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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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sagte er: »Natürlich funktioniert er nicht in engen Tälern oder dichten Wäldern oder an anderen Orten, wo er nur mit Mühe die Signale der Satelliten auffangen kann. Mir ist aufgefallen, dass Detective Thompson auch so einen benutzt.«
    Ich gab ihm den Empfänger zurück. Er steckte ihn ein, machte Anstalten aufzustehen und fluchte. »Entschuldigen Sie«, sagte er und setzte sich wieder.
    »Wollen Sie mich nicht mal einen Blick auf die Blasen werfen lassen? Wenn sie nicht allzu schlimm sind, hilft dieses Blasenpflaster.«
    Doch als er die Stiefel abstreifte, war klar, dass bereits massiver Schaden entstanden war. Ich hatte im Lauf der Jahre immer wieder Erste-Hilfe-Kurse besucht, doch ich war erleichtert, als J. C. der wesentlich besser ausgebildet und erfahrener war, herüberkam und versuchte, sein Möglichstes für Newly zu tun.
    Wir zogen weiter. Newly ging langsam, gab aber nicht auf. Als wir eine Stunde später Halt machten, um uns zu orientieren, zögerte er nicht, Stiefel und Socken wieder auszuziehen. Ich sah, wie sich neue Blasen bildeten. Ich war gerade dabei, ein paar frische Stücke Blasenpflaster für ihn zuzuschneiden, als wir Parrish rufen hörten: »Ich will meinen Anwalt sprechen. Unter vier Augen.«
    »Für wie bescheuert halten Sie uns eigentlich?«, fragte Duke. »Sie können nicht einfach mit Ihrem Anwalt in den Wald abzwitschern.«
    Phil Newly seufzte und stellte sich unter schmerzlichem Zucken auf die bloßen Füße. »Ich rede dort drüben mit ihm, wo uns alle gut sehen können. Umstellen Sie uns, wenn Sie wollen, aber lassen Sie uns ein wenig Raum zum Reden.« Als Duke skeptisch dreinschaute, fügte er hinzu: »Ich bin völlig außerstande, mit irgendjemandem ›in den Wald abzuzwitschern‹, Officer.«
    Duke sah zu Bob Thompson hinüber, welcher nickte. »Aber ich will, dass sie umstellt werden«, erklärte Thompson. »Und niemand sonst darf in ihre Nähe. Ms. Kelly, halten Sie sich verdammt noch mal von Mr. Newly fern.«
    Niemand musste mich dazu überreden, zu Parrish auf Distanz zu gehen, der mich angrinste. »Ach«, sagte er mit fingierter Enttäuschung. »Dabei hatte ich so darauf gehofft, sie würde auch mit meinen Füßen spielen.«
    Das brachte ihm einen heftigen Stoß von Earl ein.
    Während er darauf achtete, dass keiner der Wachmänner zu weit entfernt von Parrish stand, sagte Bob Thompson: »Sie werden eben flüstern müssen, Newly.«
    Parrish sah auf Newlys nackte Füße hinab. »Sie sind zu langsam, Anwalt«, sagte er, ohne die Stimme zu senken.
    »Dagegen kann ich jetzt auch nichts machen«, erwiderte Newly. »Was wollen Sie denn?«
    »Schneller vorankommen«, sagte Parrish und trat mit einem seiner schweren Stiefel fest auf Newlys nackten linken Fuß.
    Newly stieß einen Schmerzensschrei aus, und Bingle begann zu bellen, doch die Wachmänner waren bereits zur Stelle, warfen Parrish auf den felsigen Boden und hielten ihn fest. Mit gezogener Waffe gab ihnen Houghton aus nächster Nähe Deckung. Earl lag über Parrish gebeugt und drückte dessen Gesicht auf die Erde, sodass sich Parrishs selbstzufriedenes Grinsen verzerrte.
    J. C. eilte zu Newly, der aussah, als fiele er gleich in Ohnmacht. Der Ranger untersuchte den Fuß kurz und sagte: »Ich glaube, er hat sich ein paar Knochen gebrochen. Es schwillt schnell an.«
    Erneut öffnete er sein Erste-Hilfe-Set und legte eine Instant-Kältepackung auf den Fuß. Schon bald wurde klar, dass Newly nicht nur außerstande war weiterzugehen, sondern auch, dass er seinen linken Stiefel nicht mehr anziehen konnte.
    Dies führte zu einer erhitzten Debatte darüber, ob man das ganze Unterfangen an Ort und Stelle abbrechen sollte. Thompson vertrat am massivsten den Standpunkt, den Rückweg anzutreten. Die anderen wiesen darauf hin, wie viel Zeit und Geld man bereits investiert hätte. »Wenn wir ihn ohne seinen Anwalt dort hochführen –«, begann Thompson, doch Parrish unterbrach ihn.
    »Dann feuer ich ihn eben.«
    »Und ich bringe Sie im Handumdrehen nach Las Piernas zurück«, erklärte Thompson. »Bilden Sie sich etwa ein, dass der Staatsanwalt nicht die Todesstrafe beantragt, wenn er erfährt, wie Sie diese teure Suche sabotiert haben? Die sich ja übrigens immer noch als zweckloses Unterfangen erweisen kann.«
    »Ich kann Ihnen versprechen«, sagte Parrish mit kaltem Lächeln, »dass es kein ›zweckloses Unterfangen‹ ist.«
    Langes Schweigen trat ein, bevor weitere Argumente ausgetauscht wurden. Newly gab sein Einverständnis,

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