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Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Aber es kam ihr vor, als hätte
sie den Wagen schon einmal gesehen. Was hatte der hier oben verloren?
    »Hehehe, ein Porsche!«, jubelte der Seppe.
    Joe Ottakring setzte sich zur selben Zeit in den Porsche,
als die Moserin begann, in den Bergwald einzusteigen. Seine alte Levis-Jeans
reichte ihm über die abgelatschten Reebok-Turnschuhe.
    Die Rollläden beim Firenze waren zu, der Parkplatz war leer. Offensichtlich
Ruhetag. Im Pavillon vor dem »Schmiedwirt« probte die Blasmusik, am Hendlstand
gegenüber der Tankstelle hatte sich eine Schlange gebildet. Es war Mittagszeit.
    Gleich nach dem Gespräch mit Döring hatte Ottakring mit der Taxizentrale
Edelweiß telefoniert und ihnen das Farbfoto von Arabella Döring aus der
Vermisstenmeldung gefaxt. Süßes Mädchen, rundes Gesicht, blondes Haar.
Bekleidet mit …
    »Kleidung und Frisur mögen aktuell vielleicht anders sein«, hatte er
hinzugefügt.
    Nach einer knappen Stunde war der Rückruf gekommen.
    Ja, der Schuster Franze hatte vor Tagen ein Mädchen mit diesem
Aussehen kurz vor der Papierfabrik gesehen. Auf dem Straßerl Richtung Berg sei
sie gegangen. Jeans, etwas Blaues – oder Grünes, blond. Aber das Gesicht –
eindeutig. Er habe sich extra umgedreht und sich schon gewundert, der Franze,
was so ein Madl allein da draußen zum Tun hat. Fußgänger treffe man auf dieser Strecke
selten an. Aber es komme oft vor, dass Kinder oder Frauen ihre Väter oder
Tanten von der Arbeit abholen. Deswegen habe er sich nix dabei gedacht, der
Franze.
    »Ja, das war sie. Definitiv!«
    Also, auf geht’s, sagte sich Ottakring. Für einen Augenblick überlegte
er, ob er Olaf Döring verständigen sollte. Doch er entschied sich dagegen. Er
würde vielleicht nur Hoffnungen nähren, ohne Ergebnisse vorweisen zu können.
    Das Umfeld der Fabrik fühlte sich an wie Buttermilch in Pulverform.
Saurer Geruch, flockige Luft. Er kurvte ein paar Minuten um das Gelände und
hielt Ausschau. Dann hielt er kurz an und blieb im Wagen sitzen, bis ihn etwas
zu dem Entschluss trieb, das gewundene Straßerl hinauf zur Grabmoosalm zu
fahren.
    In seinem Kopf arbeitete es. Wo wollte die Kleine hin, wenn sie auf
der Straße zur Fabrik gesichtet worden war? Vielleicht war die Frage leicht zu
beantworten.
    »Bitte verbinden Sie mich mit Herrn Döring!«
    Sekunden später war Döring am Telefon.
    »Herr Döring, kennen Sie die Grabmoosalm?«
    Heiseres Lachen am anderen Ende. »Na, und ob ich die kenne! Deshalb
hat mich der Tod der Annemirl auch so berührt. Annemirl ist – war die
Wirtin, wissen Sie. Haben Sie die Annemirl gekannt?«
    Ottakring ging nicht auf die Frage ein. »Gut. Sie selbst kennen die
Alm. Hat Arabella sie auch gekannt? Waren Sie mit ihr auch schon droben?«
    Wieder dieses etwas irre Lachen.
    »Ja freili. In der Schwammerlzeit. Dort droben im Bergwald gibt’s
die schönsten Steinpilze und Rotkappen. Manchmal findet man sogar ein paar
Reizker, wenn man die Plätze kennt. Da war ich oft mit der Bella droben. Sie
kann inzwischen alle Schwammerl unterscheiden.«
    Kurze Pause.
    Ottakring scannte unwillkürlich die Gegend nach einem blonden
Mädchen ab.
    »Sagen Sie, haben Sie schon eine Spur von meiner Bella? Führt sie
etwa zur Grabmoosalm?«
    Da hatte er den Salat. Er sah schon Horden von Journalisten die Wälder
durchstreifen und laut rufend nach dem Mädchen forschen.
    »Nein, nein« widersprach er. »Das war nur so eine Idee. Sie hat nichts
mit der Grabmoosalm zu tun. Was war im Übrigen der Grund, in der Alm
einzukehren, wenn Sie auf Schwammerlsuche waren?«
    »Das werden wir zusammen veranstalten, wenn Sie meine Tochter
ausfindig gemacht haben, Herr Ottakring. Die selbst gebrockten Schwammerl
gleich anschließend da oben von der Wirtin zubereiten lassen … mit
Kräutern und Rührei … himmlisch, sag ich ihnen. Ich kann nur hoffen, die
Resi kocht genauso gut wie ihre Mutter.«
    Ottakring hörte, wie Döring am anderen Ende die Luft tief in die
Lungen sog. Als wolle er eine innere Barriere überwinden.
    »Kommen Sie, machen Sie doch nicht rum!«, rief Döring laut. »So viel
Kriminaler bin ich auch, um zu spüren, dass da was im Busch ist. Raus mit der
Sprache: Haben Sie was herausfinden können?«
    Ottakring lachte gezwungen. »Nein, wie gesagt, es war nur eine
Frage, um eine Idee zu vertiefen. Sie hören wieder von mir, Herr Döring.
Behalten Sie die Ruhe.«
    Er drehte den Zündschlüssel, und die Zündung, die sich immer wieder
selbst verstellte, brachte den Motor des Oldtimers

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