Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gracie in Love

Gracie in Love

Titel: Gracie in Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mallery
Vom Netzwerk:
erfahren, war er weg gewesen.
    „Ich frage mich, warum sie mich überhaupt gebeten haben, bei dem Treffen dabei zu sein“, sagte Gracie urplötzlich und starrte das Haus an. „Offensichtlich ist meine Meinung sowieso nicht gefragt. Ich verstehe es einfach nicht. Mom kann unmöglich mit ihrem Laden so viel verdienen. Ich weiß, dass das Haus abbezahlt ist, okay. Aber Vivian tut so, als würde Geld keine Rolle spielen. Ein mehrgängiges Menü im Country Club? Das ist Wahnsinn!“
    Eigentlich wollte er gar nicht nachfragen, es sollte ihn nicht interessieren, doch die Worte kamen wie von selbst. „Wovon redest du?“
    Gracie seufzte. „Ach nichts, nur meine Schwester. Meine jüngere Schwester diesmal. Sie heiratet in ein paar Wochen, deshalb bin ich ja hier. Angeblich wurde meine Hilfe benötigt, aber das stimmt überhaupt nicht. Das heißt, natürlich will Vivian eine Hochzeitstorte von mir, eine große und reichlich verzierte. Die soll sie auch bekommen, aber sie hat keine Ahnung, was eine solche Torte an Arbeitszeit und Kosten bedeutet. Und dann diese ganze Hochzeitsfeier! Das ist ja alles so weit in Ordnung, aber ich weiß nicht, warum sie mich angelogen hat. Sie hätte mir doch einfach die Wahrheit sagen können. Alexis wird ihre einzige Trauzeugin sein, ich wurde nicht mal gefragt. Ach, was rege ich mich überhaupt auf.“
    Ihre Verletzung war fast greifbar. Riley wünschte sich, sie trösten zu können, und legte ihr die Hand auf den Arm.
    „Alles okay“, mehr fiel ihm allerdings nicht ein, und er kam sich vor wie ein Vollidiot. Woher sollte er beurteilen können, ob es okay war oder nicht?
    Sie sah ihn an, und er bemerkte Tränen in ihren Augen. Irgendwie wirkte sie im Licht der Straßenbeleuchtung viel zerbrechlicher als sonst.
    „Ich sage mir selbst schon die ganze Zeit, dass alles in Ordnung ist. Aber das ist reiner Selbstbetrug. Ich bin kein Teil dieser Familie mehr. Vivian und Alexis stehen sich sehr nahe. Gut, das muss ich akzeptieren. Es ist nur ...“
    Sie schluckte heftig, holte tief Luft und atmete aus. „Das ist alles nicht meine Schuld. Meine Mutter hat mich damals weggeschickt. Ich hatte niemals vor, zu gehen.“
    Riley fühlte sich unwohl und auch seltsam. Gracie so aufgelöst zu sehen irritierte ihn. Er wollte ihr gern helfen, das war neu. Aber all diese Gefühle – das gefiel ihm gar nicht.
    „Wohin gehen?“, fragte er.
    „Nach diesem schrecklichen Sommer.“ Sie sah ihn an. „Als du herausgefunden hattest, dass Pam gar nicht schwanger war, hast du sie verlassen. Aber du warst nicht der Einzige, der aus Los Lobos wegging. Ich auch. Aber weil man mich wegschickte.“
    „Ja richtig, ich erinnere mich. Zu irgendwelchen Verwandten in Iowa, oder nicht?“
    Beinahe musste sie lächeln. Er hätte sie gern auf die Mundwinkel geküsst, so ein Irrsinn! Stattdessen lehnte er sich gegen die Fahrertür.
    „Zu meiner Großmutter. Ich wurde weggeschickt, damit ich dir nicht die Hochzeit ruiniere. Aber auch später kam ich nicht mehr zurück.“ Gracie starrte geradeaus. „Meine Mutter sagte mir ernsthafte Probleme nach, vermutlich weil mein Vater starb, als ich erst zwölf war. In diesem Alter sei man leicht zu begeistern, meinte sie, und als ihr dann nebenan eingezogen seid, hätte ich mich womöglich auf dich fixiert. Als du weg warst, durfte ich auch nicht nach Los Lobos zurückkehren. Man würde sich immer an die ganze Sache erinnern, und ich hätte es verdient, woanders noch einmal neu anzufangen. Eventuell mit professioneller Hilfe. Also schickte sie mich zu meiner Tante und meinem Onkel nach Torrance.“
    Sie presste die Lippen aufeinander und blinzelte mehrmals. „Aber ich wollte nicht weg. Mir kam es vor wie eine unendliche Strafe. Ich wusste ja, dass das, was ich dir zugemutet habe, vollkommen bescheuert war. Eine Zeit lang ging ich zu einer Therapeutin. Sie half mir, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Doch selbst danach wollte mich meine Mutter nicht mehr hier haben. Also beschloss ich, nicht mehr nach Hause zurückzukehren. Und jetzt auf einmal bitten sie mich hierher. Nicht, dass sie mich vermisst haben, es geht nur um diese beschissene Hochzeit. Ich glaube, ich verliere meine Familie gerade ein zweites Mal.“
    Es dauerte eine Weile, bis er ihre Tränen bemerkte, die lautlos ihre Wangen herunterrollten. Riley hatte Mitleid mit ihr, war aber gleichzeitig auch wütend. Er wusste, wie es war, wenn man dazu gezwungen wurde, etwas zu tun, was man selbst gar nicht wollte.

Weitere Kostenlose Bücher