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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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irgendwen zu heiraten.
    Burmeister fragte ihn nach den Einzelheiten der Bestattung, dem Sarg, der Sargausstattung und dem Blumenschmuck. Dettendorf ließ es über sich ergehen, fühlte sich wie eine Vogelscheuche im Hagelschauer. Er nickte hier, deutete dort auf eine Abbildung und schaffte sogar einen Rundgang durch die Sargausstellung, um die geeignete Kiste , wie er es heimlich nannte, auszusuchen.
    Nachdem er das hinter sich gebracht hatte, fühlte er sich wie von einem Eispanzer überzogen. Als er wieder am Tisch saß und Burmeister ihm den Auftrag hinüberschob, hatte er Mühe, den Stift für die Unterschrift zu führen, so kalt und gefühllos war seine Hand geworden.
    »Das hätten wir«, sagte Burmeister mit einer gewissen Befriedigung in der Stimme. Mit plötzlich erwachtem Elan, wie es Dettendorf schien, ging er in die Küche, um bei seiner Frau doch noch einen Tee zu bestellen. Die Angelegenheit hat ihm bestimmt auch zugesetzt, dachte Dettendorf. Aber nun ist er erleichtert, während ich hier sitze und mich immer noch scheußlich fühle. Fast so, als hätte ich eigenhändig Lisannes Todesurteil unterschrieben, und nicht den Auftrag zu ihrer Beerdigung.
    Zu seiner Überraschung kam Marion Burmeister ins Zimmer. Er stand auf.
    »Jan, es tut mir so leid!« Sie stutzte. »Mein Gott, wie siehst du denn aus? Was ist passiert?«
    Dettendorf verstand zuerst nicht, was sie meinte, doch dann fiel ihm sein blaues Auge wieder ein. »Ach, das ist nichts. Ich bin nur vom Pferd gefallen. Komisch nicht, ausgerechnet ich …« Er ließ ihre Umarmung über sich ergehen, die eine Spur zu lang ausfiel. Dann nahm er sich eine Tasse Tee.
    »Es tut mir so leid für dich, Jan«, sagte Marion noch einmal. »Aber ihr habt alles sehr gut geregelt, nicht wahr? Du wirst sehen, wenn das alles überstanden ist, fühlst du dich schon ein kleines bisschen besser.«
    Er nickte. Was sollte er auch sagen? Er musterte Marion, die in ihrem marineblauen Kostüm mit gestreifter Hemdbluse und hellgelbem Halstuch wie eine moderne Geschäftsfrau aussah. Simon stand schräg hinter ihr und wirkte in seiner alten Strickjacke mit den Flicken auf den Ellbogen wie ein armer Verwandter.
    »Es ist ein abgenutzter Spruch, dass die Zeit alle Wunden heilt. Aber glaub mir, mit der Zeit lernt man, mit seinen Wunden zu leben. Außerdem hast du schöne Erinnerungen, nicht wahr? Du und Lisanne, ihr seid nicht im Streit voneinander getrennt worden.«
    Täuschte er sich, oder klang ihr letzter Satz wie eine Frage? »Am Samstag vor ihrem Tod hatten wir zum letzten Mal richtig viel Zeit füreinander. Als wir zusammen in Hamburg waren und Touristen gespielt haben …« Er lächelte, als er sich an ihre Begeisterungsfähigkeit für Dinge erinnerte, die sie eigentlich schon ihr Leben lang kannte. »Sonntag und Montag hatten wir beide zu viel zu tun, und am Dienstag …« Er stockte, weil er nicht weiterwusste.
    »Denk an die schönen Dinge. Versuch sie in Erinnerung zu behalten, wie sie an dem Samstag war.« Marion Burmeister und sah ihn eindringlich an. Er senkte verlegen den Blick. Was mischte sie sich ein?
    »Ich wollte, ich könnte noch ein bisschen hier bleiben, aber ich muss jetzt gleich nach Lübeck fahren. Zur Polizei«, sagte sie.
    Jan Dettendorf hatte die letzten Stunden gar nicht mehr an die Ermittlungen gedacht. »Ich habe das Gefühl, die kommen überhaut nicht voran. Nichts passiert …«
    »Jan, du musst fest daran glauben, dass sie den Schuldigen finden werden. Wir müssen nur etwas Geduld haben.«
    »Was will die Polizei denn von dir?«, fragte er. Er selbst hatte nichts mehr von denen gehört, seit diese Korittki bei ihm hereingeplatzt war und sich beschwert hatte, dass er den Überfall nicht gleich gemeldet hatte.
    »Ach, nichts Besonderes. Eine Aussage unterschreiben«, sagte sie ausweichend.
    Er wollte schon nachhaken, als Simon Burmeister sagte: »Und dafür musst du bis nach Lübeck fahren? Sei bloß vorsichtig bei dem Wetter. Es könnte Eisregen geben.«
    »Ach, was. Ich fahre ja nur nach Lübeck, nicht bis nach Niedersachsen. Nur für Niedersachsen haben sie heute Eisregen angesagt, Simon«, belehrte ihn seine Frau und stand auf.
    »Haben sie das?« Dettendorf trank einen Schluck Tee. »Ich wollte nachher noch nach Wilhelmshaven fahren. Ich habe eins von meinen Fohlen dorthin verkauft«, sagte er und stand ebenfalls auf.
    »Da hast du dir aber einen ungünstigen Tag ausgesucht, Jan. Bei Eisglätte und dann mit dem Hänger unterwegs …«

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