich gescheit.«
    Da aber hielt sich María Luisa nicht länger. »Du Lump!« brach sie aus. »Du habgieriges, eitles, prahlerisches, räuberisches, verludertes Nichts! Du geiler, leerer, treuloser, brutaler Dummkopf! Ich habe dich aus dem Dreck gezogen. Ich habe dich Haufen Kot in diese glänzende Uniform gesteckt und dich zum Infanten gemacht. Das bißchen, was du von Politik weißt, hab ich dir beigebracht, mühevoll genug, und da stellst du dich hin, du Abschaum, und sagst mir ins Gesicht, du holst dir Rat bei deinem Mensch!« Und scharf und plötzlich, mit der beringten Hand, schlug sie ihm ins Gesicht, rechts und links, daß Blut kam und seinen prunkvollen Gala-Anzug beschmutzte.
    Don Manuel faßte sie mit der einen Hand am Gelenk, mit der andern wischte er sich das Blut vom Gesicht. Für den Bruchteil einer Sekunde war er versucht, zurückzuschlagen und ihr einiges zu sagen, was sie noch härter treffen mußte. Aber er erinnerte sich der übeln Folgen, welche die Ohrfeige gehabt hatte, die er Pepa versetzt hatte, und empfand es als Vergeltung, daß nun er seine Maulschelle empfing. Höflich und ruhig sagte er: »Ich kann nicht glauben, Madame, daß Sie das ernst meinen. Schwerlich hätte die Königin von Spanien zu ihrem Ersten Ratgeber einen Mann bestellt mit den Eigenschaften, die Sie soeben aufzuzählen geruhten. Sie hatten einen Augenblick der Verdunkelung.« Und ehrerbietig schloß er: »Nach dem Vorgefallenen darf ich wohl annehmen, daß meine Gegenwart Eurer Majestät nicht länger erwünscht ist.« Er ließ sich, wie es das Zeremoniell verlangte, auf ein Knie nieder, küßte ihr die Hand, verließ, rückwärts schreitend, den Raum.
    Zu Hause angelangt, sah er, daß sein Jabot, sein Rock, sogar seine weißen Hosen Blutflecke aufwiesen. »Die alte Vettel!« schimpfte er grimmig vor sich hin.
    Er beriet mit seinem Miguel; denn er rechnete damit, daß Doña María Luisa nun auf Rache sinnen werde. Señor Bermúdez fand die Situation Manuels nicht bedrohlich. Die Königin, meinte er, könne ihm Hindernisse in den Weg legen, sie könne ihm seine Ämter nehmen, doch darüber hinaus könne sie ihm wenig anhaben. Schwerlich könne sie den Infanten Manuel vom Hofe verbannen. Im übrigen, fand Don Miguel schlau, wäre es nicht das Schlimmste, wenn jetzt ein anderer an Don Manuels Stelle träte. Es müßten peinliche Konzessionen an Frankreich gemacht werden, und es wäre vielleicht gut, wenn dafür ein Nachfolger die Verantwortung trüge, während Don Manuel, ein Märtyrer und Patriot, grollend beiseite stünde.
    Manuel dachte nach. Don Miguels Überlegungen leuchteten ihm ein. Er heiterte sich auf. »Manuel Godoy hat also wieder einmal alles gut gemacht«, freute er sich. »Und du findest wirklich, mein Lieber«, fragte er, »ich soll ruhig abwarten?«
    »Ich an Ihrer Stelle«, riet Miguel, »würde Ihrer Majestät zuvorkommen. Warum gehen Sie nicht schlankweg zu Don Carlos und bitten um Ihre Entlassung?«
    Don Manuel ging zu Carlos. Es hätten sich, sagte er ihm, in der letzten Zeit zwischen der Königin und ihm, Manuel, in wichtigsten politischen Fragen Meinungsverschiedenheiten ergeben, so scharfe, daß eine erfolgreiche Zusammenarbeit kaum mehr möglich sei. Unter diesen Umständen glaube er dem Vaterland einen Dienst zu tun, wenn er den König bitte, in Zukunft über die Führung der Geschäfte mit Doña María Luisa allein zu beraten. Und da Don Carlos sichtlich nicht verstand, schloß er

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