Gracie in Love
Fall mit ihnen reden. Und von der Person, auf deren Anruf sie wartete, hatte sie noch nichts gehört – Riley.
Was mochte er wohl denken? Wusste er, dass sie ihn nie verraten würde, oder arbeitete er gerade schon an einer kleinen Gracie-Puppe, in die er Nadeln stechen konnte? Hasste er sie am Ende gar? Sie hätte sogar Verständnis dafür, wenn er wütend auf sie wäre. Aber sie könnte es nicht ertragen, wenn er sich von ihr abwenden würde, ohne ihr eine Chance zu geben, ihre Unschuld zu beweisen. Aber wie sollte sie das überhaupt anstellen?
Wie hatte das alles passieren können? Wer hatte ihnen diese Falle gestellt? Und wie? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Nachbarin eine Spionin war. Sollte sie wirklich auf Rileys Besuch gewartet, dann ihren Hund in den Pool geworfen und bei Gracie geklopft haben, um sie um Hilfe zu bitten? So ein Quatsch!
Also musste es jemand anderes sein. Sie drehte sich mit ihren Fragen im Kreis.
Eine Stunde später hatte sie die Abfahrt nach Los Lobos erreicht und verließ den Freeway. An der Ausfahrt zögerte sie kurz und bog dann rechts anstatt links ab, um in den schicken Teil der Stadt zu gelangen. Sie passierte Rileys Haus und parkte vorsichtig um die Ecke, sodass die Gerüchteküche nicht sofort wieder überkochte. Dann ging sie zur Haustür. Sie würde wahrscheinlich einige Überzeugungskünste anwenden müssen, damit er ihr Gehör schenkte.
„Er wird mir schon zuhören“, ermunterte sie sich und hob die Hand, um zu klopfen.
Genau in diesem Moment ging die Haustür auf.
Überrascht stolperte sie nach vorn und fiel regelrecht ins Haus. Riley sah sie verwundert an.
„Hast du getrunken?“, fragte er.
„Was? Nein. Ich dachte nur nicht, dass du mich reinlässt. Ich wollte so lange klopfen, bis du aufmachst.“
„Und, bist du jetzt enttäuscht?“
„Nein.“
Er sah gut aus. Um nicht zu sagen fantastisch. Jeans, weißes Hemd, Turnschuhe. Dunkle Bartstoppeln säumten sein Kinn.
Sie wollte nur noch in seinen Armen liegen und ihm sagen, dass sie ihn nicht verraten hatte, dass er ihr vertrauen könnte, dass sie ihn liebte und ihn nie betrügen würde. Sie wollte ihm Beweise liefern und ihm sagen, dass alles wieder gut würde.
Stattdessen öffnete sie den Mund, schloss ihn wieder und schnappte dann nach seinem Hemd. Dann schüttelte sie ihn.
„Ich war es nicht“, beschwor sie ihn, während er starr wie ein Felsklotz dastand. „Ich habe niemandem erzählt, was zwischen uns gelaufen ist, und ich habe erst recht niemandem gesagt, dass ich vielleicht schwanger bin. Keine Ahnung, woher Yardley das hat. Jedenfalls nicht von mir.“
Sie hielt ihn immer noch am Hemd fest, als er seine Hände auf ihre legte und sie anblickte.
„Ich weiß“, sagte er schlicht.
Gracie blinzelte. „Wirklich? Du glaubst mir?“
Er nickte.
„Wieso?“
Ein schiefes Lächeln deutete sich auf seinem Gesicht an. „Kannst du es nicht einfach so akzeptieren?“
„Nein, nicht wirklich. Wenn ich du wäre, wüsste ich nicht, ob ich mir glauben soll. Also, wieso tust du es?“
Riley zuckte mit den Schultern, was nicht gerade eine befriedigende Antwort war, doch mehr schien er nicht sagen zu wollen.
Als er ihre Hände von seinem Hemd losgemacht hatte, trat er einen Schritt zurück. „Ich wollte zum Strand. Hast du Lust mitzukommen?“
„Gerne.“
Es war kurz vor Sonnenuntergang, als sie dort ankamen. Riley stellte den Mercedes auf einem der Parkplätze ab und nahm Gracie an die Hand, als sie runter zum Strand gingen. Sie hatte ihre Schuhe schon ausgezogen und reichte ihm jetzt, so ohne Absätze, nur knapp bis zur Schulter. Ihre Haare waren offen, und sie sah ein bisschen unordentlich aus, vielleicht war gerade das so unwiderstehlich sexy.
Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum er an ihre Unschuld glaubte – so einfach war das. Falls sich das als Fehler herausstellen sollte, würde es ihn siebenundneunzig Millionen Dollar kosten und die Rache, auf die er aus war.
Später konnte er auf seinen Verstand hören, jetzt nicht. Dann würde er sich auch überlegen, was er tun musste, um das Debakel des Rededuells wiedergutzumachen. Später konnte er Gracie auch sagen, sie sollte aus seinem Leben verschwinden. Aber jetzt nicht.
„Früher war ich oft hier“, erzählte Riley ihr. „Sobald ich meinen Führerschein hatte, war das einer meiner Lieblingsorte. Ich ging am Strand spazieren und versuchte, einen Sinn in meinem Leben zu entdecken.“
„Als Teenager hat man da keine
Weitere Kostenlose Bücher