Gracie in Love
gespannt, wer es ist. Mit dieser Gewissheit wird es uns beiden gleich viel besser gehen.“
Was hatte das jetzt zu bedeuten? Natürlich wollte er selbst, dass Gracie unschuldig war – und das ärgerte ihn. Er hatte sich nie wieder auf eine Frau einlassen wollen und sah keinen Sinn darin, mehr als eine Nacht mit einer Frau zu verbringen. Auf Distanz zu bleiben bedeutete nämlich auch, nicht betrogen zu werden. Was tat er also immer noch hier?
„Meine Schwestern haben mich heute ins Kreuzverhör genommen“, berichtete Gracie nun. „Es war schrecklich. Alexis glaubt, ich wäre von dir besessen. Offensichtlich hat sie vergessen, dass ich nur ihretwegen mit dir in Kontakt gekommen bin. Und Vivian ist felsenfest überzeugt davon, dass ich eine schreckliche Schulzeit hatte, ein Sonderling ohne Freundinnen oder Freunde war. Ich habe keine Ahnung, wie sie darauf kommt, denn ich war wirklich ganz normal. Ich war sogar Cheerleader.“
„Ja, diese aufgesetzte Fröhlichkeit merkt man dir heute noch an.“
Misstrauisch musterte sie ihn. „Bei mir ist nichts aufgesetzt, und gerade bin ich auch nicht besonders fröhlich.“
„Du bist nur ein bisschen aus dem Takt.“
„Damit kann ich leben. Ich habe vielleicht eine verdrehte Sichtweise der Welt, aber das gefällt mir an mir.“ Doch plötzlich ließ sie die Schultern hängen. „Pam verwirrt mich.“
„Meine Exfrau Pam?“
„Ja, wer sonst. Wenn ich in meiner neuen Küche bin, begegnen wir uns häufiger. Und weißt du was? Sie ist richtig nett zu mir.“
Damit hatte er nicht gerechnet. „Reden wir über dieselbe Pam?“
„Ja. Die große schlanke Blondine mit den schicken Klamotten.“ Gracie lehnte sich zurück. „Das wurmt mich wirklich, das kann ich dir sagen. Aber sie ist tatsächlich ungeheuer nett. Und sogar über dich redet sie nicht schlecht.“
„Sie ist ein guter Mensch.“
„Das ist schon echt ein bisschen gruselig. Fast habe ich den Wunsch, sie zu mögen, aber das geht auch nicht. Trotzdem weiß ich nicht, wieso sie so nett zu mir ist. Jill meinte, sie wäre immer noch eine totale Zicke, aber bei mir ist sie ganz anders. Vielleicht führt sie ja etwas im Schilde?“
„Du meinst, du kaufst ihr die neue Freundlichkeit nicht ab?“
„Es ist zwar fies, dass ich ihr so was zutraue, aber ich kann nicht anders. Ich versuche, sie zu mögen, aber eine innere Stimme hält mich irgendwie davon ab. Das bedeutet entweder, sie spielt mir tatsächlich etwas vor, oder ich bin echt ein Arsch.“
„Du bist kein Arsch.“
„Um das zu beurteilen, kennst du mich zu wenig.“
„Ich kenne dich gut genug.“
Er stand auf und streckte ihr die Hand hin, dann zog er sie in seine Arme.
„Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du Pam nicht leiden kannst“, flüsterte er und küsste sie auf die Stirn. „Ich werde es ihr nicht verraten.“
„Sehr lieb von dir.“ Gracie schmiegte sich eng an ihn.
Das fühlt sich gut an, fand Riley. Warm. Weich.
„Was machst du denn da?“, tadelte sie ihn im Spaß. „Was ist mit deinen Vorsätzen?“
Riley sah ihr in die Augen, in diese blauen Augen, bis auf den Grund ihrer Seele. Es gab keine Geheimnisse mehr, keine schwarzen Flecken. Entweder war er also ein Riesentrottel und sie eine fantastische Schauspielerin – oder er begab sich gradewegs auf ein Terrain, auf dem er nichts zu suchen hatte.
„Ich habe dir ja schon gesagt, dass man dich nicht vergessen kann“, antwortete er.
Sie erwiderte seinen Blick. „Die anderen zwei V stehen übrigens noch aus. Wie du weißt, haben wir gestern nur miteinander geschlafen.“
Auch wenn er in diesem Augenblick lieber nicht daran denken wollte, nickte er. „Stimmt. Wir haben uns gestern geliebt.“
Irgendwie schienen diese Worte aus der Tiefe seiner Seele zu kommen. Was war bloß mit ihm los? Noch nie hatte er das gesagt, geschweige denn Sex mit dem Gefühl der Liebe verbunden. Bis jetzt, mit Gracie.
Abrupt ließ Riley sie los. „Ich muss gehen“, sagte er unvermittelt.
„Alles klar. Schön, dass du da warst.“
Er winkte ihr noch einmal zu, drehte sich auf dem Absatz um und ging.
Man muss Prioritäten setzen, versuchte er sich einzureden. Und die durfte auch er nicht vernachlässigen: keine Beziehungen eingehen, keine Gefühle entwickeln und nicht bleiben. Und daran konnte nichts etwas ändern, weder diese Stadt noch Gracie.
Den Morgen vor dem Rededuell verbrachte Riley in seinem Büro in der Bank. Die Kreditabteilung hatte gerade ihren Wochenbericht vorgelegt, den
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