Grabeskaelte
also noch nicht gekommen zu sein. Ehrlich gesagt enttäuscht mich das. Und da wir schon einmal darüber sprechen, muss ich dir sagen, dass mir eine Reihe weiterer Ungereimtheiten aufgefallen sind. Zum Beispiel geht mir die Sache mit dem Laptop nicht aus dem Kopf. Ich an deiner Stelle hätte starke Zweifel an der Version, die dir dieser Herr Birkner da aufgetischt hat. Könnte es nicht vielmehr sein, dass er den Laptop aus einem ganz anderen Grund verschwinden ließ als den, den er dir nannte? Zudem ist er meiner Meinung nach auch der einzig in Frage kommende, der Coras Unterlagen unbemerkt beseitigen konnte. Ich denke, dass die Frage nach dem Verbleib ihrer Aufzeichnungen eine der zentralen Themen in diesem Fall ist. Wenn es uns gelänge herauszufinden wer sie verschwinden ließ, dann wüssten wir auch, wer ihr Mörder ist.
Es tut mir Leid, dir das sagen zu müssen, aber ich glaube es war ein großer Fehler von dir, dich bei diesem Herrn Birkner einzuquartieren. Auf diese Weise hatte er von Anfang an Einblick in deine Ermittlungen. Zudem genoss er dein vollstes Vertrauen. Wenn er etwas mit der Sache zu tun hat, dann sitzt er jetzt womöglich zu Hause und lacht sich ins Fäustchen.“
„Das mag ja alles plausibel klingen und ich gebe auch zu, dass es mir bisher nicht in den Sinn kam, Coras Mann als Täter in Betracht zu ziehen. Aber das hatte seine Gründe. Sicher kannst du mit dem was du sagtest Recht haben. Aber ich glaube es trotzdem nicht. Natürlich hat die Sache mit dem Laptop mich auch stutzig gemacht. Aber hast du dir mal überlegt, dass die beiden erst Jahre nach Kirstins Tod heirateten? Wenn Ralph Birkner für Kirstins Tod verantwortlich war und Cora das wusste, wie konnte sie ihm dann ihr Jawort geben? Spätestens hier gerät deine Theorie ins Wanken.“
„Sie gerät nur ins Wanken, wenn du voraussetzt, dass Cora bereits vor ihrer Hochzeit wusste, wer Kirstins Mörder war. Aber geh mal davon aus, sie hätte es erst hinterher herausbekommen.“
„Du überraschst mich immer wieder aufs Neue“, gestand Henning.
„Darauf wäre ich nicht gekommen. Das würde zugegebener Maßen Sinn machen. Allerdings frage ich mich, wie Cora es geschafft haben soll, die dunklen Machenschaften ihres Mannes aufzudecken. Und zum zweiten, warum sie sich nicht unverzüglich scheiden ließ, nachdem sie es in Erfahrung gebracht hatte.“
„Tja, darauf habe ich bislang auch noch keine Antwort gefunden. Ich behaupte ja auch nicht, dass es so gewesen sein muss. Aber es ist doch sicher kein Fehler, alle in Frage kommenden Aspekte zu erörtern. Vielleicht wusste sie ja gar nichts Genaues. Es könnte doch sein, dass ihr Wissen aus zum Teil vagen Vermutungen bestand. Sie hat sich den fehlenden Teil einfach zusammengereimt und ein Buch darüber geschrieben. Durch Zufall geriet es Ralph in die Hände, der sich darin wieder erkannte. Also für mich klingt das plausibel.“
„Ich schätze, wir werden es nie in Erfahrung bringen, wenn wir hier sitzen und Däumchen drehen.“ Henning stand auf. Er machte einen entschlossenen Eindruck. „Ich werde übermorgen zurückfahren. Dieses Mal miete ich mich in eine Pension ein.“
„Weißt du auch schon wie du vorgehen willst? Ich meine hast du dir einen Plan zurechtgelegt?“
„Nein, das nicht“, gestand Henning. Aber auf alle Fälle werde ich Coras Mutter einen Besuch abstatten. Alles Weitere wird sich dann ergeben, je nachdem, was bei dem Gespräch herauskommt. Und dich möchte ich bitten, unsere bisherigen Tatverdächtigen, und damit meine ich alle drei, einmal gründlich durchzuchecken. Bei der Gelegenheit kannst du dir auch gleich noch die Akte Liebermann kommen lassen. Vielleicht findet sich ein Hinweis, dem wir bisher noch nicht nachgegangen sind.“
13
Henning hatte sich für Montagnachmittag mit Senta Glaser verabredet. Nachdem er am frühen Morgen in Leipzig gestartet war, rief er sie vom Auto aus an. Da es keinen Stau gab und er zügig vorankam, blieb ihm genügend Zeit, sich vorher noch ein Zimmer zu suchen.
Erneut griff er nach seinem Handy, um über die Auskunft die Nummer des Auerbacher Fremdenverkehrsamtes in Erfahrung zu bringen. Wenig später rief er dort an, um sich die Adressen aller im Stadtzentrum liegender Gästehäuser durchgeben zu lassen. Viele waren es nicht. Eine der Anschriften, eine kleine Pension Ecke Plauensche Straße, war ihm jedoch von einem seiner früheren Fälle bekannt. Henning erinnerte sich an gepflegte Räumlichkeiten. Zudem war die Lage
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