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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Parkplatz und wählte Sams Nummer. Die Erde rings um meinen Wagen war übersät mit Kastanien, und ich hob eine auf, entfernte die stachelige Schale und warf die braune Kugel hoch in die Luft, während ich wartete, dass Sam ranging: beiläufiger Anruf, vielleicht um eine Verabredung für den Abend zu treffen, falls jemand mich sah und sich Gedanken machte; nichts Wichtiges.
    »O'Neill«, sagte Sam.
    »Sam, ich bin’s, Rob«, sagte ich und fing die Kastanie wieder auf. »Ich bin in Knocknaree, an der Ausgrabung. Ich brauche dich und Maddox, so schnell wie möglich, mit ein paar Leuten zusätzlich und einem Team von der Kriminaltechnik, wenn’s geht, Sophie Miller. Die sollen einen Metalldetektor mitbringen und jemanden, der sich mit dem Ding auskennt. Ich warte oben an der Siedlung auf euch.«
    »Alles klar«, sagte Sam und legte auf.

    Er würde mindestens eine Stunde brauchen, um alle zu mobilisieren und nach Knocknaree zu kommen. Ich fuhr meinen Wagen den Hügel hoch, wo er von den Archäologen nicht zu sehen war, setzte mich auf die Motorhaube und wartete. Die Luft roch nach dürrem Gras und Gewitter. Knocknaree hatte sich abgeschottet, die fernen Hügel unsichtbar unter Wolken, der Wald ein dunkler Streifen unten am Hang. Es war genug Zeit vergangen, um Kinder wieder draußen spielen zu lassen. Aus der Siedlung war schwaches Gekreische zu hören, vor Ausgelassenheit oder Angst oder sowohl als auch. Die Autoalarmanlage heulte noch immer, und irgendwo bellte ein Hund wie verrückt.
    Bei jedem Geräusch wuchs meine Anspannung. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, während ich Übereinstimmungen und Beweisfragmente zusammensetzte, mir überlegte, was die anderen wissen mussten, wenn sie eintrafen. Und irgendwo unter dem Adrenalin lag die Erkenntnis, dass Katy Devlins Tod, wenn ich recht hatte, aller Wahrscheinlichkeit nach nichts damit zu tun hatte, was Peter und Jamie zugestoßen war.
    Ich war so konzentriert, dass ich beinahe vergaß, worauf ich wartete, und als die anderen eintrudelten, sah ich sie mit dem entgeisterten Blick eines Fremden: unauffällige dunkle Pkw und ein weißer Van rollten fast lautlos heran, Türen glitten auf; die Männer in dunklen Anzügen und die gesichtslosen Kriminaltechniker mit ihren glänzenden, komplizierten Geräten, bereit, der Ausgrabungsstätte wie Chirurgen Stück für Stück die Haut abzuziehen. Das Zuknallen der Autotüren klang schwach und tödlich präzise, gedämpft durch die drückende Luft.
    »Was liegt an?«, sagte Sam. Er hatte Sweeney und O'Gorman und einen Rothaarigen mitgebracht, den ich vage von der hektischen Zeit im SOKO-Raum vor ein paar Wochen wiedererkannte. Ich rutschte vom Land Rover, und alle gruppierten sich um mich, Sophie und ihre Leute zogen schon Handschuhe über, Cassies schmales, regloses Gesicht blickte über Sams Schulter.
    »In der Nacht, als Katy Devlin starb«, sagte ich, »verschwand aus dem Fundschuppen auf dem Ausgrabungsgelände eine Kelle. Die Kellen, die von den Mitarbeitern benutzt werden, bestehen aus einem Klingenblatt, das an einem Holzgriff befestigt ist. Der Griff ist fünfzehn bis achtzehn Zentimeter lang, verjüngt sich zur Klinge hin und ist am Ende abgerundet. In den Griff der Kelle, die verschwunden ist, sind die Buchstaben ›S.C.‹ eingebrannt – die Initialen des Besitzers, Sean Callaghan, der angibt, er habe die Kelle um halb sechs am Montagabend im Fundschuppen vergessen. Die Beschreibung passt zu Coopers Beschreibung des Gegenstandes, mit dem Katy Devlin sexuell missbraucht wurde. Niemand wusste, dass die Kelle im Fundschuppen lag, was die Vermutung nahelegt, dass sie spontan als Waffe benutzt wurde und der Schuppen möglicherweise unser Haupttatort ist. Sophie, könnt ihr da anfangen?«
    »Luminolkoffer«, sagte Sophie zu einem Mitarbeiter, der sich aus der Gruppe löste und die Heckklappe des Van öffnete.
    »Drei Personen haben einen Schlüssel zum Fundschuppen«, sagte ich. »Ian Hunt, Mark Hanly und Damien Donnelly. Auch Sean Callaghan können wir nicht ausschließen: Er könnte sich die ganze Geschichte mit der vergessenen Kelle ausgedacht haben. Hunt und Hanly haben ein Auto, was bedeutet, falls einer von ihnen der Täter ist, könnte er die Leiche im Kofferraum versteckt oder transportiert haben. Callaghan und Donnelly haben kein Auto, soweit ich weiß, sie hätten die Leiche also irgendwo in der Nähe verstecken müssen, vermutlich auf dem Gelände. Wir müssen alles genau durchkämmen und können

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