Grabesstille
Fußabdrücke von Parrish zu finden.
Hoffnung begann in ihm aufzuwallen. Konnte sie ihm irgendwie entkommen sein? »Irene!«, rief er, während er dachte, dass sie ihn ja vielleicht hören konnte.
Das Funkgerät knisterte und erinnerte ihn daran, dass es noch ein weiter Weg war, bis er etwas Ähnliches wie Erleichterung empfinden konnte.
Er fand eine Stelle, wo das Gras flach niedergedrückt worden war, und etwas, das Blut hätte sein können, aber es war schwer zu sagen – der Regen hatte sich über das gesamte Gebiet ergossen. Er interessierte sich besonders für die nächste Gruppe von Spuren: jemand, der etwas – jemanden? – entlangzerrte? Er ging immer noch diesen Spuren nach, als Travis’ Stimme über Funk kam.
»Wir haben das Lager gefunden, Frank. Es ist verwüstet worden. Alles ist durchnässt. Aber kein Leichengeruch, und Irenes Sachen finden wir hier auch nicht.«
»Okay. Ich – pass auf, ich glaube, ich sehe ihre Spuren. Habt ihr den GPS-Empfänger von J. C. noch?«
»Ja, soll ich die Stelle hier eingeben?«
»Ja, und dann kommt raus an den Waldrand, damit ich euch sehen kann. Ich will feststellen, ob es irgendeine Verbindung zwischen diesen Spuren und eurem Standort gibt.«
Doch als Travis und Jack mit den Hunden erschienen, erkannte Frank, dass die Spuren, die er verfolgte, abbogen und weg vom Lager führten. Was hatte das zu bedeuten? Wenn die Stiefelspuren von Irene stammten – wer war dann die zweite Person? Parrish? War er verletzt? War sie es?
Nein, ihre – wenn es denn ihre waren – waren die Stiefelspuren, tief, aber verwischt von etwas, das danach vorbeigekommen war und einen breiten Grasstreifen flach gedrückt hatte. Doch er konnte sich erinnern, dass er so ähnliche Spuren an anderen Tatorten gesehen hatte, wo ein Mörder einen Toten hinter sich hergezerrt hatte …
O Gott, nein.
Er begann neben dem Pfad mit dem flach gedrückten Gras entlangzurennen. Doch als er ihm durch die Bäume gefolgt war, kam er an eine Stelle, wo zwei Personen gestanden hatten – zumindest sah es danach aus. Da waren drei Stiefel und ein Abdruck, aus dem er nicht schlau wurde. Und die Spuren des Hundes. Nichts wurde gezerrt. Und dann nur noch zwei Fußspuren, aber wesentlich tiefer als zuvor. Die kleineren Stiefel, aber – trugen sie etwas? Jemanden?
Zwei Personen hatten überlebt. Vielleicht war Parrish von den Wachen angeschossen worden, zwang Irene aber … wozu? Ihn hinter sich herzuzerren? Das konnte er sich nicht vorstellen. Wahrscheinlicher war, dass er sie gefesselt hatte und sie hinter sich herzog.
Es wurde immer schwieriger, den Spuren zu folgen, und schließlich verlor er sie. Auf der Suche nach ihnen fand er andere Spuren. Irgendetwas passte nicht zusammen. Er zählte erneut.
J. C. und Andy waren zur Landebahn marschiert – damit blieben Parrish, Thompson, Duke, Earl, Merrick, Manton, Flash, Sheridan, Niles und Irene. Zehn Leute. Wenn die Spuren im Gras von Parrish und Irene hinterlassen worden waren, blieben noch acht. Merrick und Manton waren erschossen worden, also waren es noch sechs.
Sechs Paar Füße in Stiefeln. Aber durch die Explosion waren lediglich zehn Stiefel verstreut worden, nicht zwölf. Wenn noch jemand überlebt hatte, wer war es? Und wo steckte er?
Höchstwahrscheinlich, so mutmaßte er, war es Duke oder Earl. Sie waren beide alte Hasen und kannten ihr Geschäft. Keiner von ihnen würde Irene in Gefahr bringen, aber jeder von ihnen wäre imstande, die Spuren von Irene und Parrish zu verfolgen, herauszufinden, wohin der Dreckskerl sie verschleppte, und ihm Druck zu machen, damit Parrish keine Zeit für … für andere Dinge hätte. Langsam wurde er optimistischer, was Irenes Überlebenschancen anging.
»Bringt die Hunde her«, sagte Frank über Funk. »Mal sehen, ob sie Bingle finden können.«
Die Hunde führten sie an den Bach. Sie gingen am einen Ufer entlang, wo man hin und wieder noch Bingles Pfotenabdrücke erkennen konnte. Aber Deke und Dunk wirkten unkonzentriert und schienen sich mehr für die örtliche Natur zu interessieren als dafür, einen anderen Hund aufzuspüren. Einmal hätte Deke beinahe Travis in den Schlamm gezogen, als sie beschloss, einem Eichhörnchen nachzujagen. Jack schimpfte, und sie rissen sich ein bisschen zusammen.
Frank, der sich fragte, ob er gerade zwanzig wertvolle Minuten damit vergeudet hatte, eine Eichhörnchenjagd zu organisieren, blickte bachaufwärts. Er blieb stehen. »Heilige Scheiße – eine Brücke!«
Da
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