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Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Mutter Elissas Händen befand, dann blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich auf die Spuren der Frauen und Mädchen zu setzen, die beim Überfall auf Sainte Anne d’Auray durch die Maschen seines tödlichen Netzes geschlüpft waren.
    Die Kaltblütigkeit, die sie zeigte, entlockte dem schwarzen Landry ein beifälliges Brummen. Sie würde ihre Stärke dringend benötigen, wenn sie St. Cado erst erreicht hatten.
    »Ich weiß nicht, was dein so genannter Herzog von mir will«, sagte Graciana nach kurzem Schweigen. »Soll ich ihm dazu gratulieren, dass er die einzige Heimat, die ich je hatte, dem Erdboden gleichgemacht hat? Verfolgen ihn die Geister der getöteten Nonnen von Sainte Anne d’Auray? Wenn, dann gönne ich es ihm von ganzem Herzen!«
    »Ihr führt eine Zunge wie ein Schwert!«, knurrte der Söldner. »Nehmt eine letzte Warnung an, der Herzog schätzt keine aufsässigen Frauenzimmer!«
    Graciana gab einen unwirschen Laut von sich, weil ihr auf einmal wieder bewusst wurde, dass der Mann, von dem sie sprachen, ihr eigener Vater war. Keiner, den sie sich selbst ausgesucht hätte. Aber laut Mutter Elissa hatte sie ihm ihr Leben zu verdanken. Und schon bald würde sie ihm gegenüberstehen!
    Wie hatte sie sich nach der zärtlichen Hand einer Mutter und der starken Schulter eines Vaters gesehnt. Der heiligen Anna mussten die Ohren geklungen haben von all den verzweifelten Gebeten des kleinen Mädchens, das nicht wusste, woher es kam und zu wem es gehörte.
    Inzwischen hatte sie Antworten auf ihre Fragen erhalten, und nun sehnte sie sich nach der alten Ahnungslosigkeit. Es war ein unrechtes Leben, vom ersten Augenblick der Zeugung an verflucht! Ein Mensch, den niemand wollte und niemand brauchte!
    Dem Schwarzen Landry entging ihre Verzweiflung, denn in diesem Moment zeigte der Hauptmann, der an der Spitze des Trupps ritt, durch Handzeichen an, dass die Richtung geändert wurde.
    Die Pferde wurden auf einem kaum sichtbaren Pfad nach Süden gelenkt, und Graciana duckte sich instinktiv unter die herabhängenden Zweige, aber keiner davon traf sie. Der Schwarze schien die Augen einer Katze und den Orientierungssinn einer Ratte zu haben. Sie versuchte, von ihm abzurücken, aber sein fester Griff vereitelte den schwachen Versuch bereits im Ansatz.
    Sie gab es auf und lehnte sich gegen seine breite, in Leder gekleidete Brust. Ihr war ohnehin egal, was geschah. Sie hatte die Schlacht um Kérven des Iles und eine mögliche Heimat in Lunaudaie verloren. Was kümmerte es sie jetzt, wie ihr Leben weiterging? Noch unglücklicher konnte sie eh nicht mehr werden.
    Der Wald um sie herum wurde plötzlich lichter und heller, der schmale Pfad führte aus dem Dickicht zum Rand des Forstes. Ein fast voller, bleicher Mond warf sein kaltes Licht über den Waldsaum und die abgeernteten Felder. Jeder Stein zeichnete sich überdeutlich, von schwarzen Schatten umrissen, vor ihnen ab. Der Ritt ging mit unveränderter Schnelligkeit in Richtung Westen weiter.
    Der Söldner hatte es aufgegeben, mit ihr zu reden und ihr seine Ratschläge zu geben. Nur das dumpfe Dröhnen der Hufe und das Knarzen und Klingeln der Sättel und des Zaumzeugs klang an ihre Ohren. Graciana fröstelte. Weniger weil sie fror, sondern weil ihr höchst unbehaglich klar wurde, dass sie sich mit allen Fasern ihres Herzens nach Kérven des Iles sehnte. Doch an ihn wollte sie nun wirklich zuallerletzt denken!
    Sie drehte sich um und fragte den schwarzen Reiter ganz unvermittelt: »Woher wusste dein Herzog, dass ich in der Burg von Lunaudaie Zuflucht gefunden habe? Und was will er von mir?«
    Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, so lange, dass Graciana schon glaubte, er würde gar nichts sagen, doch dann erwiderte er: »Er hatte Befehl gegeben, alle Bewohner des Klosters und seine Äbtissin unversehrt in das Hauptquartier zu bringen. Er schätzt es nicht, wenn man seine Befehle missachtet ...«
    Graciana schauderte, weil sie sich an den grauenvollen Höllentanz vor der Mühle von Auray erinnerte. »Unversehrt nennst du das, was ihr mit den frommen Frauen von Sainte Anne gemacht habt?«
    »Die Verantwortlichen wurden aufgeknüpft, falls es Euch tröstet!«
    »Hauptmann Gordien erfreut sich aber immer noch seines Lebens«, widersprach sie erbittert.
    »Er ist Cocherels rechte Hand, er wird mit anderem Maß gemessen ...« Hörte sie da unterdrückten Zorn aus seiner Stimme?
    Graciana zuckte mit den Schultern. Nun ja, ob der Tatsache, dass die meisten Schurken ihre Strafe

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