Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
Verrücktes dir echt stehen würde. Denn egal, was du dir überziehst, und selbst wenn es noch so lustig aussieht, dir steht es immer!“
Plötzlich blieb sie abrupt stehen.
Wir sind da, dachte Grace, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Meine Uhr sagt mir, dass wir noch knapp 45 Minuten zusammen haben und in dieser Zeit werde ich keine Sekunde mehr von ihr weichen, ich werde an ihr kleben, als ob wir eins wären.
Aber was machen wir jetzt? – Heiße Schokolade, genau! Jo liebt sie und ich habe ihr versprochen, dass wir noch einen Abstecher zu Starbucks machen, und zum Glück gibt es im Bahnhof einen. Mit diesen Gedanken drehte sie sich zu Jo.
„Was hältst du davon, wenn wir jetzt unsere Heiße Schokolade trinken gehen, dann können wir uns noch ein bisschen aufwärmen?“
Jo strahlte übers ganze Gesicht. „Oh ja, das ist eine super Idee, das hätte ich ja fast
vergessen, war mit meinen Gedanken ganz woanders“, sagte sie lächelnd, und in ihren Augen konnte Grace die ganze Traurigkeit sehen, die sie ebenso empfand.
...
„Willkommen im Starbucks, was kann ich Ihnen Leckeres anbieten?“, fragte die freundliche Bedienung.
„Hallo“, sagten beide gleichzeitig.
„Wir hätten gerne zwei große Tassen Heiße Schokolade mit viel Sahne obendrauf und zwei Schoko-Muffins, bitte“, sagte Grace, während Jo nur Augen für das Namensschild der Verkäuferin hatte.
„Tut mir leid, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ist das wirklich Ihr Name? Ich frage nur, weil der Name eher zu einer älteren Dame passt als zu so einer jungen Frau, wie Sie es sind“, fragte Jo neugierig.
Erst war Grace nicht klar, wieso Jo das so interessierte, doch als sie von ihr zur Verkäuferin schaute und auf ihr Namensschild, wusste sie es – RUTH!
Sie drückte Jos Hand etwas fester, war aber nicht in der Lage, ihr ins Gesicht zu schauen, da sie wusste, dass sie den ganzen Schmerz wiedersehen würde.
„Oh, das wurde ich schon oft gefragt. Der Name war ein Wunsch meines Vaters. Meine Mutter sagt, dass er sich so auf den Namen Ruth fixiert hatte, dass es ihr nicht gelang, ihn ihm auszureden. Er hatte eine bestimmte Bedeutung für ihn, er hat aber nie gesagt, welche – und jetzt werden wir es nie erfahren. Denn er ist vor knapp zwei Wochen von uns gegangen“, sagte sie mit Tränen in den Augen. „Zweimal Heiße Schokolade und Schoko-Muffins, kommen sofort!“, mit diesen Worten drehte sie sich um und machte sich an die Arbeit.
Nein ... nein ... nein, so einen Zufall kann es nicht geben, sie redet bestimmt von jemand ganz anderem. Jetzt bloß nicht weinen, Jo, reiß dich zusammen!
Oh Ruth, wie sehr muss er dich geliebt haben, er hat dich genauso wenig vergessen können wie du ihn. Wie sehr würde ich mir jetzt wünschen, dass du das noch hättest erfahren können. Ich habe gewusst, dass ein Mann, der einen solchen Brief für eine Frau verfasst, diese niemals vergessen würde. So in Gedanken versunken, merkte sie nicht, dass Grace ihr Kinn anhob, um ihr in die Augen zu schauen.
„Hey, ist alles okay?“ Fragend sah sie ihre Freundin an und war selbst den Tränen verdächtig nahe, weil sie genau verstand, wie es in diesem Moment in Jo aussah.
Mit geschlossenen Augen atmete sie einmal tief durch und öffnete sie wieder.
„Ja, mir geht es gut“, sagte sie leise mit einem traurigen Lächeln.
Ruth stellte alles auf ein Tablett und wünschte ihnen noch einen schönen Tag, doch Jo ließ es sich nicht nehmen, nach ihrer Hand zu greifen und zu sagen: „Es tut mir von Herzen leid.“
Während sie sich mit Grace einen Platz suchte, ging ihr nur noch eins durch den Kopf: Ich muss das jetzt vergessen, im Moment zählen nur noch meine letzten Minuten mit Grace …
Nachdem sie ihre Heiße Schokolade gemeinsam genossen und das Wochenende Revue passieren lassen hatten, mussten sie schweren Herzens feststellen, dass sie sich nun auf den
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