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Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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auf. Ihrer Kehle entrang sich ein gurrendes, freudiges
Heulen, ähnlich dem eines Wolfs.
    Ihre Mitbewohner wurden schlagartig geweckt.
    Lautlos schnellte der Wolf empor und drängte sich neben Sissi vor
den Felseingang. Die Haare seines braun-grauen und ihres weiß-schwarzen Fells
krümmten sich ineinander. Sein Rumpf war schmaler und der Brustkorb stand höher
als der der Tigerdogge. Die kurzen, spitzen Ohren standen auf Alarm.
    Während die Sissi mit dem Schwanz zu wedeln begann, schoss der Wolf
Blitze aus seinen Augen ab. Langsam, Schritt für Schritt, bewegte er sich
vorwärts. Er begann Hunger zu spüren. Seine Nackenhaare stellten sich auf.
    Auch der Wolf roch Blut.
    ***
    Die Moserin konnte bald nicht mehr. Sie schnaufte bis zum
Umfallen, und ihr Atem pfiff.
    Sie war immer eine stramme Berggeherin gewesen. Nichts hatte sie je
zu stoppen vermocht. Jetzt aber, nach vielleicht zweihundert Höhenmetern,
stützte sie sich mit dem Ellenbogen voraus an einem Baumstamm ab. Sie ließ den
Rucksack von der Schulter gleiten und wollte sich gleichzeitig gemächlich auf
den weichen Waldboden sinken lassen.
    Der spitze Ast, den sie übersehen hatte, rammte sich tief in ihr
Knie. Sie heulte auf. Sie jammerte nicht, obwohl der Schmerz wie Feuer durch
ihren Körper zischte. Wie um Schutz zu suchen, legte die alte Frau den Kopf
müde gegen den Stamm. Der Rinde nach war es eine Fichte.
    Warum war sie eigentlich hier? Sie war mitten in einem Wald, den sie
noch nie vorher erlebt hatte. Schwach erinnerte sie sich, dass sie früher
einmal mitten in so einem Wald gelebt hatte. Doch das war lange her und weit
weg. Die Dingsalm, die Dings … Sie kam nicht drauf, wie die Alm geheißen
hatte. Und sie hatte keine Vorstellung davon, wie sie hierhergekommen war und
wohin ihr Weg sie führen sollte.
    ***
    Als der Wolf den Dreieinhalbmetersatz aus dem Stand
gemacht hatte, war der Seppe über die Sissi, die diesen Sprung verträumt hatte,
gestolpert. Die Arabella, dicht hinterm Seppe, fiel über die beiden. Alle drei
versperrten sich kurz den Weg, während der Wolf zehn Meter weiter mit hoch
erhobenem Kopf wachsam und kampfbereit den Hang hinunterschnüffelte. So wie er
da stand und die Luft einsog, hätte man meinen können, er habe mit der Nase
einen frischen Kadaver erspäht.
    Der kühle Regen, der sich mit den Gerüchen des Waldes vermischte,
war es auch, der den Wolf lockte.
    In der Hauptsache aber war es das offene Knie der Moserin.

VIER
    Die Ereignisse überschlugen sich.
    Die kleine Arabella Döring wurde noch immer vermisst. Da steckt ein
Verbrechen dahinter, mutmaßte die Presse.
    Die Moserin, mögliche Mörderin ihrer Tochter, war unter mysteriösen
Umständen aus dem Wohnstift Grandis verschwunden.
    Einiges deutete darauf hin, dass die alte Frau auch mit dem Mord an
der Heimleiterin, dem Fall Unruh, zu tun hatte.
    Im Fall der Türkin Gülsüm Hastemir war trotz augenscheinlicher
Klarheit noch keine Festnahme erfolgt.
    Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte der frischgebackene Kriminalrat
Rico Stahl, Ex-Star im BKA , mit seiner Mannschaft
sehr schlechte Karten.
    Und Rico war sehr ehrlich zu sich selbst.
    ***
    Solch große Augen hatte Ottakring bei Chili noch nie
beobachtet. Große graugrüne Augen mit einem goldfarbenen Splitter in der Mitte.
    Chili war mit der Vernehmung des Catchers Adlmayer beschäftigt
gewesen, als Ottakring sie zu sich bat. Im Zimmer seiner Mutter saßen sie sich
an dem schmalen Holztisch am Fenster gegenüber.
    Gretl Ottakring hockte kerzengerade auf ihrem Bett, hatte den Kopf
gewendet und blickte versonnen zur Tür.
    »Die Moserin heißt Cilly – und ist eine frühere Schauspielerin!
I glaub’s ned!«
    Chili war platt.
    Ottakring breitete alle Unterlagen und die Fotos vor ihr aus.
    »Sie waren da oben hinter diesen Wandschranktüren versteckt.« Er
räusperte sich. »Im Zimmer meiner Mutter. Raffiniertes Luder, die Moserin.«
    Chili nickte mit fragenden Augen zu Ottakrings Mutter hin.
    Er hob die Hand und winkte ab. »Da brauchen wir keine Angst zu
haben«, sagte er. »Sie kriegt das nicht mehr mit. – Leider«, fügte er
hinzu.
    Chili sah sich die Bilder an und überflog die Urkunden, Programmhefte,
Autogrammkarten und anderen Schriftstücke. Das eine oder andere Mal zeigte sie
auf eine Stelle und fuhr sich versonnen durchs Haar. Zum Schluss klappte sie
den Ordner wieder zu und lehnte sich zurück.
    »Das heißt nix anderes …«, sie runzelte die Stirn und stützte
das Kinn auf die offene

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