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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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fensichtlich von den anderen als töricht angesehen; er hätte mich in die Wüste schicken, auf Cortona einkerkern sollen, wenn er schon nicht übers Herz gebracht hatte, mich durch Gersende vergiften zu lassen. »Lorenz hatte keine Zeit, wurde überdies verfolgt, so wählte er klug und unverdäc h tig eine reisende Marketenderin als Überbringerin der Bo t schaft, die sich – wie Gott es so fügt - in diesen unglücks e ligen William verliebt hatte. Wie heißt sie eigentlich?«
    »Ingeliese, Ilselinde oder so ähnlich, eine Deutsche«, legte die Gräfin geringschätzig nach. »Aus Metz!«
    Mir fuhr der Schreck ins Glied! Doch dann dachte ich: eine freudige Überraschung! In meiner Lage konnte sie mir nur hilfreich sein. Ihr Auftauchen könnte mich retten. Oder wir würden beide sterben …
    Ein blinder Stollen
    Okzitanien, Herbst 1245
    Der enge Fleischeskontakt mit der nur spärlich bekleid e ten Frau - sie trug ja nur ein dünnes Hemd aus Nessel und lag über ihm in der in rasender Fahrt dahinpolternden Kutsche – beraubte den Inquisitor fast der Sinne. Des Sinnes für keusche Enthaltsamkeit, wie sie die Kirche vorschrieb, auf jeden Fall. Ihr waren die Hände gefesselt, und die Wucht des Stoßes, mit der die Knechte sie über ihn geworfen ha t ten, ließ ihr Handgeme n ge genau auf sein Gekröse treffen und dort zuckend, rüttelnd, schaukelnd nicht zur Ruhe kommen, und er fühlte, so sehr er sich auch wehrte, betete, fluchte, sein Geschlecht in ihre Hände wachsen. Ihr weißer Busen preßte sich auf sein bartloses Gesicht. Fulco von Procida kniff die Lippen z u sammen, um seine Zunge nicht auch noch die Lust versp ü ren zu lassen, die schon seinen geschlossenen Augen, se i ner Nase widerfuhren.
    Als die knirschenden Stöße nachließen und das ächze n de Schleudern der Kutsche in ruhigere Fahrt überging, wußte Ful-co de Procida, daß die unmittelbare Gefahr vo r bei war, und die Geilheit wich aus seinen Gliedern, dann aus seinem Kopf.
    Er wühlte sich im Halbdunkel des Gefährts unter ihrem Körper hervor, schnaufte verärgert, als er sah, wie sie r e gungslos liegengeblieben war, wie erschlafft von einem stürmischen Akt, an dem er beteiligt war, ohne Nutzni e ßer gewesen zu sein. Ihr blaugeäderter Busen bebte, und sie weinte, wunderschön wie eine Madonna; ihre hellen Augen kamen so, umkränzt von den flachsblonden Flec h ten, erst richtig zur Geltung. Er verspürte das Verlangen, ihr das Hemd zärtlich hochzustreifen, über den Hintern, und sie a tergo zu nehmen, nur um nicht in diese wäßr i gen Augen schauen zu müssen, die ihn mit Angst und Sehnsucht, ja so verdammt demütig anstarrten.
    Die Kutsche hielt und er beeilte sich, ans Eenstgr zu stürzen.
    »Le trou ’ des tipli ’ es!« meldete der Fuhrknecht und zeigte in den Wald, wo sich ziemlich düster blauschwarze Basaltmauern erhoben. »Ein Castrum der Templer, nicht gerade verschrien für seine Gastfreundlichkeit.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte der Inquisitor, »und sie können einem Mann des Papstes nicht die Herbe r ge verwehren.«
    So rumpelte die Kutsche auf die Burg zu, deren glatte Mauern mit dem Näherkommen unheimlich in die Höhe strebten. Sie zeigten weder Zinnen noch Türme, nur ein leicht angeschrägter Kubus, der fremd zwischen den Ta n nen herauswuchs, als habe ihn eine Faust vom Hi m mel dort in das Erdreich gepreßt. Eine Wildwasser führende Schlucht erzwang die Anlage einer Zugbrücke, und das tiefliegende Tor dahinter ließ keinen unbefugten Ei n blick in das Innere nehmen.
    Kaum hatte das Gefährt des Inquisitors die Brücke übe r quert und war in den Torraum gerollt, fiel ein eisernes Fallgitter hinter ihm, die Brücke ging hoch, und der Bes u cher sah sich in einer dunklen Steinkammer gefangen. Aus einer Schießscharte kam die knappe Frage nach dem B e gehr.
    Der Inquisitor bewahrte bei allem Zorn die Ruhe und wies sich als der aus, der er war:
    »Ein Diener der Kurie in besonderer Mission.«
    Er fragte nach dem Namen der Burg und dem des Pr ä zeptors. Der Inquisitor Fulco von Procida erbäte Unte r kunft und Schutz für eine Nacht.
    Die Stimme des Pförtners blieb ungerührt. »Die Burg trägt keinen Namen und ist auch keine. Sie kann Euch wohl Sicherheit bieten, aber kein Nachtlager, nicht ei n mal Heu oder Stroh!«
    »Sei ’ s drum!« knurrte der Inquisitor, dem klar wurde, daß ihm auch kein Kommandant die Aufwartung machen würde. Rasselnd wurde das innere Gitter hochgewunden, das Tor schwang auf und

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