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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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allem nicht Thompson.«
    »Klar. Es merkt ja wohl jeder, dass wir alles andere als gut Freund miteinander sind.«
    »Lady, Thompson ist mit niemandem gut Freund.« Er streckte die Hand aus. »Ich heiße übrigens Earl Allen. Mir ist aufgefallen, dass Detective Oberarrogant es versäumt hat, Sie dem Fußvolk vorzustellen.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Earl. Ich bin Irene.«
    »Ach, wir kennen Sie alle. Sie sind Harrimans Frau.«
    »Ja.«
    »Frank ist ein guter Mann. Wenn Ihnen irgendeiner von diesen Komikern Ärger macht, sagen Sie mir Bescheid.«
    »Danke.«
    »Hey, Earl!«, rief einer der anderen Polizisten. Er war der stämmigste von allen und schien auch der älteste zu sein.
    »Mein Partner Duke Fenly«, sagte Earl und wandte sich zum Gehen. »Anscheinend braucht er jemanden, der ihm mit dem Zelt hilft.«
    »Duke und Earl? Das soll wohl ein Witz sein?«
    »Nee – wir sind richtige Aristokraten«, erwiderte Earl über die Schulter. »Deshalb haben sie uns ja zu diesen ganzen Rittern von der traurigen Gestalt abkommandiert.«
    Selbst mit Earls Hilfe taten sich die beiden schwer, ihr großes Zelt aufzustellen, und so beschloss ich, mit anzupacken. Während wir an der Arbeit waren, zeigte mir Earl Merrick und Manton, zwei andere Wachleute, und einen Polizisten namens Jim Houghton, der gerade Thompsons Zelt aufbaute.
    »Der ist aber jung für einen Detective«, sagte ich.
    Earl schnaubte. »Er ist kein Detective. Er ist Streifenpolizist, genau wie wir. Thompson hat momentan keinen richtigen Partner.«
    »Warum nicht?«, wollte ich wissen.
    »Ganz unter uns? Weil es kein Mensch aushält, mit diesem Sack zusammenzuarbeiten. Also wurde der arme Houghton dazu abgestellt, Thompsons Assistent zu spielen.«
    »Sein Lakai«, knurrte Duke. »Aber Houghton hat gute Nerven – der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er packt das schon.«
    Wir hatten das Zelt gerade an seinem Gestänge aufgerichtet, als Thompson auf einmal von einer Diskussion mit Newly aufblickte, zu uns rübersah und brüllte: »Was zum Teufel treibt ihr da, Männer?«
    Unsere Hände erstarrten. Earl sah nach hinten, als könne er es nicht fassen, dass Thompson ihn anschrie.
    »Was gibt’s denn für Probleme, Detective Thompson?«, fragte Duke in eisigem Tonfall.
    »Schaffen Sie die verdammte Reporterin da raus!«, fauchte Thompson. »Ich will nicht, dass sie irgendetwas anfasst, was der Polizei von Las Piernas gehört!«
    »Och, Bob«, witzelte Earl, »das wird aber brutal hart für Harriman, wenn sie wieder nach Hause kommt.«
    Die anderen Polizisten – sogar Houghton – lachten, was nicht dazu beitrug, dass sich Thompson beruhigte. »Das ist sein Problem. Hier oben habe ich das Sagen. Kapiert?«
    Duke und Earl sahen nicht restlos überzeugt aus, aber ich beschloss, mich nicht auf einen Streit einzulassen. Ich war versucht, einfach die Hände vom Zelt zu nehmen und es einstürzen zu lassen, doch ich bemerkte erneut, wie mich Nick Parrish beobachtete. Ich schaute weg und suchte nach einem Verbündeten. Andy trug gerade einen Wanigan – eine Kiste mit Kochutensilien – in Richtung Kochstelle. Ich wollte ihn schon um Hilfe bitten, doch bevor ich ihn ansprechen konnte, kam Ben Sheridan herübergeschlendert und nahm mir die Strebe ab, die ich umklammert hielt. »Gehen Sie schon«, sagte er.
    Mein kleines Zelt stand am Rand der Lichtung, auf der windabgewandten Seite einiger Bäume. Ich musterte kurz den Himmel und beschloss daraufhin, den Regenschutz anzubringen. Dann wartete ich einen Moment ab, in dem nicht einmal Nick Parrish zu mir hersah, und schob mich rückwärts in die Öffnung des Kuppelzelts. Ich hielt das Gesicht stets zur Öffnung gewandt, während ich meine Sachen verstaute, ein mitunter heikles Unterfangen, aber ich musste den dunkler werdenden Himmel sehen und die kühle Luft spüren. Ich wehrte mich gegen die Vorstellung, mich in diesem beengten Raum aufzuhalten. Schließlich zog ich eine weitere Schicht Kleidungsstücke über und trat wieder hinaus. Dann holte ich meinen kleinen Gaskocher hervor und machte ihn betriebsbereit.
    Phil Newly sah mich und kam herübergeeilt. Als ich seinen verkrampften, ruckartigen Gang beobachtete, kam mir die Idee, dass dieser Ausflug in den Wald ihm Entspannung bringen könnte, doch rasch brachte ich meine Gedanken wieder auf Realitätskurs – das hier war schließlich kein Urlaub oder ein erholsamer Wanderausflug, sondern wir waren unterwegs, um Nick Parrishs grausiges Werk auszugraben.
    Und

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