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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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meinem Büro und wusste nicht, was ich tun, denken oder fühlen sollte. Ich zitterte am ganzen Körper. Nach einer Weile habe ich ein paar von den Dingen ausprobiert, mit denen man festzustellen versucht, ob man träumt. Sie waren alle negativ. Es war wirklich passiert.
    Camille lebte.
    Meine Schwester hatte den Wald aus eigener Kraft verlassen. Genau wie Gil Perez.
    Ich rief Lucy auf ihrem Handy an.
    »Hey«, sagte sie.
    »Du wirst nicht glauben, was die Schwester von Gil Perez mir gerade erzählt hat.«
    »Was?«
    Ich erzählte es ihr. Als ich an die Stelle kam, wo Camille den Wald aus eigener Kraft verlassen hat, schnappte Lucy hörbar nach Luft.
    »Und du glaubst ihr?«, fragte Lucy.
    »Das mit Camille, meinst du?«
    »Ja.«
    »Warum sollte sie das behaupten, wenn es nicht stimmt?«
    Lucy sagte nichts.
    »Was? Denkst du, sie lügt? Aber dafür hat sie doch überhaupt kein Motiv.«
    »Ich weiß nicht, Paul. Wir wissen so viel noch nicht.«
    »Das ist mir klar. Aber überleg doch mal. Glenda Perez hat doch keinen Grund, mich in diesem Punkt zu belügen.«

    Schweigen.
    »Was ist, Lucy.«
    »Es ist bloß seltsam, weiter nichts. Wenn deine Schwester lebt, wo ist sie dann die ganze Zeit gewesen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    Ich dachte darüber nach, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Lucy hatte eine gute Frage gestellt. Was jetzt? Was sollte ich jetzt tun?
    Lucy sagte: »Ich hab nochmal mit meinem Vater gesprochen.«
    »Und?«
    »Er erinnert sich an irgendwas, das in der Nacht passiert ist.«
    »An was?«
    »Das sagt er mir nicht. Er will es nur dir sagen.«
    »Mir?«
    »Ja. Ira hat gesagt, dass er dich sprechen will.«
    »Jetzt?«
    »So bald wie möglich.«
    »Dann sofort. Soll ich dich abholen?«
    Sie zögerte.
    »Was ist?«
    »Ira hat gesagt, er will mit dir allein sprechen. Wenn ich dabei bin, würde er nichts erzählen.«
    »Okay.«
    Wieder ein Zögern.
    »Paul?«
    »Was ist?«
    »Hol mich doch trotzdem ab. Ich warte dann so lange im Wagen, wenn du zu ihm reingehst.«

    Detective York und Detective Dillon von der Mordkommission saßen im »Technikraum« und aßen Pizza. Der Technikraum war eigentlich ein Pausenraum, in den bei Bedarf Fernseher, Videorekorder und Ähnliches hineingerollt wurden.
    Max Reynolds trat ein. »Wie geht’s denn so?«
    Dillon sagte: »Die Pizza ist furchtbar.«
    »Tut mir leid.«
    »Wir sind in New York, verdammt noch mal. Im Big Apple. In der Heimat der Pizza. Und das Ding hier schmeckt, als ob es aus irgendeinem Scheißhaus käme.«
    Reynolds stellte den Fernseher an. »Tut mir wirklich leid, dass die Cuisine nicht dem Standard entspricht, den Sie sonst gewöhnt sind.«
    »Übertreib ich etwa?« Dillon wandte sich an York. »Also mal ehrlich, schmeckt das wie Pennerkotze, oder liegt das an mir?«
    York sagte: »Das ist dein drittes Stück.«
    »Und aller Wahrscheinlichkeit nach auch mein letztes. Nur um zu zeigen, dass ich es ernst meine.«
    York wandte sich an Reynolds. »Was haben Sie für uns?«
    »Ich glaube, ich habe den Mann gefunden. Oder wenigstens seinen Wagen.«
    Dillon biss noch einmal wie ein hungriges Raubtier in seine Pizza. »Weniger reden, mehr zeigen.«
    »An einer Ecke zwei Blocks vom Fundort der Leiche entfernt ist ein Lebensmittelgeschäft«, sagte Reynolds. »Der Besitzer hat Probleme mit Ladendieben, die ihm die Waren aus den Auslagen vor der Tür klauen. Also hat er seine Überwachungskamera aus dem Laden nach vorn auf den Gehweg gerichtet.«
    Dillon sagte: »Koreaner?«
    »Wie bitte?«
    »Der Besitzer von diesem Lebensmittelladen. Der ist Koreaner, stimmt’s?«
    »Keine Ahnung. Was hat das damit zu tun?«

    »Ich setze Dollars gegen Donuts, dass der Koreaner ist. Also richtet er seine Kamera auf die Straße, weil irgend so’n Arschloch ihm eine Apfelsine klaut. Dann fängt er an rumzukrakeelen, dass die Polizei ihm helfen soll, weil er doch schließlich auch seine Steuern zahlt, obwohl er wahrscheinlich zehn Illegale beschäftigt, und dass jetzt sofort was passieren muss. Als ob die Bullen nichts Besseres zu tun hätten, als seine beschissenen und völlig verschwommenen Videos durchzugucken, bis sie diesen heimtückischen Obstdieb gefunden haben.«
    Er brach ab. York sah Max Reynolds an. »Sie können fortfahren.«
    »Jedenfalls ist auf dem Film tatsächlich ein Stück Straße zu sehen. Also gucken wir uns die Bänder an und suchen nach Autos aus dieser Zeit – also Autos, die über dreißig Jahre alt sind –, und

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