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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Drink. »Pass auf: Mark glaubt an die Archäologie, an sein kulturelles Erbe. Das ist seine Religion. Es ist kein abstraktes Prinzipiengerüst, und es geht nicht um seinen Körper oder sein Bankkonto. Die Archäologie ist ein konkreter Teil seines Lebens, Tag für Tag, ganz gleich, ob sie profitabel ist oder nicht. Er lebt in ihr. Das ist nicht irre, das ist gesund, und irgendwas stimmt nicht mit einer Gesellschaft, in der die Menschen das für krank halten.«
    »Quatsch, der Typ hat einem Gott aus der Bronzezeit ein Trankopfer gebracht!«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass mit mir was nicht stimmt, wenn ich das ein bisschen abgedreht finde. Komm schon, Sam, unterstütz mich mal.«
    »Ich?« Sam hatte sich auf dem Sofa zurückgelehnt, verfolgte das Gespräch und befingerte mit einer Hand die Muscheln und Steine in dem Glas auf der Fensterbank. »Tja, ich würde sagen, er ist einfach nur jung. Er sollte heiraten und eine Familie gründen. Das würde ihm guttun.«
    Cassie und ich sahen einander an und lachten. »Was denn?«, fragte Sam.
    »Nichts«, sagte ich. »Ehrlich.«
    »Ich wäre gern mal dabei, wie du mit Mark ein Bier trinken gehst«, sagte Cassie.
    »Den würd ich auf Vordermann bringen«, sagte Sam ernst, was Cassie und mich erneut losprusten ließ. Ich lehnte mich auf dem Futon zurück und trank einen Schluck. Die Unterhaltung machte mir Spaß. Es war ein schöner Abend, ein heiterer Abend; leichter Regen tröpfelte gegen die Fensterscheiben, im Hintergrund lief Billie Holiday, und ich war doch noch froh, dass Cassie Sam eingeladen hatte. Allmählich fing ich an, ihn ehrlich zu mögen. Jeder sollte einen Sam um sich haben, befand ich.
    »Denkst du ernsthaft, wir können Mark ausschließen?«, fragte ich Cassie.
    Sie trank einen Schluck, stellte das Glas auf ihrem Bauch ab. »Ehrlich gesagt, ich glaube ja«, sagte sie. »Ob er nun irre ist oder nicht. Wie gesagt, ich hab das starke Gefühl, der Täter hatte zwei Seelen in der Brust. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mark überhaupt bei irgendwas zwei Seelen in der Brust hat, zumindest nicht bei irgendwelchen wichtigen Dingen.«
    »Schön für Mark«, sagte Sam und lächelte sie über den Tisch hinweg an.

    »Und?«, fragte Sam später, »wie habt ihr beide euch kennengelernt?« Er saß entspannt auf dem Sofa und griff nach seinem Glas.
    »Was?« Es war eine seltsame Frage, so völlig aus heiterem Himmel, und ehrlich gesagt, ich hatte beinahe vergessen, dass er noch da war. Cassie kauft guten, samtigen Connemara-Whiskey, torfig und rauchig, und wir waren alle etwas beschwipst. Das Gespräch war wohltuend ruhig geworden. Sam hatte den Hals gereckt, um die Titel der abgegriffenen Taschenbücher im Regal zu lesen. Ich hatte mich auf dem Futon ausgestreckt und der Musik zugehört. Cassie war im Bad. »Ach so. Als sie zu uns ins Dezernat versetzt wurde. Eines Abends hat ihre Vespa gestreikt, und ich hab sie nach Hause gefahren.«
    »Ah ja. Richtig«, sagte Sam. Er sah ein bisschen verlegen aus, was für ihn ungewöhnlich war. »Klar, das hab ich zuerst auch gedacht, dass ihr euch da erst begegnet seid. Aber ihr wirkt so, als würdet ihr euch schon seit Ewigkeiten kennen, deshalb hab ich mich gefragt, ob ihr vielleicht alte Freunde seid oder ... du weißt schon.«
    »Das passiert uns häufiger«, sagte ich. Viele vermuteten, wir wären verwandt oder als Nachbarskinder aufgewachsen oder etwas in der Art, und irgendwie erfüllte mich das immer mit einem heimlichen, irrationalen Glücksgefühl. »Wir haben einfach nur dieselbe Wellenlänge, glaube ich.«
    Sam nickte. »Du und Cassie«, sagte er und räusperte sich.
    »Was hab ich angestellt?«, fragte Cassie argwöhnisch, stieß meine Füße beiseite und ließ sich wieder auf ihrem Platz nieder.
    »Das weiß nur der Himmel«, sagte ich.
    »Ich hab Rob gerade gefragt, ob ihr beide euch schon kanntet, ehe du ins Dezernat gekommen bist«, erklärte Sam. »Vom College oder so.«
    »Ich war nicht auf dem College«, sagte ich. Ich hatte so meine Vermutung, was er hatte fragen wollen. Die meisten fragen das, früher oder später, aber eigentlich hielt ich Sam nicht für neugierig und ich fragte mich, warum er es wissen wollte.
    »Ehrlich?«, fragte Sam verblüfft, aber bemüht, es sich nicht anmerken zu lassen. »Ich dachte Trinity, vielleicht, dass ihr zusammen studiert habt oder ...«
    »Ich kenn ihn nicht schon seit Eva und ... wie hieß der Typ noch?«, sagte Cassie, ohne eine Miene zu verziehen, und nach einem Moment

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