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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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auch, trotzdem wollte ich die Unsinnigkeit dieser Behauptung deutlich herausstellen.
    »Erzählen Sie uns doch bitte, in welcher Form Sie ihr das mitgeteilt haben«, sagte ich.
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
    »Haben Sie Miss Johnson gefragt, ob sie etwas trinken will?«
    »Ja.«
    »Und sie hat diese Frage bejaht?«
    »Ja.«
    »Und was haben Sie dann gesagt?«
    »Ich habe sie gefragt, ob ich ihr etwas Punsch holen soll.«
    »Und was hat sie geantwortet?«
    »Sie hat ja gesagt.«
    »Und was dann?«
    Er rutschte auf dem Stuhl nach vorne. »Dann hab ich ihr gesagt, dass Alkohol drin ist.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Einfach so?«
    »Einspruch!« Pubin stand auf. »Einfach wie? Er hat gesagt, dass Alkohol drin ist. Die Frage wurde gestellt und beantwortet.«
    Er hatte Recht. Es war wirklich am besten, wenn ich diese für jeden erkennbare Lüge so stehen ließ. Ich signalisierte dem
Richter, dass ich fortfahren würde. Ich ging mit Flynn den weiteren Verlauf des Abends durch. Er hielt sich an die Geschichte, die er schon der Polizei erzählt hatte: Chamique hätte sich betrunken und dann mit Edward Jenrette geflirtet.
    »Wie haben Sie darauf reagiert?«
    Er zuckte die Achseln. »Edward ist im letzten Studienjahr, ich bin im ersten. Da kommt so was schon mal vor.«
    »Also glauben Sie, Chamique war beeindruckt, weil Mr Jenrette älter und reifer als Sie ist?«
    Wieder beschloss Pubin, auf einen Einspruch zu verzichten.
    »Ich weiß nicht«, sagte Flynn. »Schon möglich.«
    »Ach übrigens, sind Sie je im Zimmer von Mr Marantz und Mr Jenrette gewesen?«
    »Klar.«
    »Wie oft?«
    »Ich weiß nicht. Ziemlich oft.«
    »Wirklich? Obwohl Sie nur im ersten Jahr sind?«
    »Sie sind trotzdem meine Freunde.«
    Ich sah ihn skeptisch an. »Waren Sie häufiger als einmal in ihrem Zimmer?«
    »Ja.«
    »Häufiger als zehnmal?«
    »Ja.«
    Ich sah ihn noch skeptischer an. »Gut, dann sagen Sie mir doch, was für eine Musikanlage sie im Zimmer haben?«
    Flynn antwortete sofort: »Sie haben ein iPod-System mit Bose-Lautsprechern.«
    Das wussten wir natürlich längst. Wir hatten das Zimmer durchsucht. Es gab Fotos.
    »Und der Fernseher in ihrem Zimmer? Wie groß ist der denn so?«
    Er lächelte, als hätte er meine Falle erkannt. »Sie haben keinen.«

    »Überhaupt keinen Fernseher?«
    »Nein.«
    »Also gut, zurück zur fraglichen Nacht …«
    Flynn spann weiter an seiner Geschichte. Er hatte mit seinen Freunden gefeiert.
    Er hatte gesehen, wie Chamique und Jenrette Händchen hielten. Natürlich hatte er keine Ahnung, was danach passiert war. Später in der Nacht hatte er Chamique dann wieder getroffen und sie zur Bushaltestelle begleitet.
    »Wirkte sie aufgeregt?«, fragte ich.
    Nein, ganz im Gegenteil, behauptete Flynn. Chamique hätte »gelächelt«, wäre »fröhlich« gewesen und hätte »sorglos« gewirkt. Er trug das Bild einer heilen Welt viel zu dick auf.
    »Als Chamique Johnson dem Gericht also erzählt hat, dass Sie mit Ihnen zum Bierfass und dann nach oben gegangen ist, wo sie dann im Flur gepackt wurde«, sagte ich, »war das alles gelogen?«
    Flynn war klug genug, den Köder nicht zu schlucken. »Ich kann Ihnen nur das sagen, was ich gesehen habe.«
    »Kennen Sie jemanden, der Cal oder Jim heißt?«
    Er überlegte. »Jims kenne ich schon ein paar. Einen Cal glaube ich nicht.«
    »Ist Ihnen bekannt, dass Miss Johnson behauptet, dass die Männer, die sie vergewaltigt haben, Cal und Jim hießen ?« Ich wollte nicht, dass Flair mit seinen Wortklaubereien Einspruch erhob, rollte aber bei dem Wort hießen doch mit den Augen.
    Flynn überlegte, wie er damit umgehen sollte. Er entschied sich für die Wahrheit. »Ich habe es gehört.«
    »War auf der Party jemand, der Cal oder Jim hieß?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Verstehe. Und Sie kennen auch keinen Grund, warum Mr Jenrette und Mr Marantz sich so ansprechen könnten?«
    »Nein.«

    »Haben Sie diese beiden Namen je zusammen gehört? Ich meine vor der angeblichen Vergewaltigung?«
    »Soweit ich mich erinnern kann, nicht.«
    »Also können Sie uns auch nichts Erhellendes dazu sagen, warum Miss Johnson behauptet, ihre Vergewaltiger hätten Cal und Jim geheißen?«
    Pubin legte laut Einspruch ein. »Woher soll er wissen, warum diese gestörte, betrunkene Frau lügt?«
    Ich sah den Zeugen weiter an. »Ihnen fällt nichts dazu ein, Mr Flynn?«
    »Nein«, sagte er bestimmt.
    Ich sah Loren Muse an. Sie hatte den Kopf gesenkt und hantierte mit ihrem BlackBerry. Dann

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