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Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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versengt werden sollten. Sie schloss die Augen, aber es bewahrte sie nicht davor, den Gestank zu riechen, der von diesem ungewaschenen Mann ausging.
    »Nicht so hochnäsig, Mädchen! Ich könnte eine Menge für dich tun, wenn du dich ein wenig freundlicher erweisen würdest ...«
    Seine Hand glitt beleidigend über Gracianas Schultern und umfasste eine ihrer Brüste. Er tat ihr absichtlich weh, und Graciana hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht.
    »Lass die Pfoten von dem Weib, Gordien! Du sollst sie hinter Schloss und Riegel bringen; dass du dich ihr aufdrängst, davon war nicht die Rede!«
    Die kalte Stimme des Schwarzen Landry befreite Graciana aus ihrer demütigenden Lage. Er stand im Hintergrund an der Treppe, und die Drohung, die von ihm ausging, war deutlich genug, dass Gordien mit einem Fluch von ihr abließ.
    »Es kann nicht jeder ein so kalter Fisch sein wie du, Landry!«, meinte er mit einem hässlichen Lachen, dann schob er den Riegel einer Tür zurück, die Graciana erst jetzt entdeckte. »Hinein mit dir, Dirne! Ich hoffe, du ruhst gut!«
    Graciana flog mit voller Wucht nach vorne, über zwei Stufen hinunter ins schwarze Nichts. Sie prallte so hart auf den Boden, dass ihr die Luft wegblieb, dann rang sie keuchend nach Atem. Es war dunkel um sie, und sie lag mit dem Gesicht auf kalter, feuchter Erde, spürte Schlamm auf ihrer Haut.
    Der ekelhafte Gestank entlockte ihr einen ersten Laut, ein trockenes, tränenloses Schluchzen. Sie kroch über den widerlichen Boden, bis sie eine Wand erreichte, gegen die sie sich lehnen konnte. Sie machte sich nicht die Mühe, in der Finsternis nach einer Pritsche, einem Strohsack oder einem Eimer zu suchen. Außerdem gab es mit Sicherheit weder das eine noch das andere.
    Sie wagte sich nicht zu rühren. Der Abscheu vor dem, was sie in dieser absoluten Dunkelheit ertasten würde, hielt sie davon ab.

14. Kapitel
    So lange Paskal Cocherel und seine Bande von Gesetzlosen nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, wird es keinen echten Frieden im Land geben«, sagte Kérven des Iles entschlossen.
    Jean de Montfort sah von dem Siegel hoch, mit dem er gedankenverloren spielte, und runzelte unwillig die Stirn.
    »Wieso habt Ihr nur das vermaledeite Talent, den Finger immer genau in die Wunde zu legen, mein Freund?«, seufzte er. »Seht Ihr nicht, dass mir die Hände im Moment gebunden sind?«
    Für einen kurzen Moment herrschte Stille im Arbeitskabinett des Herrschers. Jean de Montfort bemühte sich mit aller Energie, seine Regierung zu festigen, aber die letzte Schlacht lag erst zwei Monate zurück. Der zerbrechliche Waffenstillstand benötigte Zeit, um zum sicheren Frieden zu werden.
    »Cocherels Männer haben nicht an Eurer Seite gekämpft, weil sie den Frieden wünschen«, fuhr Kérven ungerührt fort. »Es ging lediglich darum, die Zahl der Feinde zu verringern. Das nächste Hindernis in seinen Augen seid Ihr! Ihr müsst vorsichtiger sein! Es ist durchaus möglich, dass er zu heimtückischen Mitteln greift, um Euch zu beseitigen!«
    Deutlicher wollte und konnte der junge Ritter in seinen Warnungen nicht werden. Jean de Montfort hingegen winkte ungeduldig ab.
    »Eure Abneigung gegen Paskal Cocherel wächst sich zur fixen Idee aus, Kérven! Ich unterschätze den alten Halunken wahrlich nicht, aber ich kann es ebenso wenig wagen, meinen Konflikt mit ihm offen auszutragen. Ich würde damit einen neuerlichen Krieg entfesseln, das muss auch Euch klar sein!«
    »Woher kommt dieser Kerl überhaupt?«, erkundigte sich Kérven und hieb wütend mit der rechten Faust in die offene linke Hand.
    »Das weiß niemand so ganz genau«, erwiderte der Herzog und zuckte mit den Schultern. »Er selbst behauptet, er könne seine Vorfahren bis auf König Gradlon zurückführen. Im Grunde fehlt ihm nur noch das Kreuz von Ys, damit er diesen Anspruch auch beweisen kann.«
    »Das Kreuz von Ys?«, wiederholte Kérven nachdenklich. »Ihr meint diese Legende mit den Sternen von Armor? Irgendwie sieht es dem selbst ernannten Herzog von St. Cado nicht ähnlich, einem Hirngespinst nachzujagen!«
    »Ich weiß auch nicht, ob es nicht doch mehr als ein Hirngespinst ist, mein Freund«, erwiderte der Herzog. »Es ist stets überliefert worden, dass es existiert. Wenn dem so ist, würde ich mir wünschen, ich hielte es in meinen Händen. Es würde viele meiner Probleme lösen, und ich hätte wenigstens ein Zeichen, das alle Bretonen respektieren!«
    »Dann gebt bei einem vertrauenswürdigen Goldschmied

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