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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Bypass zum Nachtisch bestellt hätte. Aber wenn ich ehrlich war, hatte ich genau das gewollt. Ich nahm
ihn in beide Hände und spürte, wie meine Finger im Brötchen versanken.
    »Mr Copeland?«
    Ich kannte den jungen Mann neben mir nicht.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht?«, sagte ich. »Ich bin gerade beim Essen.«
    »Das ist für Sie.«
    Er legte einen Zettel auf den Tisch und ging. Es war ein zusammengefalteter gelber Haftzettel. Ich faltete ihn auseinander.
    Bitte leisten Sie mir in der Nische rechts hinter Ihnen Gesellschaft.
    EJ Jenrette
    Er war von Edwards Vater. Ich sah meinen geliebten Burger an. Er erwiderte den Blick. Ich hasse kaltes oder wieder aufgewärmtes Essen. Also aß ich ihn. Ich war am Verhungern. Ich versuchte, ihn nicht herunterzuschlingen. Das Bier dazu schmeckte verdammt gut.
    Als ich fertig war, stand ich auf und ging nach rechts hinten in die Nische. EJ Jenrette war da. Vor ihm stand ein Glas, dessen Inhalt wie Scotch aussah. Er hatte es mit beiden Händen umfasst, als müsste er es beschützen. Sein Blick durchbohrte den Whisky.
    Er blickte nicht auf, als ich in der Nische Platz nahm. Wenn ihn meine Verspätung ärgerte – sofern sie ihm überhaupt aufgefallen war –, konnte er diesen Ärger sehr gut verbergen.
    »Sie wollten mich sprechen«, sagte ich.
    EJ nickte. Er war ein kräftig gebauter Mann, ein ehemaliger Sportler, dem die Designerhemden am Hals immer noch zu eng waren. Ich wartete.
    »Sie haben ein Kind«, sagte er.
    Ich wartete weiter.

    »Was würden Sie unternehmen, um Ihre Tochter zu schützen?«
    »Erst einmal«, sagte ich, »würde ich sie nie auf eine Party im Verbindungshaus Ihres Sohnes lassen.«
    Er blickte auf. »Das ist nicht komisch.«
    »Sind wir jetzt fertig?«
    Er trank einen großen Schluck.
    »Ich werde dem Mädchen hunderttausend Dollar geben«, sagte Jenrette. »Und zusätzlich spende ich der Stiftung Ihrer Frau hunderttausend Dollar.«
    »Wunderbar. Wollen Sie die Schecks gleich hier ausschreiben?«
    »Im Gegenzug lassen Sie die Klage fallen.«
    »Nein.«
    Er sah mir in die Augen. »Er ist mein Sohn. Wollen Sie wirklich, dass er die nächsten zehn Jahre im Gefängnis sitzt?«
    »Ja. Aber wie hoch das Urteil ausfällt, muss der Richter entscheiden.«
    »Er ist noch ein Kind. Man kann ihm allenfalls vorwerfen, dass er sich nicht unter Kontrolle gehabt hat.«
    »Sie haben eine Tochter, stimmt’s, Mr Jenrette?«
    Jenrette starrte durch seinen Whisky.
    »Wenn ein paar schwarze Jungs aus Irvington sie gepackt, in ein Zimmer gezerrt und ihr das angetan hätten, wären Sie dann damit einverstanden, dass die Sache unter den Teppich gekehrt wird?«
    »Meine Tochter ist keine Stripperin.«
    »Nein, Sir, das ist sie nicht. Sie hat alle erdenklichen Privilegien im Leben. Ihr stehen alle Möglichkeiten offen. Warum sollte sie sich für Geld ausziehen?«
    »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte er. »Kommen Sie mir nicht mit diesem sozio-ökonomischen Scheiß. Sie wollen doch nicht sagen, sie war benachteiligt und hatte daher keine andere
Möglichkeit, außer Hure zu werden? Also bitte. Das ist eine Beleidigung für jeden Armen, der es geschafft hat, dem Ghetto durch Arbeit zu entkommen.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Ghetto?«
    Er sagte nichts.
    »Sie wohnen in Short Hills, oder, Mr Jenrette?«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Dann erzählen Sie mir doch«, sagte ich, »wie viele von Ihren Nachbarinnen sich fürs Strippen entschieden haben, oder, wie sie es ausdrücken, zu Huren geworden sind?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was Chamique Johnson tut oder nicht tut, spielt für die Vergewaltigung überhaupt keine Rolle. Das ist allein ihre Sache. Ihr Sohn hat nicht zu entscheiden, wer es verdient, vergewaltigt zu werden und wer nicht. Aber auch das ist egal. Chamique Johnson hat gestrippt, weil sie nur eingeschränkte Möglichkeiten hatte, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist bei Ihrer Tochter anders.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie verstehen es wirklich nicht.«
    »Was?«
    »Die Tatsache, dass Chamique gezwungen war, zu strippen und ihren Körper zu verkaufen, mindert Edwards Schuld in keiner Weise. Wenn überhaupt, erhöht sie sich dadurch noch.«
    »Mein Sohn hat sie nicht vergewaltigt.«
    »Um das zu klären, haben wir ja die Verhandlung«, sagte ich. »Sind wir jetzt fertig?«
    Schließlich sah er mich doch noch an. »Ich kann Ihnen das Leben schwer machen.«
    »Offensichtlich haben Sie schon damit angefangen.«
    »Der Spendenstopp?« Er zuckte die

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