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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Fernsehzeitung und ein paar Werbeblätter beiseiteschieben.
    »Ich komme wegen ihrer Nichte, Lisanne Olsen.«
    »Ach ja?« Kruse lächelte schief. War er erleichtert? »Was hat sie denn ausgefressen? Hab’ das Mädel seit Ewigkeiten nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
    »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Nichte tot ist. Wie es aussieht, hat sie einen tödlichen Reitunfall erlitten.«
    »Oh.« Er zog kräftig an seiner Zigarette und blies den Rauch durch die Nase. »So jung. Sie war noch so jung, verdammter Mist. Diese dämlichen Zossen. Schon als kleines Mädchen konnte sie keiner von Pferden weghalten. Und meine Schwester Rita, die hat das Ganze auch noch unterstützt. Wenigstens muss Rita das nicht mehr erleben. Ihre Lieblingstochter tot.« Er schüttelte den Kopf.
    »Gibt es noch andere Verwandte, die vom Tod Ihrer Nichte unterrichtet werden sollten?«
    »Tja, das ist nicht so einfach. Da ist nur noch Lisannes Schwester Fabienne. Sie lebt in Frankreich. Ich hab’ nicht mal die Adresse, aber Lisanne hat sie vielleicht? Hatte … Ach, was für ein Mist.«
    »Was ist mit Lisannes Vater?«
    »Der alte Olsen? Ist verschollen. Nein, Blödsinn. Auch tot. Das hat Rita jedenfalls immer behauptet. Keine sehr langlebige Familie. Er ist gestorben, als Lisanne zwölf war.«
    »Vielleicht können Sie ja herausfinden, wo wir die Schwester erreichen können. Es wird einiges zu regeln sein. Ansonsten müssten Sie einspringen. Heißt die Schwester auch Olsen mit Nachnamen?«
    »Weiß nicht. Vielleicht hat sie ja in der Zwischenzeit geheiratet, einen Franzmann oder so. Meldet sich ja nicht bei mir.«
    »Wir werden Frau Olsens Unterlagen sichten müssen. Vielleicht findet sich ja dabei ein Hinweis auf den Aufenthaltsort der Schwester.«
    »Müssen Sie? Ist das nicht Sache der Hinterbliebenen? Zum Beispiel meine?« Er schien allmählich wach zu werden.
    Gerlach stellte sich vor, wie es hinter Kruses Stirn zu arbeiten begann. »Das muss warten. Zunächst wird die Kripo ein paar Ermittlungen anstellen.«
    »Was soll das heißen? Ich denke, es war ein Reitunfall?«, beschwerte Kruse sich. »Sie haben mir noch nicht alles gesagt, oder?«
    »Wir können ein Verbrechen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zumindest nicht ausschließen. Und wo wir nun schon mal dabei sind: Wer wird Ihrer Meinung nach von Lisanne Olsens Tod profitieren?«
    »Ihre Erben«, antwortete Kruse düster. »Die Kohle bekommt der, der Lisanne beerben darf.«
    »Das hört sich so an, als ob es etwas zu vererben gäbe.« Gerlach beugte sich vor, auch wenn er damit in den Dunstkreis von halb vollen Aschenbechern und schmutzigen Gläsern geriet.
    »Die Kohle vom alten Olsen, die müsste noch irgendwo rumstauben, wenn Sie mich fragen. Es sei denn, die Töchterchen haben inzwischen alles unter die Leute gebracht. Aber nein, das glaube ich nicht. Rita hat damals ein kompliziertes Testament aufgesetzt, als sie krank wurde. Und warum? Weil sie mich ausschließen wollte. Mehr weiß ich nicht. Fragen Sie am besten den Notar, wenn es um die Kohle geht.«
    »Wie heißt der Notar?«
    »Keine Ahnung. Wieso sollte ich mir den Namen von jemandem merken, der mich von der Kohle fernhalten will?«
    Gerlach antwortete nicht. Er wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden und endlich aus diesem unerträglichen Mief herauskommen. »Lisannes Mutter hieß Rita Olsen. Wo wohnte sie zuletzt?«
    »In Ahrensburg. Schöne Wohnung im Zentrum, die Straße weiß ich nicht mehr. Was Besseres, jedenfalls nicht so wie das hier …« Er wischte über das wulstige Ledersofa hinweg, warf dann einen Blick auf die Uhr vom Videorekorder. »Ich muss jetzt weg.« Kruse stand ungeduldig auf.
    Gerlach fand, dass Kruse ein auffallend geringes Interesse am Tod seiner Nichte an den Tag legte. Wollte der Kerl nicht wissen, was genau ihr zugestoßen war? Wie es jetzt weiterging? »Wir werden Sie wohl noch zu einem Gespräch ins Präsidium bitten«, sagte er. »Hier ist meine Karte, damit Sie wissen, mit wem Sie gesprochen haben.« Er musste sie Kruse förmlich aufzwingen.
    Im dunklen Flur wäre er beinahe gegen die Frau gelaufen. Sie war groß und schwer und roch unangenehm süßlich. Als seine Augen sich an das Schummerlicht gewöhnt hatten, sah Gerlach eine üppige braune Lockenmähne und einen halb offenen wattierten Bademantel, der ein pinkfarbenes Nylonnachthemd und einen üppigen Busenansatz enthüllte.
    »Hau ab, Ellen!«, stöhnte Kruse.
    »Wer ist denn der junge Mann?« Die Frau lächelte

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