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Gracie in Love

Gracie in Love

Titel: Gracie in Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mallery
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Kandidaten die Gelegenheit zu einem vierminütigen Fazit. Vor der Debatte hatten die beiden Männer ausgelost, wer beginnen würde. Es traf Riley, der damit aber auch das letzte Wort haben würde.
    Bei seiner Vorstellung erhob er sich. Gracie war sehr gespannt auf seine Rede. Er sieht echt gut aus, dachte sie. Der dunkle Anzug steht ihm. Seine Haare waren kurz geschnitten und aus dem Gesicht gekämmt. Und der Ohrring glitzerte im Licht der Scheinwerfer.
    Ob die Bewohner von Los Lobos einen Mann mit Ohrring zu ihrem Bürgermeister wählen würden?
    „Bürgermeister Yardley ist seit sechzehn Jahren im Dienst für unsere Gemeinde tätig“, begann Riley mit einem gewinnenden Lächeln. „Mein halbes Leben. Er kennt Los Lobos in guten und schlechten Zeiten, in Jahren mit starkem Touristenaufkommen und in Jahren mit weniger starkem Touristenaufkommen. Er weiß, worauf es in diesem Amt ankommt. Vermutlich kann einen Profi wie ihn, der so viele Talente besitzt, nach so langer Zeit nicht mehr viel überraschen.“
    Riley sah sich im Saal um. Gracie hätte schwören können, dass sich ihre Blicke für eine Sekunde kreuzten, doch eigentlich saß sie viel zu weit hinten. Er konnte sie unmöglich sehen.
    „Ich bin in den letzten vierzehn Jahren durch die Welt gereist“, fuhr Riley fort. „Doch zu guter Letzt gibt es nur einen Ort, den ich mein Zuhause nennen kann. Während meine sentimentale Seite sich freut, dass sich hier in Los Lobos während dieser Zeit nicht allzu viel verändert hat, fragt sich der Geschäftsmann in mir, ob so etwas gut sein kann für eine Gemeinde. Wenn wir uns für unsere Kinder eine bessere Zukunft wünschen, mit besserer Ausbildung und einem besseren Lebensstandard, dann müssen wir mehr Geld in Bildung investieren. Wenn wir eine Gemeinde sein wollen, die auf eigenen Füßen steht und nicht auf alle Zeiten vom Touristendollar abhängig sein will, dann müssen wir einen wohl überlegten, innovativen Plan ausarbeiten, der uns nach vorne bringt, ohne dass wir die Werte und Überzeugungen, die unsere Stadt ausmachen, aufgeben.“
    „Das macht er gut“, flüsterte Jill. „Ich bin beeindruckt.“
    „Ich auch.“
    Riley mochte als Bürgermeisterkandidat antreten, weil es eine Bedingung im letzten Willen seines Onkels war. Doch offensichtlich fühlte er sich mittlerweile in dieser Rolle auch ziemlich wohl.
    Er beendete sein Statement zu donnerndem Applaus. Nun war der amtierende Bürgermeister an der Reihe. Er zählte die Errungenschaften seiner Amtszeit auf. Neben Riley wirkte er irgendwie fehl am Platz, außerdem fühlte er sich offensichtlich unwohl.
    Und auch während der Fragerunde blieb dieser erste Eindruck erhalten. Riley schien jede Frage mit neuem Elan anzugehen, während Yardley gebetsmühlenartig herunterratterte, was er in der Vergangenheit geleistet hatte. Selbst von ihrem Platz in den hinteren Reihen konnte Gracie sehen, dass der ältere Mann ins Schwitzen kam.
    „Das Ding holt Riley“, raunte Jill ihr zu. „Er wird den Sieg davontragen.“
    Gracie spürte ein Gefühl des Stolzes, als hätte sie Anteil an Rileys Erfolg. Nachdem er sein Fazit beendet hatte, standen die Leute auf und jubelten ihm zu. Erst nach etlichen Minuten konnte Franklin Yardley sein abschließendes Statement beginnen.
    „Mein Herausforderer scheint Sie für sich eingenommen zu haben“, sagte der Bürgermeister langsam. „Und mir ist auch klar, wieso. Er ist neu, und er strahlt. Er hat viele große Ideen. Aber es braucht mehr als große Ideen, um eine Stadt zu führen. Man benötigt Erfahrung, und man braucht Charakter. Sie alle kennen mich, Sie sind meine Nachbarn, meine Freunde. Sie sitzen gemeinsam mit meiner Frau in Ausschüssen, sind mit meinen Kindern zur Schule gegangen, haben mit mir Golf gespielt.“
    Yardley sah in die Menge und lächelte. „Sie kennen meine Geheimnisse – alle meine guten und meine schlechten Seiten.“
    Kichern im Publikum. „Du spielst beschissen Poker, Franklin“, rief jemand.
    Der Bürgermeister nickte. „Das stimmt. Mir fehlt das passende Pokerface. Ich kann nicht lügen, selbst wenn ich damit meine Seele retten würde. Mir sind bestimmte Dinge wichtig. Meine Familie. Diese Stadt. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht. Vier Generationen Yardleys haben als Bürgermeister in Los Lobos gedient.“
    Er hielt inne und holte tief Luft. „Aber vielleicht ist es Zeit für eine Veränderung. Vielleicht habe ich jetzt alles getan, was ich tun konnte. Aber ist wirklich Riley

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