Grace - Die Biographie
Rainier abends im New Yorker »Waldorf Astoria Hotel« auf dem Wohltätigkeitsball zu Gast, dessen Motto in diesem Jahr Monte Carlo gilt. Grace erscheint in einem Dior-Kleid aus weißem Satin mit Orchideen-Oberteil. An diesem 6. Januar erlebt das öffentliche New York erstmals »seine« Grace bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Fürsten Monacos. Auch Margaret und Jack Kelly sind mit dabei sowie Rainiers loyaler Begleiter und Berater, der katholische Pater Francis Tucker, und der junge Arzt Dr. Robert Donat aus Nizza.
Pater John Francis Tucker (1889–1971) – aus Wilmington im US-Bundesstaat Delaware stammend, Amerikaner irischer Herkunft und seit Jahresbeginn 1951 auf Wunsch Fürst Rainiers vom Vatikan nach Monaco entsandt, wo er als Gemeindepater von St. Charles, als Hofkaplan und als Freund und Beichtvater Rainiers fungiert – hat sich vor dem USA-Aufenthalt dieser kleinen monegassischen Delegation bereits im Herbst 1955 über die katholische Herkunft Grace Kellys erkundigt und diese als für seinen Fürsten geeignet befunden. Hinter den Kulissen ist es auch Pater Tucker – für zwölf Jahre eine zentrale und wichtige Figur im Fürstentum –, der an den Fäden einer Wiederbegegnung zieht und als umsichtig-kundiger Vermittler zwischen der Alten und der Neuen Welt auftritt.
Pater Tucker wird bis Mai 1962 in den Diensten des Fürsten und des Vatikan stehen, um sich schließlich auf eigenen Wunsch altersbedingt zurückzuziehen und Monaco zu verlassen. Er geht zunächst zurück nach Rom. 1963 schließlich kehrt er in die Vereinigten Staaten zurück, wo er am 2. November 1971 im Alter von dreiundachtzig Jahren stirbt.
Kurze Zeit später, es ist der 10. Januar 1956, geben Grace und Rainier eine weitere Pressekonferenz, diesmal in New York – es sind nur sieben Tage bis zum Drehbeginn von Die oberen Zehntausend –, auf der erstmals das mögliche Ende ihrer Schauspielkarriere in den Blick genommen wird. Auf die Frage »Werden Sie Ihre Karriere nach der Hochzeit fortsetzen?«, antwortet Grace : »Diese Entscheidung wird der Prinz treffen.« Und Rainier, gefragt, ob »Miss Kelly« weitere Filme machen wird, sagt: »Ich glaube nicht!« 274
Alledem voraus geht zweierlei: Grace musste sich zuvor einem Fruchtbarkeitstest unterziehen, und Jack Kelly und Fürst Rainier mussten über Mittelsmänner über die finanzielle Transaktion verhandeln, die im Hintergrund dieser Verlobung steht: die Mitgift des Brautvaters an den zukünftigen Ehegatten. Zwei delikate Vorgänge, die beide nicht an die Öffentlichkeit durchdringen durften.
Vor dem Fruchtbarkeitstest hat Grace Angst, da spätestens zu diesem Zeitpunkt offenbar würde, dass sie keine Jungfrau mehr ist, »weil der Fürst glaubte, dass sie eine sei«, 275 wie Don Richardson einmal erzählt. Eine Situation, die ihr peinlich und unangenehm ist, zumal sie nicht weiß, wie Rainier reagieren würde. Sie macht sich große Sorgen hierüber, wie Freundinnen aus jener Zeit konstatieren. 276 Die Untersuchung wird zwar nicht in unmittelbarer Anwesenheit von Dr. Donat durchgeführt, doch befindet sich dieser als Mittelsmann zwischen der durchführenden Ärztin, einer Gynäkologin an der Frauenklinik von Buck’s County, Pennsylvania, die Grace kennt, und der monegassischen Delegation, direkt in den Nebenräumen der Klinik. Das medizinische Ergebnis der Untersuchung ergibt, dass Grace fruchtbar ist und also den für Monaco so wichtigen Thronfolger gebären kann. Weiteres, dabei unausgesprochenes Resultat der Untersuchung ist, dass sie natürlich keine Jungfrau mehr ist. Ein Umstand, der nicht weiterkommuniziert oder publik gemacht wird. Fürst Rainier gegenüber schweigt man über diesen zweiten Punkt geflissentlich, und Grace überlegt sich gemeinsam mit ihren New Yorker Freundinnen, ob, falls das Thema einmal darauf käme, sie ihm nicht einfach sagen könne, es sei einmal bei einem Sportunfall passiert. Angesichts Graces geringer Affinität zum Sport befinden ihre Freundinnen allerdings, dass diese Notlüge nur wenig überzeugend sei. Doch das Gespräch kommt nie darauf, und es bleibt offen, ob Rainier sich über Graces voreheliches Liebesleben hat informieren lassen oder ob er tatsächlich einfach davon ausging, dass Grace noch unberührt ist. Ein Vorgang im Übrigen, der für die prüden fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts nicht unbedingt außergewöhnlich ist. 277
Als Mitgift für die Hochzeit fordert Fürst Rainier III. von Monaco über seine Mittelsmänner von
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