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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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verlangst?«
    »Lass dich beurlauben. Du brauchst Zeit, um dich zu erholen.«
    »Lass das.« Sie trat so dicht an ihn heran, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu sehen. Gabriel wich keinen Millimeter zurück. »Das muss ich mir von dir nicht sagen lassen«, fauchte sie. »Nicht jetzt.«
    »Und wann soll ich es dann sagen? Bei deiner Beerdigung?«
    Das Klingeln ihres Handys durchbrach das Schweigen zwischen ihnen. Sie riss es aus der Tasche und meldete sich mit einem schroffen »Rizzoli«.
    »Äh, passt es gerade nicht, Detective?«
    »Wer ist denn da?«
    »Erin vom Labor.«
    Jane schnaufte verlegen. »Tut mir leid. Was haben Sie für mich?«
    »Sie erinnern sich doch an diese merkwürdigen Haare an den Kleidern der unbekannten weiblichen Leiche? Die ich nicht identifizieren konnte?«
    »Genau, diese grauen.«
    »Ich kann es kaum erwarten, Ihnen zu sagen, worum es sich handelt.«
    Der Wortwechsel mit Gabriel beschäftigte Jane immer noch, als sie mit Frost zum Präsidium zurückfuhr. Er kannte ihre Stimmungen gut genug, um während der Fahrt rücksichtsvoll zu schweigen, doch als Jane in die Tiefgarage einbog, sagte er wehmütig: »Das ist es, was mir am Verheiratetsein so fehlt.«
    »Was denn?«
    »Dass es da jemanden gibt, der um dich besorgt ist. Der dir Standpauken hält, wenn du zu große Risiken eingehst.«
    »Und das soll etwas Gutes sein?«
    »Ist es das denn nicht? Es heißt, dass er dich nicht verlieren will.«
    »Vor allem heißt es, dass ich an zwei Fronten kämpfen muss. Ich muss meinen Job erledigen, während Gabriel versucht, mich in eine Zwangsjacke zu stecken.«
    »Was wäre denn, wenn er das nicht täte? Hast du dir das mal überlegt? Wie es wäre, wenn du ihm so gleichgültig wärst, dass er nichts sagt? Wie es wäre, gar nicht verheiratet zu sein?«
    Sie bog auf einen Stellplatz ein und stellte den Motor ab. »Er will nicht, dass ich weiter an dem Fall arbeite.«
    »Ich bin mir auch nicht so sicher, ob ich weiter daran arbeiten will. Nach allem, was wir beide so durchgemacht haben.«
    Sie sah ihn an. »Hast du etwa Angst?«
    »Ich habe kein Problem damit, das zuzugeben.«
    Sie hörten eine Autotür und drehten sich beide um, als Tam ein paar Plätze weiter aus seinem Wagen stieg. »Ich wette, der da hat keine Angst«, murmelte sie. »Unseren Bruce Lee bringt so schnell nichts aus der Fassung.«
    »Das ist bestimmt nur Show. Er wäre ja verrückt, wenn er vor Donohue und seinen Jungs keine Angst hätte.«
    Jane stieß ihre Tür auf. »Komm jetzt, bevor noch jemand denkt, dass wir hier drin rumknutschen.«
    Als sie im kriminaltechnischen Labor ankamen, saß Tam bereits an Erin Volchkos Mikroskop und studierte einen Objektträger.
    »Da sind Sie ja«, begrüßte Erin sie. »Detective Tam und ich haben uns gerade einige exemplarische Primatenhaare angeschaut.«
    »Und sind welche darunter, die denen von der Kleidung des Opfers gleichen?«
    »Ja, aber allein mit der Mikroskopie lässt sich die genaue Art nicht bestimmen. Dafür musste ich eine andere Technik anwenden.« Auf der Arbeitsfläche breitete Erin ein Blatt aus, das mit Säulen in verschiedenen Grauschattierungen bedruckt war. »Das da sind Keratinmuster. Ein Haar weist verschiedene Eiweißkomponenten auf, die sich mittels Elektrophorese trennen lassen. Dazu muss man das Haar waschen und trocknen, es in einer Chemikalienbrühe auflösen und dann die herausgelösten Eiweißmoleküle auf einer dünnen Gelschicht verteilen. Dann leitet man Strom hindurch, worauf die einzelnen Moleküle mit unterschiedlicher Geschwindigkeit über das Gel wandern.«
    »Und so bekommt man dann diese grauen Säulen?«
    »Genau. Nachdem man die Eiweiße erst noch zur Erhöhung des Kontrasts mit Silber gefärbt und ausgewaschen hat.«
    Frost zuckte mit den Achseln. »Sieht eigentlich nicht so furchtbar aufregend aus.«
    »Ja, aber dann habe ich dieses Muster an das Labor für Forensische Wildbiologie in Oregon geschickt, das es mit seiner Datenbank von Keratinmustern abgleichen konnte.«
    »Es gibt dafür eine Datenbank?«, fragte Tam verwundert.
    »Aber sicher. Wildbiologen aus aller Welt tragen dazu bei. Wenn der amerikanische Zoll eine Lieferung von Tierfellen konfisziert, muss festgestellt werden, ob diese von einer gefährdeten Art stammen. Die Datenbank kann bei der Identifizierung helfen.« Erin öffnete eine Mappe und nahm einen weiteren Bogen mit Keratinmustern heraus. »Hier sind die Muster, mit denen sie unsere Probe

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