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Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)

Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)

Titel: Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Dela , Manuela Inusa
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das Weih­nach­ten nach ih­rem 10. Ge­burts­tag zu­rück­den­ken. Sie wuss­te noch ge­nau, wie sie ein paar Tage zu­vor mit ih­rer Oma Oli­via Shop­pen ge­gan­gen und sie vor ei­nem Schau­fens­ter ste­hen ge­blie­ben war, in dem eine Schnee­ku­gel stand, in der ein großer ge­schmück­ter Weih­nachts­baum war, un­ter dem Ge­schen­ke la­gen. Mit Hän­den und Nase kleb­te sie an der Schei­be und schau­te zu, wie der Schnee au­to­ma­tisch in der Ku­gel um­her­flog, es war eine die­ser ganz mo­der­nen Ku­geln.
Ihre Oma ging hin­ter ihr in die Hocke und flüs­ter­te ihr ins Ohr: „Ist das nicht eine traum­haft schö­ne Schnee­ku­gel, mein Lie­bes? Du musst jetzt ganz fest dei­ne Au­gen schlie­ßen und sie dir von gan­zem Her­zen wün­schen, und wer weiß, viel­leicht legt der lie­be Weih­nachts­mann sie un­ter den Christ­baum. Wäre das nicht wun­der­voll, mei­ne klei­ne Jo?“

Es kam ihr vor, als ob es erst ges­tern war, als sie ihre Oma dar­auf­hin mit ih­ren großen blau­en Au­gen an­schau­te und zu ihr sag­te: „Das wäre das wun­der­volls­te und größte Ge­schenk, aber ich glau­be, dass die­ser Wunsch nie­mals in Er­fül­lung ge­hen wird. Mäd­chen wie ich ha­ben so et­was nicht ver­dient.“ Während Trä­nen in ihre Au­gen auf­s­tie­gen, schau­te ihre Oma sie mit ei­nem ent­setzten Ge­sichts­aus­druck an und trau­te ih­ren Oh­ren nicht. Sie nahm Jos klei­nes Ge­sicht in ihre Hän­de.
„Mäd­chen wie du? Ich weiß nicht, wer dir so et­was ins Ohr ge­setzt hat, aber ich kann es mir schon den­ken. Hör mir jetzt ge­nau zu, du bist ein ganz wun­der­vol­les Mäd­chen mit ei­nem un­glaub­lich großen Her­zen. An dir könn­te sich manch Er­wach­se­ner eine dicke Schei­be ab­schnei­den. Ich möch­te, dass du der Mensch bleibst, der du jetzt bist und dir von nie­man­dem ein­re­den lässt, dass du nicht gut bist. Ver­sprich mir das, mein klei­ner Son­nen­schein.“

Kurz dar­auf stand Weih­nach­ten vor der Tür und wie ihre Oma es vor­her­ge­se­hen hat­te, stand die Schnee­ku­gel un­ter dem Weih­nachts­baum. Doch die Freu­de dau­er­te nur kurz, denn kei­ne vier Tage später verstarb ihre Oma und ihr klei­nes Herz war für im­mer ge­bro­chen. Bis heu­te hat­te sie die­sen Ver­lust nicht ver­kraf­tet.

Plötz­lich sack­ten ihr die Füße weg und sie fing hef­tig an zu wei­nen. Grace kam so­fort auf sie zu, nahm sie in ihre Arme und strei­chel­te ihr be­ru­hi­gend über den Rücken.
„Hey, ich weiß nicht, was los ist, aber bit­te wei­ne nicht, mei­ne lie­be Jo.“
„Ich … ähm … muss­te … ge­ra­de … ähm ...“ Vor lau­ter Wei­nen konn­te sie kaum Luft zum Re­den ho­len.
„Be­ru­hi­ge dich erst mal und dann erzähl mir, was der Aus­lö­ser ist,“ sag­te Grace, während sie mit ih­ren Pull­over-Är­mel Jos Trä­nen weg­wisch­te.

„Als du ge­ra­de die Schnee­ku­gel in dei­ner Hand dreh­test, muss­te ich an einen be­son­de­ren Mo­ment mit mei­ner Oma den­ken, und dann war es ein­fach um mich ge­sche­hen“, sag­te sie und schnäuzte in ihr Ta­schen­tuch.
„Oh Jo, ich weiß, dass du den Ver­lust von ihr bis heu­te nicht ver­kraf­tet hast und auch wie du dich fühlst.“ Oh ja, zu gut wuss­te sie, wie Jo sich fühl­te und was in ihr vor­ging. Aber das war jetzt erst mal nicht wich­tig.
 
    ...
    Als Jo sich und ihre Ge­fühle wie­der im Griff hat­te und sie mit dem Packen fer­tig wa­ren, stan­den sie nun vor der großen Fra­ge: Auf­zug neh­men oder Tep­pen lau­fen?
Jo schau­te Grace mit hoch­ge­zoge­nen Au­gen­brau­en an: „Ich wer­de in die­ses Ding nie wie­der eins­tei­gen, das habe ich dir ge­sagt. Ich habe nicht vor, den rest­li­chen Tag in ei­nem en­gen, sticki­gen Auf­zug zu ver­brin­gen.“
„Wenn du nicht mit dem Auf­zug fährst, dann fah­re ich auch nicht. Wer weiß, bei un­se­rem Glück stecke ich am Ende noch fest!“

Zum Glück hat­te kei­ne von bei­den einen großen Kof­fer und sie schaff­ten es so, ohne viel An­stren­gung, recht zü­gig nach un­ten. Nach­dem sie ihre Kof­fer ver­staut und mit Gre­go­ry ver­ein­bart hat­ten, sich erst heu­te Abend zu ver­ab­schie­den – mit ei­nem Glas Oran­gen­saft, weil bei­de kei­nen Trop­fen Al­ko­hol tran­ken – mach­ten sie sich Hand in Hand auf den Weg

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