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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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XJR mit dem neuen 3-D-Verstärker liefert nicht nur ein klareres Querschnittsbild vom Boden, es …«
    »Barrett?«, unterbrach Muse.
    Er schob seine Brille hoch. »Was ist?«
    »Seh ich so aus, als würde es mich auch nur im Geringsten interessieren, wie Ihr neues Spielzeug funktioniert?«
    Wieder schob er die Brille hoch. »Äh …«
    »Mich interessiert nur, dass Ihr Spielzeug funktioniert. Also erzählen Sie mir, was Sie gefunden haben, bevor ich auf jemanden schieße.«
    »Knochen, Muse«, sagte er lächelnd. »Wir haben Knochen gefunden.«
    »Menschenknochen, ja?«
    »Definitiv. Weil wir auch zuerst den Schädel gefunden haben. Dann haben wir aufgehört, und jetzt sind die Profis da zugange.«
    »Wie alt sind sie?«
    »Was, die Knochen?«
    »Nein, Barrett, die Eichen. Ja, die Knochen.«
    »Woher soll ich denn das wissen? Vielleicht kann Ihnen die Leichenbeschauerin weiterhelfen. Die ist jetzt auch am Tatort.«
    Muse eilte an ihm vorbei. Lowell folgte ihr. Vor ihr waren ein paar große Scheinwerfer aufgebaut, die fast so hell waren wie an einem Filmset. Sie wusste, dass viele Grabungsteams extrem starke Lampen benutzten, selbst wenn sie bei strahlendem Sonnenschein
arbeiteten. Ein Forensiker hatte ihr einmal erzählt, dass das helle Licht ihnen half, das Gold aus dem Sand zu sieben: »Ohne die hellen Scheinwerfer ist das, als wollte man besoffen in einer dunklen Bar feststellen, wie scharf die Braut ist, mit der man redet. Man glaubt, man hat einen echten Fang gemacht, und am nächsten Morgen könnte man sich dann in den Arsch beißen.«
    Lowell deutete auf eine hübsche Frau mit Gummihandschuhen. Muse nahm an, dass sie eine Studentin war – sie konnte noch keine dreißig sein. Sie hatte lange, pechschwarze Haare, die perfekt nach hinten gekämmt waren wie bei einer Flamencotänzerin.
    »Das ist Doc O’Neill«, sagte Lowell.
    »Sie ist Ihre Leichenbeschauerin?«
    »Ja. Ihnen ist doch klar, dass der Leichenbeschauer hier von den Leuten gewählt wird?«
    »Sie meinen, mit Wahlkampagnen und allem drum und dran? So nach dem Motto: Hallo, ich bin Doktor O’Neill. Ich kann wirklich gut mit Toten umgehen.«
    »Ich würd ja gern eine geistreiche Antwort geben«, sagte Lowell, »aber ihr Großstadtpinkel seid einfach zu clever für uns Bauerntölpel.«
    Als Muse näher kam, sah sie, dass »hübsch« eine Untertreibung gewesen war. Tara O’Neill sah großartig aus. Muse sah auch, dass das Spurensicherungsteam sich von ihrem Aussehen durchaus ablenken ließ. Am Tatort hatte nicht der Leichenbeschauer das Sagen, sondern die Polizei. Trotzdem sahen alle immer wieder zu O’Neill hinüber. Muse ging zu ihr.
    »Ich bin Loren Muse, Chefermittlerin von Essex County.«
    Die Frau streckte ihr eine behandschuhte Hand entgegen. »Tara O’Neill, Leichenbeschauerin.«
    »Was können Sie mir über die Leiche sagen?«
    Sie sah Muse einen Moment lang argwöhnisch an, als Lowell
aber mit einem kurzen Nicken sein Einverständnis erklärt hatte, antwortete sie: »Waren Sie das, die Mr Barrett hier rausgeschickt hat?«, fragte O’Neill.
    »Das war ich.«
    »Kurioser Bursche.«
    »Das ist mir nicht entgangen.«
    »Aber sein Gerät funktioniert. Ich hab zwar keine Ahnung, wie er diese Knochen gefunden hat, aber das ist eine reife Leistung. Sie haben aber auch ein bisschen Glück gehabt, weil sie gleich zu Anfang auf den Schädel gestoßen sind.«
    O’Neill blinzelte und wandte den Blick ab.
    »Gibt’s Probleme?«, fragte Muse.
    O’Neill schüttelte den Kopf. »Ich bin hier in der Gegend groß geworden. Wir haben hier früher oft gespielt. Man sollte meinen, dass man da irgendwas merkt, wenn da eine Leiche begraben liegt, dass man ein unheimliches Gefühl hat oder so. Aber wir haben nichts gespürt.«
    Muse klopfte mit dem Fuß auf den Boden, während sie wartete.
    »Als diese Teenager verschwunden sind, war ich zehn Jahre alt. Ich war oft mit meinen Freunden hier, wissen Sie. Wir haben am Lagerfeuer gesessen und uns Geschichten ausgedacht, dass die beiden Jugendlichen, die nie gefunden wurden, noch irgendwo hier draußen sind, als Zombies oder so, und dass sie uns verfolgen und umbringen. Das war albernes Gerede und sollte eigentlich nur dazu dienen, dass der Freund einem seine Jacke gab und den Arm um die Schultern legte.«
    Tara O’Neill schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Doctor O’Neill?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie mir bitte erzählen, was Sie gefunden haben?«
    »Wir arbeiten noch dran, aber soweit ich es bisher beurteilen

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