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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Cayetana gesagt hatte.
    Sie, scheinbar zusammenhanglos, sagte bösartig freundlich: »Was wirst du tun, Francho? Wirst du ins Kloster gehen?« – »Wenn du erlaubst«, antwortete er, »dann komm ich bald zu dir und schaue mir wieder einmal deinen kleinen Jungen an.«
    Sie wandte sich von neuem den Caprichos zu. Betrachtete träumerisch die zahlreichen Mädchen und Frauen. Das war die Alba, das war sie selber, das war Lucía, und da waren viele andere, die Francho auch offenbar sehr genau kannte oder doch zu kennen glaubte. Und er liebte und haßte sie alle. Und in ihnen allen und um sie herum ließ er die Teufel spuken. Er war ein großer Künstler, Francho, aber von der Welt und den Menschen und insbesondere von den Frauen verstand er gar nichts. Es war verwunderlich, was er alles nicht sah, und es war verwunderlich, wie vieles er sah, was gar nicht da war. Er war ein armer, besessener Francho, und man mußte freundlich zu ihm sein und ihm Mut machen.
    »Ils sont très interessants, vos Caprices«, lobte sie. »Sie werden einen guten Platz in deinem Œuvre einnehmen. Ichmöchte sagen, sie sind hervorragend, remarquables. Nur einen Einwand habe ich: sie sind übertrieben, sie sind gar zu traurig und pessimistisch. Ich habe auch viel Böses erlebt, aber so schwarz ist die Welt wirklich nicht, das darfst du mir schon glauben, Francho. Und du selber hast sie früher auch nicht so trüb gesehen. Dabei warst du damals noch gar nicht Erster Maler.« Übertrieben, dachte er, pessimistisch, barbarisch, geschmacklos. Meine Zeichnungen haben es nicht leicht, nicht mit den Lebendigen und nicht mit den Toten. Sie dachte: Glücklich war er eben doch nur, solang er mit mir war. Aus den Radierungen sieht man, wie elend er’s gehabt hat bei der andern.
    Laut sagte sie: »Romantisch war sie, das muß man ihr lassen. Freilich kann man romantisch sein, ohne ringsum Unheil zu stiften.« Und da er schwieg, erläuterte sie: »Sie hat allen Unglück gebracht. Sogar das Geld, das sie dem Arzt hinterließ, hat ihm Unglück gebracht. Und sie hat auch nie gewußt, wer ihr Freund war und wer ihr Feind. Sonst hätte sie’s ihm nicht hinterlassen.«
    Goya hörte zu, verstand nicht alles und blieb versöhnlich. Von ihrem Standpunkt aus hatte sie recht. Sie hatte ihn oft geärgert durch ihr dummes Geschwätz, aber Unglück hatte sie ihm nicht gebracht, und wenn sie ihm helfen konnte, dann tat sie es.
    »Was die Leute über den Doktor Peral zusammenreden«, sagte er, »das stimmt nicht. Die Wirklichkeit ist häufig anders, als dein hübscher, romantischer Kopf sich’s vorstellt.« Ein bißchen verdroß es sie, daß er sie noch immer behandelte, als wäre sie ein kleines, dummes Ding. Doch schmeichelte es ihr, daß er ihr von den Angelegenheiten sprach, die ihm nahegingen. Es war noch etwas da von ihrer früheren Intimität.
    »Wie also war es mit diesem Arzt?« fragte sie. »Hat er sie umgebracht oder nicht?« Er, mit Wärme und Überzeugung, antwortete: »Peral ist genauso schuldig und unschuldig wie ich. Und es wird ein gutes Werk sein, wenn du das gewissenLeuten klarmachst.« Sie war stolz und froh, daß Francisco – es war das erste Mal – sie unumwunden um einen Dienst bat. »Täte ich dir einen Gefallen, Francho?« wollte sie wissen und schaute ihn voll an. Er, etwas trocken, erwiderte: »Einen Unschuldigen zu retten, sollte dir das Herz genauso warm machen wie mir.« Sie seufzte. »Nie willst du zugeben«, beklagte sie sich, »daß dir was an mir liegt.« – »Mir liegt an dir«, gab Francisco zu, ein wenig spöttisch, doch nicht ohne Zärtlichkeit.
    Pepa, als sie aufbrach, sagte:
    »Und zu Pferde hast du mich noch
    Immer nicht gemalt.« – »Ich tu es«,
    Sagt’ er, »wenn du’s willst. Allein ich
    Rate ab.« – »Sogar die Kön’gin«,
    Sagte Pepa, »sieht gut aus zu
    Pferde.« – »Ja«, entgegnete er
    Trocken, » sie sieht gut aus.« Pepa
    Aber klagte: »Du bist immer
    So verdammt aufrichtig, Francho.«
    »Ist das nicht das Beste unsrer
    Freundschaft«, sprach er, »daß wir uns die
    Wahrheit sagen?«

31
    Señor Miguel Bermúdez kam zu Francisco, um sich zu verabschieden.
    »Was Don Manuel und die Königin für sich selber anstreben«, erklärte er dem Freunde, »das läßt sich in Amiens vermutlich durchsetzen. Aber einen guten Frieden kann ich nicht nach Hause bringen. Wenn ich für Spanien viel erreiche, dann ist es eine freundliche Formulierung, so daß wenigstens das Prestige gewahrt bleibt. Ich beteilige mich ungern an

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