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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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hörte.
    Der Hund jaulte vor Schmerz auf und ließ los. Sie rollte zur Seite und rappelte sich auf die Knie hoch. Und erst jetzt, als sie auf den winselnden Hund hinunterstarrte, sah sie, dass die Kette nicht mehr an seinem Halsband befestigt war. Wie hatte er sich losreißen können? Wer hatte ihn von der Kette gelassen?
    Da tauchte aus dem Schatten auch schon die Antwort auf.
    Jimmy Otto trat in den Schein des Feuers und schob Josephine als Schutzschild vor sich her. Jane stürzte sich auf ihre Waffe, zuckte aber sofort zurück, als ein Schuss Zentimeter neben ihrer Hand die Erde aufspritzen ließ. Selbst wenn sie an ihre Pistole herangekommen wäre, hätte sie es kaum wagen können, das Feuer zu erwidern nicht, solange Josephine im Weg war.
    Hilflos kniete Jane auf der Erde, während Jimmy Otto neben dem brennenden Wagen stehen blieb. Im Schein der prasselnden Flammen sah sie sein Gesicht, und sie bemerkte den hässlichen blauen Fleck auf seiner Schläfe. Josephine lehnte schwankend an seiner Brust, unsicher auf ihrem Gipsbein, mit kahl rasiertem Schädel. Jimmy drückte ihr den Lauf seiner Pistole an die Schläfe, und Josephines Augen weiteten sich vor Panik.
    »Weg von der Waffe!«, fuhr er Jane an. »Na los, wird’s bald!«
    Jane hielt sich mit der Linken das gebrochene Handgelenk, während sie sich mühsam aufrichtete. Die Fraktur war so schmerzhaft, dass ihr Magen sich vor Übelkeit verkrampfte und ihre Sinne trübte, jetzt, wo sie sie am dringendsten gebraucht hätte. Sie stand wankend da und sah schwarze Punkte vor ihren Augen tanzen, während ihr der kalte Schweiß auf die Stirn trat.
    Jimmy sah auf seine schwer verletzte Schwester, die noch immer zusammengesunken auf den Stufen lag und leise stöhnte. Mit einem einzigen mitleidlosen Blick schien er zu entscheiden, dass Carrie nicht mehr zu helfen war und er ihr deshalb keine Beachtung mehr schenken musste.
    Er konzentrierte sich wieder auf Jane. »Ich habe die Warterei satt«, sagte er. »Sagen Sie mir, wo sie ist.«
    Jane schüttelte den Kopf. Die schwarzen Punkte wirbelten wild umher. »Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen, Jimmy.«
    »Raus mit der Sprache – wo ist sie!«
    »Wer?«
    Ihre Antwort machte ihn rasend. Ohne Vorwarnung feuerte er seine Waffe direkt über Josephines Kopf ab. »Medea«, sage er.
    »Ich weiß, dass sie wieder aufgetaucht ist. Und wenn sie mit jemandem Kontakt aufgenommen hat, dann mit Ihnen. Also, wo ist sie?«
    Der Schock der Explosion vertrieb den Nebel aus Janes Kopf.
    Trotz der Schmerzen und der Übelkeit war sie jetzt voll konzentriert, und ihre Aufmerksamkeit war ganz auf Jimmy gerichtet. »Medea ist tot«, sagte sie.
    »Nein, das ist sie nicht. Sie lebt. Das weiß ich verdammt genau. Und jetzt wird endlich abgerechnet.«
    »Wegen Bradleys Tod? Sie hat getan, was sie tun musste.«
    »Und das werde ich auch.« Er drückte den Lauf an Josephines Kopf, und in diesem Moment war Jane klar, dass er nicht zögern würde abzudrücken. »Wenn Medea nicht kommen will, um ihre Tochter zu retten, dann wird sie vielleicht wenigstens zu ihrer Beerdigung kommen.«
    Aus der Dunkelheit rief eine Stimme: »Hier bin ich, Jimmy. Ich bin gekommen.«
    Er erstarrte, und sein Blick ging zum Waldrand. »Medea?«
    Sie ist uns bis hierher gefolgt.
    Medea trat zwischen den Bäumen hervor und kam ohne zu zögern, ohne ein Anzeichen von Furcht auf sie zu. Die Löwin war gekommen, um ihr Junges zu retten, und sie zog grimmig entschlossen in den Kampf. Erst wenige Schritte vor Jimmy blieb sie stehen. Im Schein des Feuers standen sie einander gegenüber. »Ich bin diejenige, die du willst. Lass meine Tochter gehen.«
    »Du hast dich nicht verändert«, murmelte er staunend.
    »Nach all den Jahren bist du immer noch genau wie früher.«
    »Du auch, Jimmy«, erwiderte Medea ohne jede Spur von Ironie.
    »Du warst die Einzige, die er je wollte. Die eine, die er nicht haben konnte.«
    »Aber Bradley ist jetzt nicht hier. Warum tust du das also?«
    »Ich tue es für mich. Um es dir heimzuzahlen.« Wieder presste er den Lauf gegen Josephines Schläfe, und zum ersten Mal sah Jane die Panik in Medeas Zügen. Wenn diese Frau überhaupt Angst empfand, dann nicht um sich selbst, sondern um ihre Tochter. Josephine war immer der Schlüssel gewesen, mit dem man Medea vernichten konnte.
    »Du willst doch meine Tochter gar nicht, Jimmy. Du hast ja mich.« Medea war jetzt ganz beherrscht, und ein kühler Blick der Verachtung kaschierte ihre Angst. »Ich bin der

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