Grabesstille
Sie sich die Lösegeldforderung sparen.« Dann knallte sie die Tür zu.
»Können wir jetzt fahren?«, fragte Jason.
»Jack Fremont, darf ich dir meinen ungeduldigen Freund Jason Sayre vorstellen?«
»Hallo. Können wir jetzt fahren?«
»Wo willst du denn so unbedingt hin?«, wollte Jack wissen.
»Egal wohin! Nur weg von ihr«, antwortete er.
Jack lächelte mich an und sagte: »Steig lieber ein, Irene. Anschnallen, Jason.«
Jason lehnte sich seufzend zurück, als wir endlich losfuhren.
»Park okay?«, fragte Jack.
»Klar«, sagte ich und wandte mich dann an Jason. »Bist du damit einverstanden?«
»Endlich«, erklärte er dramatisch, »fragt mich mal jemand, was ich will!«
»Und?«
»Ja, ich mag den Park.«
»Wann hat dein Dad geheiratet?«, fragte ich.
»Susan?«
»Heißt deine Stiefmutter so?«
Er nickte. »Sie will, dass alle sie Dixie nennen, aber das ist Schwachsinn – sie kommt nicht mal aus dem Süden. Sie lebt bei uns, seit Gilly ausgezogen ist. Zuvor war mein Dad in ihrer Wohnung.«
»Sie ist also nicht mit deinem Vater verheiratet?«
»Jetzt schon. Sie haben geheiratet, kurz nachdem meine Mutter gefunden wurde.«
»Was?«
»Ja«, sagte er und sah weg von mir, auf seine Hände herab. »An dem Tag, als Sie gekommen sind und ihm von diesem Killer erzählt haben, hat er Susan angerufen und ihr gesagt, dass es so aussieht, als könnten sie endlich heiraten.«
Sprachlos sah ich zu Jack hinüber. Er blickte immer wieder in den Rückspiegel, nicht um den Verkehr zu beobachten, sondern zu Jason.
»Solange meine Mutter nicht gefunden wurde, hätte er sieben Jahre warten müssen«, fuhr Jason fort und schlug mit den Füßen aus, als wollte er die Beine strecken, doch sein Blick besagte, dass er wünschte, seine Timberlands träfen auf jemanden.
»Oh«, sagte ich, als es mir dämmerte. »Weil deine Mutter von Gesetzes wegen noch nicht für tot erklärt worden war?«
»Genau. Susan dachte, mein Vater hätte dem Gericht ein bisschen Dampf machen können, aber Dad meinte, es sei ganz schlecht für sein Geschäft, da die Leute dann sauer auf ihn wären – weil Sie diese ganzen Artikel geschrieben haben und so. Also musste er warten, bis er seine kleine Tussi bekam. Zumindest mit dem Heiraten warten. Sie wollte, dass er sie an dem Tag heiratet, nachdem festgestellt wurde, dass die Leiche meine Mutter ist. Er hat sie gezwungen, eine Woche zu warten.«
»Und sie war früher seine Sekretärin?«, fragte ich, als mir die Bemerkung wieder einfiel, die sie hatte erröten lassen.
»Ja.«
Wir hielten an einem kleinen Lebensmittelgeschäft und kauften frisches Obst, eine Limonade für Jason und Mineralwasser für Jack und mich. Wir fuhren zu dem großen Park, der einen Teil der östlichen Stadtgrenze ausmacht, suchten uns ein schattiges Plätzchen und machten ein Spontanpicknick. Jasons Handy klingelte. Er sprach kurz mit einem Freund und legte wieder auf.
»Vermutlich um Klassen besser als zwei Blechdosen und ein Draht«, meinte Jack.
Ich lachte, aber Jason fragte, wovon wir redeten, und so erklärten wir ihm ein paar Dinge aus der guten alten Zeit.
»Und das funktioniert wirklich?«, wollte er wissen.
»Wir machen später eine Vorführung«, versprach Jack.
Jason rupfte am Gras und sagte dann ohne aufzusehen: »Haben Sie noch mehr über meine Mom herausgefunden?«
»Oh – nein, tut mir Leid. Das war nicht der Grund, warum ich dich sprechen wollte.«
»Nein?«
»Nein. Ich wollte nur wissen, wie’s dir geht.«
»Oh.«
Als er nichts weiter sagte, fügte ich hinzu: »Ich wollte mich auch dafür entschuldigen, dass ich nicht früher gekommen bin.«
Er zuckte mit den Achseln und sah stirnrunzelnd auf das Grasbüschel hinab, an dem er zerrte. »Warum sollten Sie? Sie haben sie ja nicht mal gekannt.«
»Aber ich kenne deine Familie.«
Er warf mir einen stumpfen, zynischen Blick zu. »Ja?«
Ich dachte an die heutigen Enthüllungen. »Nicht besonders gut vielleicht, aber gut genug, um zu wissen, dass das, was deiner Mom zugestoßen ist, jedem Familienmitglied zugesetzt hat.«
Er lachte. »Jedem zugesetzt? Vergessen Sie’s. Ich bin der Einzige, der sie wirklich geliebt hat.«
»Das glaube ich nicht –«
»Wer denn dann? Mein Dad etwa? Oh, bitte. Der hat die blöde Suze gebumst. Wahrscheinlich findet er, dass der Mord an meiner Mom das Beste war, was ihm passieren konnte.«
»Jason, ich habe gesehen, wie er –«
»Wie er geweint hat? Er ist ein Heuchler. Und wissen Sie, wer eine noch
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