Gracie in Love
als zu den anderen.
Doch ihre Mutter hatte es natürlich gehört und warf ihr einen scharfen Blick zu. Gracie wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Durfte man nicht über dieses Thema reden, oder machte sich ihre Mutter auch Sorgen wegen der Kosten?
„Um wie viel Uhr ist denn die Hochzeit?“, wollte Gracie nun wissen.
„Um vier“, sagte Alexis, als sie mit einem Tablett voller Getränke und Plätzchen hereinkam. Sie stellte es auf dem Sofatisch ab und reichte jedem davon.
„Ich habe mal für eine Hochzeit gearbeitet, wo es statt eines richtigen Essens nur massenhaft Vorspeisen gab. Die Kellner liefen die ganze Zeit mit Tabletts herum, und es gab verschiedene Stationen mit leckeren Kleinigkeiten, zum Beispiel einen Schokoladenbrunnen und Mini-Sandwiches. Das kam gut an, und die Eltern der Braut sparten so eine Menge Geld,“ erzählte Gracie, während sie an ihrem Getränk nippte.
Ihre Mutter griff sich den Ordner mit der Aufschrift „Menü“ und schlug ihn auf. „Sind Vorspeisen nicht so teuer?“
„Sie können auch teuer sein, aber immer noch günstiger als ein komplettes Menü. Und die Leute hocken dann nicht so starr auf ihren Plätzen herum, sondern verteilen sich mehr. So kann man sich viel besser unterhalten, das mögen die Gäste. Man ist nicht den ganzen Abend an denselben Tisch gefesselt. Außerdem braucht man dann auch keine so aufwendige Tischdekoration. Bei einer Cocktailparty erwartet niemand elegante Stühle mit Hussen. Man serviert vielleicht einen Drink in den Farben der Braut, plus Bier und Wein.“
Vivian sah sie misstrauisch an. „Danke, dass du meine Hochzeit zu einem so tollen Erlebnis machen willst wie den Besuch in einem Shoppingcenter, Gracie. Weißt du, wie man auch Geld sparen könnte? Indem man den Gästen ein Lunchpaket mitgibt. Das wäre doch mal was ganz anderes!“
„Entschuldigung. Ich wollte nur helfen.“
„Das war aber keine Hilfe. Die Hochzeit ist in weniger als fünf Wochen, da werde ich doch jetzt nichts Grundsätzliches mehr ändern! Ich möchte ein großes Dinner. Ich möchte eine Band, und ich möchte tanzen. Die Idee mit dem Hochzeitsdrink ist allerdings gut. Ich werde mit Tom darüber sprechen.“
Alexis lächelte Gracie mitfühlend an. „Es ist kein Fehler, ein bisschen zu sparen“, wandte sie sich an Vivian.
„Wieso sollte ich? Du und Zeke, ihr habt es doch auch krachen lassen. Und da Gracie ja sowieso nie heiraten wird, können wir dieses Geld auch noch für mich ausgeben!“
Alexis schüttelte den Kopf. „Das verwöhnte Nesthäkchen. Wie immer.“
„Wie auch immer.“ Vivian nahm sich ein Plätzchen. „Ich bezahle immerhin mein Kleid selbst, schon vergessen?“
„Es ist schon in Ordnung“, schaltete sich ihre Mutter ein. „Es ist lieb, dass du das übernimmst. Lasst uns doch mal über die Kleider reden. Deins ist fertig, oder?“
„Es ist jetzt da, und ich habe nächste Woche die erste Anprobe.“ Vivian wandte sich Gracie zu. „Es ist so schön! Schulterfrei, mit Spitze und mit angesetztem Schoß. Die Kleider der Brautjungfern sind im selben Stil gehalten und genauso elegant, aber natürlich schlichter und schwarz mit weißem Rand. Ich kann gar nicht abwarten, bis du sie siehst.“
Vivian schien ihre Unverschämtheit von eben schon wieder vergessen zu haben, doch Gracie nicht. Die Gemeinheit hatte gesessen. Vielleicht lag es daran, dass sie sich über ihre Rolle in dieser Show selbst nicht im Klaren war. Trotz all ihrer Erfahrung mit Hochzeiten war sie bei der ihrer eigenen Schwester irgendwie außen vor. Wenn sie also nur aus Höflichkeit eingeladen worden war, dann brauchte sie sich ja auch weiter nicht einzubringen.
Trotzdem hätte sie gerne noch etwas zu dieser unachtsam dahingesagten Frechheit geäußert. Sie war gerade einmal achtundzwanzig, und das bedeutete ja nun nicht, dass das Leben und die Liebe für sie vorbei waren. Natürlich gab es im Moment niemand Besonderen in ihrem Leben, aber das konnte sich jederzeit ändern.
„Und Alexis’ Kleid hat einen passenden Bolero, das sieht so süß aus!“
Vivians Bemerkung von eben hatte sie wie Nadelstiche getroffen. Aber das war jetzt der Todesstoß.
Gracie trank einen Schluck Limo. „Es ist ja auch wichtig, dass die Trauzeugin etwas hervorsticht.“
„Genau.“ Vivian strahlte.
Alexis sagte irgendetwas über Blumen, ihre Mutter nahm den nächsten Ordner, und Gracie bemühte sich, nicht auszuflippen.
Es machte ihr nichts aus, dass Alexis als Trauzeugin fungierte.
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