Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
ermutigend zu, als wolle er ihr verkünden, daß ihre Not bald ein Ende haben würde.
Der Inquisitor fuhr herum – und starrte auf das Gold, unbearbeitete Brocken gleißenden Goldes, die der Tem p ler achtlos in einem flachen Körbchen trug.
»Laßt Euch nicht stören in der Ausübung Eurer Pflicht!« murmelte dieser und wollte weitereilen.
»Wo habt Ihr das her?« hielt ihn Fulco zurück.
»Ach«, sagte der Sergeant, »das fällt hier von den Wä n den, ein paar Stollen weiter, kaum daß wir es wegscha f fen können – Ihr wißt, wie schwer aurum purum wiegt!« Und er ging ruhig seines Weges .
Der Inquisitor war verwirrt. »Wessen Tochter?« fuhr er fort, doch die Frau schwieg, sie weinte noch mehr. »Die Tochter des Kastellans?« bohrte er nach, in der Einsicht, daß Zureden ihn weiterbringen würde als Folter. »Escla r monde de Perelha?« Sie nickte schluchzend. »Es sind be i des ihre Kinder, Zwillinge?« Die Frau lächelte ihn an, als sei ihr das Glück zwiefacher Mutterschaft widerfa h ren. »Und wer ist der Vater, und wie heißen die beiden?«
»Darüber wurde nicht gesprochen«, flüsterte sie, »Es c larmonde tat so, als habe es nie einen gegeben …«
»Ein Engel!« spottete der Inquisitor. »Doch ist die jun g fräuliche Geburt ein Privileg Mariens und der Kirche – a l so, wer hat die Ketzerin gefickt?«
»Ich weiß es nicht!« hauchte sie errötend, und der Inqu i sitor verfiel ums andere Mal der Versuchung, die weitere Befragung seinem Instrument zu überlassen; der würde ihr schon die Wahrheit herausstößeln. »Es war keiner auf dem Montségur«, setzte sie hinzu, »ich hätte das gespürt …«
Wieder betrat ein Templer die Kathedrale; er schleppte einen noch größeren Korb, und zwischen dem Gold blin k ten jetzt auch Edelsteine, blutrote Rubinsplitter von herrl i cher Leuch t kraft, eine Druse von Smaragden, frisch aus dem Fels gebrochen und Diamanten in ihrer kristallin i schen Rei n heit, in nie gesehener Größe geklumpt. Dem Inquisitor fielen die Augen fast aus dem Kopf; er starrte dem Se r geanten nach, der schwer an seiner Last trug und in einem Gang ve r schwand.
»Woher!?« röchelte er. »Die Namen!« schrie er sie u n vermittelt an. »Sag mir die Namen, Weib! Oder …«
Die Frau lächelte ihn unter Tränen an. »Roger-Ramon-Ber-trand und Isabella-Constanze-Ramona!« sagte sie stolz.
Da kehrte der erste Templer zurück und sagte mit be i läufigem Ton: »Wenn es Euch interessiert, zeig ’ ich Euch gern die Höhle, wo wir gerade fördern«, und als er die ve r halten-begierige Zustimmung fühlte, fuhr er verschwör e risch fort: »Nehmt Eure Kutsche mit, Ihr werdet es nicht tragen können – es ist so viel«, flüsterte er, »daß es gar nicht auffallen wird, wenn Ihr Euch zur Erinn e rung …« Er lachte aufmunternd. »Ich werde Euch den Weg weisen. Kommt!«
So wurde die Frau hastig losgebunden, der Inquisitor warf ihr seinen Mantel über, damit sie ihre Blöße bedec k te, und sie folgten zu Fuß der Kutsche. Der Sergeant führte sie durch ein Gewirr von Gängen und Höhlen, e i nen Weg, den sie alleine nie gefunden hätten. Er wurde immer enger und niedriger, dicke Eichenbohlen gestützt zu beiden Seiten durch hölzerne Stempel, waren zum Schutz des herausge b rochenen Gewölbes eingezogen. ›Hier sind wir vor Ort!‹ jubilierte Fulco innerlich. Seine Gier nach dem Gold stieg, und auch seine Knechte erfa ß te das Fieber; sie griffen in die Speichen und zerrten an den Pferden, während die R ä der holpernd ihren Weg durch das Geröll nahmen.
Endlich öffnete sich der dunkle Stollen zu einer kleinen Grotte. Hier brannten nur noch wenige Öllampen im G e stein, dennoch ließ ihr Licht hier und da Gold auffunkeln oder edles Kristall, und die Knechte begannen in dem G e röll zu wühlen.
Der Inquisitor wollte sich an der Suche beteiligen, da fiel sein Blick auf die Frau. Der klaffende Mantel gab den Blick auf ihre Schenkel frei, und er ging zu ihr.
Sie ließ sich von ihm zum Wagen führen, glitt vor ihm in sein dunkles Inneres, legte sich zurück und öffnete ihm ihre Schenkel. Ihre Hände waren immer noch gefesselt. Er riß sich die Hose herunter, doch als er sein Glied herausg e nestelt hatte, hing es schlaff.
»Vasatna la uallera!« fluchte Fulco auf neapolitanisch, und entsprechend war sein Zorn auf den Versager.
Der Kopf der Frau lag, umrahmt von den aufgegangenen Flechten, auf dem Boden des Wagen. Wütend vermied er es, ihr ins Gesicht zu schauen, sonst
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