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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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und mit etwas mehr Nachdruck zu klingeln, und fuhr erschrocken zurück, als sich die Tür öffnete. Leo Körting starrte sie verwirrt an. Er trug einen schwarzen Seidenkimono, das sonst sorgfältig nach hinten gegelte Haar stand nach allen Seiten ab, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. »Ach, du … War es wirklich nötig, mich zu wecken? Brennt es hier irgendwo?«
    »Und ob es nötig war, Leo. Ich bin sauer, richtig sauer«, sagte sie und hörte, dass ihre Stimme schrill klang.
    »Komm rein. Kannst mir ’nen Kaffee kochen, während ich mich ein bisschen frisch mache.«
    »Du hast sie wohl nicht mehr alle«, sagte sie, trat aber trotzdem ein. Er schlurfte ihr voraus in die Diele und deutete mit dem Daumen auf eine der Türen. »Da ist die Küche. Kannst du mit einer echt italienischen Espressomaschine umgehen? Ich komme gleich zu dir runter.«
    Anke unterdrückte ein Fluchen. Sie hatte gewusst, worauf sie sich einließ, wenn sie es mit Leo Körting aufnehmen wollte. Also biss sie die Zähne zusammen und betrat die Küche. Sie stolperte über eine Pappkiste, die mitten auf den schwarz-wei- ßen Fliesen stand.
    Im Inneren raschelte und scharrte es. Anke ging in die Hocke, zog die Klappe des Deckels ein Stückchen hoch undspähte durch den Spalt. Ihr Blick fiel auf einen walzenförmigen Körper mit schwarzen Knopfaugen. Ein zweites Tier drängte sich gegen das erste und versuchte, seine rosa Nase durch den Spalt zu schieben. Meerschweinchen? Sie zog den Deckel etwas weiter auf und steckte eine Hand in den Karton. Sie fühlte warmes struppiges Fell: ein Rosettenmeerschweinchen. Leo Körting hielt Meerschweinchen?
    Anke Loss stand wieder auf, wischte sich die Hände an der Jeanshose ab und sah sich um. Sie entdeckte die italienische Espressomaschine, die auf der schwarzen Granitarbeitsplatte aussah wie ein notgelandetes Ufo. Sie würde den Teufel tun, hier für Leo einen Kaffee zu kochen. Stattdessen hockte sie sich wieder zu den Meerschweinchen, und da sie kein Futter in dem Karton sah, nahm sie einen Apfel aus der Obstschale, schnitt ihn in zwei Hälften und legte ihn in den Karton.
    Der Apfel war schon zur Hälfte verspeist, als Leo hereinkam, offensichtlich Kaffee erwartend und kurzzeitig verstimmt, als er sah, dass die Maschine von ihr noch nicht in Betrieb genommen worden war. Er sah sie fragend an. »Kein Kaffee? Was dann? Ich bin nicht in Stimmung für schlechten Sex«, sagte er. »Mir tun die Eier noch von letzter Nacht weh, also was willst du hier?«
    Sie spürte, wie ihr vor Wut die Hitze in die Wangen schoss. »Bilde dir bloß nichts ein, Leo. Ich bin hier, weil ich stinksauer auf dich bin.«
    »Du wiederholst dich. Und ich dachte, vormittags bist du immer scharf auf eine schnelle Nummer mit der Nachbarschaft …«
    Sie holte tief Luft. Es war klar, dass er nicht davor zurückschrecken würde, sein Wissen gegen sie zu verwenden. Aber damit kam er dieses Mal nicht durch. »Ich habe Dettendorf heute Morgen gesehen. Was hast du mit ihm angestellt? Willstdu ihn umbringen? Ich kann zur Polizei gehen, und wenn du nicht ein paar sehr gute Erklärungen parat hast, werde ich genau das tun!«
    Er antwortete nicht, sondern gähnte nur ausgiebig.
    »Hast du mich nicht verstanden? Das war schwere Körperverletzung!«
    »Polizei, ja, gute Idee. Tu dir keinen Zwang an, wenn du unbedingt alles kaputt machen willst, was wir bisher erreicht haben.«
    »Erreicht? Du hast jemanden halb tot geprügelt. Das haben wir erreicht.«
    »Freut mich, dass du wir sagst, Anke. Zeigt mir, dass du die Dinge richtig einschätzen kannst. Willst du einen Kaffee?«
    »Nein, danke. Ich will, dass so was nie wieder vorkommt, hast du mich verstanden?«
    Er hantierte an seiner Espressomaschine herum, ohne sie weiter zu beachten.
    Ankes Wut verflog. Es war sowieso sinnlos. Es war nicht mehr zu ändern, und irgendwie hing sie da mit drin.
    »Was machen die Meerschweinchen hier in der Küche?«, fragte sie, um sich von ihrer Niederlage abzulenken.
    »Futter«, sagte er.
    »Ich habe ihnen eben einen Apfel gegeben. Sie scheinen hungrig zu sein. Hast du kein Futter für sie?«
    Er schnaubte leise. »Die sind Futter für meine Schlangen.«
    »Was? Futter für deine Schlangen? Diese niedlichen kleinen Meerschweinchen! Woher hast du sie?«
    »Ein Bekannter wollte sie loswerden, weil seine Kinder sich nicht mehr darum kümmern.«
    »Aber du kannst doch nicht …« Anke wusste nicht wieso, aber sie war völlig am Ende.
    Er drehte sich zu ihr um und

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