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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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jetzt.«
    Sie starrte ihren Mann an, versuchte zu begreifen, was hier vorging. Versuchte, seine Miene zu lesen, die im grellen Licht des Obduktionssaals wie versteinert wirkte. »Kannst du mir erklären, was das alles soll?«
    »Es geht um Fingerabdrücke.«
    »In der AFIS-Datenbank war er nicht registriert.«
    »Ich spreche von den Fingerabdrücken der unbekannten Toten. Der Frau vom Dach.«
    »Bei ihr hatten wir auch keinen Treffer«, sagte Maura. »Sie ist nicht in der FBI-Datei.«
    »Ich habe eine Anfrage an Interpol geschickt«, sagte er. »Denn für mich steht fest, dass dies alles auf eine größere Sache hinausläuft. Eine sehr viel größere. Denkt daran, wie die Frau gekleidet war. An die Waffe, die sie bei sich trug. Die Tatsache, dass sie keine Papiere hatte und ein gestohlenes Fahrzeug fuhr.« Er sah die Leiche an. »Wie dieser Mann.«
    »Hat Interpol schon geantwortet?«, fragte Jane.
    Er nickte. »Vor einer Stunde. Die Frau ist in ihrer Datenbank. Nicht ihr Name, aber die Fingerabdrücke. Sie wurden auf Bauteilen einer Autobombe sichergestellt, die vor zwei Jahren in London explodiert ist. Dabei kam der Fahrer ums Leben, ein amerikanischer Geschäftsmann.«
    »Reden wir hier von Terrorismus ?«, fragte Tam.
    »Interpol glaubt, dass es sich bei dem Bombenanschlag um einen Auftragsmord aus den Kreisen des organisierten Verbrechens handelte. Eure Frau vom Dach war ganz eindeutig ein Profi, und dieser Mann hier vermutlich auch.« Er sah Jane an. »Eine Kevlar-Weste wird dich nicht retten, Jane. Nicht vor Leuten wie diesen.«
    Jane lachte nervös. »Mann, da haben wir wirklich einen Volltreffer gelandet, was?«
    »Du hast eine Tochter«, sagte Gabriel. » Wir haben eine Tochter. Überleg dir das gut.«
    »Was gibt es da zu überlegen?«
    »Ob dieser Fall nicht eine Nummer zu groß für das Boston PD ist.«
    »Moment mal. Können wir uns vielleicht nebenan weiter unterhalten?« Sie drehte sich zu ihren Kollegen um. »Entschuldigt mich bitte«, murmelte sie und stieß die Schwingtür auf. Erst als sie und Gabriel im Flur und damit außer Hörweite waren, platzte sie heraus: »Was glaubst du eigentlich, was du hier tust?«
    »Ich versuche, meine Frau am Leben zu halten.«
    »Das hier ist mein Revier, okay? Ich entscheide, was hier passiert.«
    »Hast du irgendeine Vorstellung, womit du es zu tun hast?«
    »Das werde ich schon noch herausfinden.«
    »Und bis dahin fängst du dir Kugeln ein und sammelst Leichen, wie?«
    »Stimmt. Ist inzwischen schon eine ziemliche Kollektion.«
    »Darunter auch ein Polizist. Ingersoll wusste sich sehr wohl zu verteidigen. Jetzt steckt er in einem Leichensack.«
    »Du willst also, dass ich aussteige? Dass ich nach Hause renne und mich unterm Bett verstecke?« Sie schnaubte. »Da kannst du lange warten.«
    »Wer engagiert solche Profikiller, Jane? Jemand, der einen Auftragsmörder auf einen ehemaligen Cop ansetzt, hat keine Angst vor dem Boston PD . Er hat keine Angst vor dir. Da muss das organisierte Verbrechen dahinterstecken. Die Russenmafia. Oder die chinesischen …«
    »Kevin Donohue«, unterbrach sie ihn.
    Gabriel stutzte. »Die irische Mafia?«
    »Wir sind schon dabei, ihn unter die Lupe zu nehmen. Einer seiner Leute, ein gewisser Joey Gilmore, ist bei dem Massaker in Chinatown umgekommen. Gilmores Mutter glaubt, dass es in Wirklichkeit ein Auftragsmord an ihrem Sohn war, bezahlt von Donohue. Ingersoll hat die Ermittlungen zu dem Massaker geleitet.«
    »Wenn es Donohue ist, dann musst du wissen, dass sein Einfluss sehr weit reicht. Vielleicht sogar bis ins Boston PD hinein.«
    Sie starrte ihren Mann entgeistert an. »Kann das FBI diese Behauptung belegen?«
    »Es gibt nicht genug Beweise für eine hieb- und stichfeste Anklage. Aber ich sag’s dir, Jane, das ist ein Typ, dem man besser nicht in die Quere kommt. Wenn er einen Maulwurf beim Boston PD hat, dann weiß er schon ganz genau, was ihr vorhabt. Er weiß, dass ihr es auf ihn abgesehen habt.«
    Sie dachte an all die Polizisten, die am Abend zuvor bei Ingersoll aufgekreuzt waren, nicht zuletzt Lieutenant Marquette selbst. Wie viele Cops hatten sie beobachtet, hatten mitbekommen, was sie gesagt hatte, was sie plante? Wie viel von diesen Informationen war zu Donohue durchgesickert?
    »Gestern Abend, das war ein Geschenk«, sagte Gabriel. »Du hast überlebt. Vielleicht solltest du dieses Geschenk mit nach Hause nehmen und dich eine Weile daran freuen.«
    »Ich soll aus diesem Fall aussteigen? Ist es das, was du von mir

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