Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
rüber zur Freiheitsstatue gemacht.
Grace musste lächeln, wie immer, wenn sie an ihre Kleine dachte. Inzwischen war sie nur schon gar nicht mehr so klein. Zwölf Jahre alt war sie bereits, genauso alt wie Jos Tochter Lacy. Es war wirklich ein unglaublicher Zufall, dass beide Töchter nicht nur im selben Jahr und im selben Monat geboren waren, sondern sogar Namen mit demselben Anfangsbuchstaben hatten.
Irgendwann wollten sie ein großes Familientreffen machen, mit ihren Töchtern und Ehemännern. So gut, wie sie beide sich verstanden, waren sie sich fast sicher, dass sich die Männer und die Mädchen genauso gut verstehen würden.
„Wir müssen noch eine Kleinigkeit für unsere Lieben besorgen. Hast du schon eine Idee, was wir unseren Mädchen mitbringen könnten?“, fragte Grace Jo.
Jo dachte kurz nach. „Nein, nicht wirklich. Aber uns wird schon noch etwas einfallen. Vielleicht entdecken wir ganz spontan etwas.“
„Das denke ich auch. Also, wollen wir uns aufmachen? Ich habe heute viel mit dir vor.“
…
Sobald sie sich fertiggemacht hatten, brachten sie noch kurz das Geschirr zurück in die Küche, winkten Gregory zu – Ruhte sich Gregory denn niemals aus, brauchte er nicht auch mal ein wenig Schlaf? – und traten hinaus in die Kälte.
„In welche Richtung geht es?“, fragte Jo und Grace drehte sie an den Schultern nach rechts.
„Genau da lang, immer geradeaus!“, sagte sie.
Nach etwa einhundert Metern kamen sie an einem Prediger vorbei, der mitten im Schnee stand, ein Kreuz in der Hand hielt und schrie: „Danket Gott! Gott ist allmächtig!“
„Oh ja, wir danken dem lieben Gott, oder?“, fragte Jo.
„Und ob. Er hat uns zueinander geführt, dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.“
„Ich auch.“ Jo gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und strahlte genau dasselbe Glück aus wie sie selbst.
Was für ein wundervolles Wochenende, nicht einmal die ganzen Katastrophen, Verspätungen, der viele Schnee, die geschlossenen Geschäfte, die verlorenen Stunden hatten ihnen die gemeinsame Zeit verdorben – ganz im Gegenteil, all das hatte sie nur noch wertvoller gemacht. Dies war doch wahrhaftig ein Wochenende, das man niemals vergessen könnte. Ein Wochenende, das in die Geschichte eingehen würde.
„Wir sind da!“, sagte Grace und Jo sah sich verwirrt um.
Sie standen mitten auf der Fifth Avenue. Um sie herum gab es nichts außer vielen Wolkenkratzern, Geschäften, von denen die meisten noch geschlossen hatten, und einigen morgendlichen Spaziergängern.
„Ich verstehe nicht ganz … was soll denn hier sein?“, fragte Jo.
„Sieh doch mal nach oben!“, schlug Grace vor und Jo sah hinauf zum Himmel. Und erst da erkannte sie, dass sie direkt vor dem Empire State Building standen.
„Wow, das Empire State Building! Willst du da etwa mit mir rauf?“, fragte Jo.
„Du hast es erfasst!“
„Ich weiß aber nicht, ob ich das schaffe. Du weißt doch, dass ich Höhenangst habe.“
„Ja, aber da oben ist alles abgesichert. Du schaust ja nicht geradeaus runter. Das schaffst du schon, komm!“
„Hat es denn überhaupt schon auf?“
„Ja, hat es. Und nun hör auf, nach Ausreden zu suchen. Es ist gar nicht so hoch, sind doch nur 86 Stockwerke bis zur Aussichtsplattform.“
Jo fasste sich an die Stirn und machte eine Ohnmachtsgeste. „Willst du mich umbringen?“
Grace lachte. „Nun komm aber, du Angsthase. Ich bin ja bei dir! Falls du umfällst, fange ich dich auf.“
Sie schnappte sich Jos Hand und lief mit ihr hinein ins größte Gebäude von New York.
Erst einmal mussten sie wie Schwerverbrecher ihre Sachen ablegen und sich durchsuchen lassen – Terrorismus-Maßnahmen. Dann machten sie sich auf zur Kasse und stellten mit Erschrecken fest, dass eine Eintrittskarte tatsächlich 27 Dollar kostete.
„Na, das wird aber ein teurer Spaß!“, sagte Jo. „54
Weitere Kostenlose Bücher