Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
leerstehenden Hotel übernachten. Wie sind Sie eigentlich hier reingekommen?“
„Leerstehend?“ Jetzt war Grace aber doch mulmig. Ängstlich sah sie zu Jo, die leichenblass war.
„Ja, leerstehend. Das Hotel ist bereits seit Monaten nicht mehr in Betrieb. Seit Mr. Mortimer von uns gegangen ist, konnten wir es nicht mehr aufrecht erhalten. Wir sind gerade in Verhandlungen mit einem neuen Käufer, hier soll jetzt so ein ganz neumodisches Hotel hinkommen, mit Spa und Fitnesscenter; Mr. Mortimer hätte sich im Grabe umgedreht.“
„Ich verstehe gar nichts mehr ...“, sagte Jo.
Grace überlegte … ihr Gregory musste irgendein Irrer gewesen sein, vielleicht ein alter Angestellter, der sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass es das Hotel und seinen Arbeitsplatz nicht mehr gab. Er hatte ihnen einfach das Zimmer gegeben. Aber das Zimmer hatten sie doch gebucht, sie hatten es schon vor Monaten bezahlt.
„Wenn das Hotel seit Monaten nicht mehr in Betrieb ist, warum hat uns denn dann keiner darüber informiert?“, fragte sie Buddy.
„Das weiß ich nicht. Ich bin doch nur der Hausmeister. Wie sind Sie denn nun hereingekommen? Es ist doch eigentlich immer abgeschlossen.“
„Also, die Tür war auf, jedes Mal wenn wir rein oder raus wollten. Und Gregory war jedes Mal am Empfang. Er hat uns auch unseren Zimmerschlüssel gegeben.“
„Gregory? Wen meinen Sie nur?“
Grace und Jo sahen sich jetzt an, sie waren völlig durcheinander.
„Gregory!“, versuchte es Jo noch einmal. „Älterer Herr, graues Haar, schlank, sehr freundlich.“
„Er hat mir sogar gesagt, dass ihm das Hotel gehöre“, erinnerte sich Grace.
Buddy legte sich eine Hand an die Schläfe, er grübelte nach, dann bekam er ganz große Augen und sagte: „Kommen Sie mit!“
Er führte sie in einen Raum, der wohl der Frühstückssaal war – den vielen Tischen und Stühlen nach zu urteilen. Grace und Josephine folgten ihm ungewiss und mehr als nur etwas ängstlich.
„Meinen Sie diesen Gregory?“, fragte er und zeigte auf ein großes Portrait an der Wand.
Sie sahen auf und nickten. Ja! Das war er! Gregory, überlebensgroß an der Wand.
„Das ist Mr. Mortimer, Gregory Mortimer, der Besitzer dieses Hotels.“
„Aber sagten Sie nicht, er sei ...“ Grace sah Buddy erschrocken an.
„Tot? Ja, er ist vor sechs Monaten gestorben.“
„Aber wie konnte er dann … wie kann es sein … wie … oh mein Gott, ich glaube, ich kippe gleich um.“ Als sie zu Jo sah, erkannte sie, dass es ihr ähnlich ging.
„Sie müssen sich einfach irren“, sagte Buddy, der selbst total durcheinander war.
„Aber man sagt doch, dass die Geister der Verstorbenen immer wieder an geliebte Orte zurückkehren“, meldete sich Jo zu Wort. Sie versuchte eine Erklärung zu finden, wenn sie auch noch so absurd war.
Grace hatte gerade denselben Gedanken gehabt. Sie glaubte an Geister, war sich sicher, dass ihr verstorbener Opa sie ab und zu besuchte, aber das mit Gregory war einfach zu verrückt. Sie hatten ihn doch mit eigenen Augen gesehen! Sie hatten sich mit ihm unterhalten, mit ihm gelacht. Er hatte ihnen einen DVD-Player ausgeliehen, ihr letzte Nacht den Koffer aufs Zimmer gebracht und Jo am Morgen in die Küche geführt, damit sie ihnen Frühstück machen konnte.
Jo hatte denselben Gedanken und lief durch die Schwingtür zur Küche. Dort war es wie ausgestorben. Man sah nicht, dass hier in letzter Zeit irgendein Essen zubereitet worden war. Sie öffnete den Kühlschrank – er war leer! Wie konnte das sein? Er war doch am Morgen noch voll gewesen? Wie was das alles möglich? War das irgendein schlechter Scherz?
„Sind wir hier etwa bei der Versteckten Kamera , oder was?“, fragte Buddy. Er schien fix und fertig zu sein und überhaupt nichts mehr zu verstehen.
„Nein. Ich verstehe zwar selbst
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