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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Luofluss springen, und als die Leute ihn einzufangen versuchten, schrie er: »Wu Zhipu ist da!« [93]  

Mindestens drei Millionen Hungertote
    Der Große Sprung nach vorn und der Aufbau der Volkskommunen haben die Produktionskraft der ländlichen Gebiete schwer beschädigt. Nach offiziellen Zahlen aus Henan entsprach die landwirtschaftliche Produktion 1959 einem Gegenwert von 3,555 Milliarden Yuan, das war ein Rückgang von 8,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gesamtproduktion an Getreide lag bei 9,745 Milliarden Pfund, das war ein Rückgang von 22,9 Prozent. 1960 ist der Produktionswert der Landwirtschaft noch einmal um 11 Prozent gefallen. Aufgrund der hohen Ankaufquoten und der extremen Verschwendung waren die Getreidereserven in den ländlichen Gebieten aufgebraucht. Hier waren Wassersucht und Frauenkrankheiten an der Tagesordnung und auch Ackervieh und Geflügel gingen in Massen ein (nach einer nachträglichen Statistik sind provinzweit 74000 Stück Vieh verendet). [94]  
    Doch Wu Zhipu log dem Zentralkomitee vor, nur fünf Prozent der Massen stünden nicht gut, er bestand darauf, dass keine Notgetreideabgabe notwendig sei, und senkte die Ankaufquoten um kein Jota.
    Zwischen Januar und Februar 1958 erreichte das Zentralkomitee der KPCh und den Staatsrat eine Unzahl von Briefen der Massen, in denen die Situation mit den zahllosen Fällen von Wassersucht und Hungertoten geschildert wurde. Am 20. Januar 1959 hieß es in einem an das Zentralkomitee der Partei und den Staatsrat gerichteten und mit »die Massen von der Nordsüd-Bushaltestelle von Liutiquan« unterschriebenen Brief: »Am Neujahrstag war vor Xiayi und in Yucheng alles voller Leute, die nach wildem Gemüse gruben. Alles, was essbar war, war weg. Wo die beiden Kreise aneinander grenzen, gab es in jedem Dorf Tote. Die einen waren losgeschickt worden, um etwas zu kaufen, und sind einfach umgefallen und gestorben, die anderen fielen draußen beim Suchen nach wildem Gemüse tot um.«
    Am 25. Februar schilderte ein mit »die gesamten Regierungstruppen der Einheit 1220 des Kreises Jimo in Shandong« unterzeichneter Brief, dass die Bauern in Yucheng und Xiayi pro Tag und Kopf nur noch 4,8 Liang erhalten (diese nach dem Hexadezimalsystem, das traditionell beim Wiegen Verwendung fand, berechnete Menge entspricht im Dezimalsystem drei Liang, also 150 Gramm). Wer sage, er sei nicht satt geworden, werde kritisiert und geschlagen und als Rechtsabweichler bezeichnet. Jetzt seien die Massen wie die Schafe, keiner wage mehr, etwas zu sagen.« [95]  
    In einer Situation, in der die Hungertoten überall herumlagen, brachte die Henan ribao an Neujahr einen Leitartikel mit dem Titel »Der verkaufsoffene Tag lohnt, Neujahr wie gewohnt«, und hielt weiter an dem Sprung nach vorn auf ganzer Front fest. Im Februar 1960 schrieb Wu Zhipu einen Bericht mit dem Titel »Im Kampf für eine weitere Umsetzung des Großen Sprungs nach vorn im Jahr 1960«. Noch im März 1960 berichtete Wu dem Zentralkomitee der Partei, dass 66 Prozent der Volksküchen gute Arbeit leisteten. [96]   Auf zwei Konferenzen in Zhengzhou wurden die hohen Quoten kritisiert, Tan Zhenlin und Wu Zhipu aber hielten weiter an dem Experiment mit 2000 Pfund pro Mu fest; im Gebiet von Xinyang verhungerten die Menschen, doch als Mao Zedong Henans Städte und Dörfer in Augenschein nahm, hat ihm Wu Zhipu davon nichts gesagt.
    Im Frühjahr 1960 ging den Gemeinschaftsküchen einer nach der anderen das Getreide aus. Wu Zhipu gab im Januar 1962 schließlich zu: »In Bezug auf die Getreideerträge für die Jahre 58 und 59 lagen meine Schätzungen weit über den realen Zahlen […] und ich habe nicht nur einmal dem Vorsitzenden falsche Ertragszahlen gemeldet […] laut meinen Schilderungen ging es nur fünf Prozent der Massen in Henan nicht gut, in Wahrheit kam es damals im Gebiet von Xinyang überall zu Wassersucht und Hungertoten.«
    Im Februar des gleichen Jahres hat der Gebietskomiteesekretär von Xinyang, Lu Xianwen, Wu Zhipu hastig über das Problem mit den Toten unterrichtet, doch Wu ergriff keinerlei Maßnahmen und nahm am 15. April an der Spitze einer Delegation der KPCh an einer Konferenz der Kommunistischen Partei von Finnland teil. Kader und Massen widersetzten sich Lu Xianwen, aber Wu stärkte ihm den Rücken, er solle weitermachen und versuchen, die sogenannten Rekorderträge und Rekordproduktionen bei Eisen und Stahl aufrechtzuerhalten und der ersten Volkskommune des Landes die

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