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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Rosalind, ›Nächsten Montag‹, und plötzlich hatte ich das Gefühl ... es kam mir auf einmal völlig verrückt vor. Ich hab zu Rosalind gesagt, wir sollten stattdessen vielleicht besser zur Polizei gehen oder so. Aber da ist sie total ausgeflippt. Sie hat immer wieder gesagt, ›Ich hab dir vertraut, ich hab dir wirklich vertraut ...‹«
    »Sie hat Ihnen vertraut«, sagte Cassie. »Aber nicht genug, um mit Ihnen zu schlafen?«
    »Doch«, sagte Damien leise, nach einem Augenblick. »Ich meine, sie hat mit mir geschlafen. Nachdem wir das beschlossen hatten, das mit Katy ... da war für Rosalind alles anders, als sie wusste, dass ich das für sie tun würde. Wir ... sie hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass sie je dazu in der Lage wäre, aber ... sie wollte es versuchen. Ich hatte da schon bei der Ausgrabung angefangen, daher konnte ich mir ein gutes Hotel leisten – sie hatte was Hübsches verdient, fand ich. Beim ersten Mal, da ... konnte sie es nicht. Aber in der Woche darauf sind wir wieder hin und ...« Er biss sich auf die Lippen. Er kämpfte schon wieder mit den Tränen.
    »Und danach«, sagte Cassie, »konnten Sie es sich wohl kaum noch anders überlegen.«
    »Genau das war das Problem. In der Nacht, als ich gesagt hab, wir sollten vielleicht lieber zur Polizei gehen, da ... da hat Rosalind gedacht, ich hätte nur gesagt, ich würde es machen, um sie ... ins Bett zu kriegen. Sie ist so zart, so schlimm verletzt worden – sie sollte doch nicht denken, ich wollte sie bloß benutzen. Können Sie sich vorstellen, was das bei ihr angerichtet hätte?«
    Wieder Schweigen. Damien wischte sich mit einer Hand fest über die Augen und gewann die Fassung zurück.
    »Dann haben Sie also beschlossen, die Sache durchzuziehen«, sagte Cassie gelassen. Er nickte. »Wie haben Sie Katy zum Ausgrabungsgelände gelockt?«
    »Rosalind hat ihr erzählt, ein Bekannter, der bei der Ausgrabung mitmacht, hätte ... da so was gefunden ...« Er machte eine vage Handbewegung. »Ein Medaillon. Ein altes Medaillon mit einem kleinen Gemälde von einer Tänzerin drin. Rosalind hat Katy erzählt, es wäre richtig alt und irgendwie magisch oder so, und sie hätte ihr ganzes Erspartes genommen und dem Bekannten – das war ich – das Medaillon abgekauft, als Geschenk, das Katy in der Ballettschule Glück bringen sollte. Katy müsste es aber selbst abholen, der Bekannte würde sie nämlich für eine tolle Tänzerin halten und wollte ein Autogramm von ihr, weil sie bestimmt mal berühmt werden würde, und sie müsste nachts hin, weil er Fundstücke nicht verkaufen dürfte und das deshalb ein Geheimnis bleiben müsste.«
    Mir fiel Cassies Geschichte ein, wie sie als Kind vom Hausmeister ihrer Schule in einen Schuppen gelockt worden war: Möchtest du Murmeln? Kinder denken anders, hatte sie gesagt. Katy hatte sich genau wie Cassie damals arglos in Gefahr begeben, weil sie sich die Chance auf einen geheimnisvollen Zauber nicht entgehen lassen wollte.
    »Ich meine, verstehen Sie, was ich meine?«, sagte Damien mit einem flehenden Unterton. »Die hat ehrlich geglaubt, die Leute würden praktisch Schlange stehen für ein Autogramm von ihr.«
    »Na ja«, sagte Sam, »sie hatte auch allen Grund dazu. Nach der Benefizveranstaltung für sie haben etliche Leute von ihr ein Autogramm haben wollen.« Damien blinzelte ihn an.
    »Was ist passiert, als sie zum Fundschuppen kam?«, fragte Cassie.
    Er zuckte unbehaglich die Achseln. »Was ich schon erzählt hab. Ich hab ihr gesagt, das Medaillon ist in der Dose auf dem Regal hinter ihr, und als sie sich umgedreht hat, da ... hab ich den Stein genommen und ... Es war Notwehr , wie Sie vorhin gesagt haben, das heißt, Notwehr für Rosalind, ich weiß nicht, wie man das nennt –«
    »Und das mit der Kelle?«, fragte Sam ernst. »War das auch Notwehr?«
    Damien stierte wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht. »Die ... ja. Das. Ich meine, ich konnte nicht ... Sie wissen schon.« Er schluckte schwer. »Ich konnte das nicht mit ihr machen. Sie war, sie sah ... ich träum immer noch davon. Ich konnte es nicht. Und dann hab ich die Kelle auf dem Tisch liegen sehen und gedacht ...«
    »Sie sollten sie vergewaltigen? Schon gut«, sagte Cassie sanft, als Panik in Damiens Gesicht aufblitzte, »wir verstehen, wie das passiert ist. Sie bringen Rosalind nicht in Schwierigkeiten.«
    Damien wirkte unsicher, aber sie hielt ruhig den Blickkontakt. »Okay«, sagte er schließlich. Sein Gesicht hatte wieder die grünlichweiße

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