Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
zu soviel Anteilnahme an einem Unwürdigen?« fragte ich vorsichtig.
    »Ich hasse es, wie sie da oben Schicksal spielen – hört nur!«
    Der zurückgebliebene John und Elia hatten ihr Gespräch wieder in die Reichweite unseres ›Ohres‹ verlagert.
    »Ich werde meine Soldaten zur Verfügung stellen, und wir sollten Tarik vorschlagen, daß er Crean zum Führer bestimmt«, erörterte der Bombarone seinen Plan. »Der Trupp sollte so auffällig wie möglich mit William und den ›Kindern‹ durch die Lande reisen, gen Norden. Dicht an den Grenzen des Patrimonium Petri entlang, doch nicht so nah, daß sie angegriffen und verhaftet werden könnten; denn diese Puppen darf natürlich keiner aus der Nähe zu Gesicht bekommen, nur ihr Ruf muß sich verbreiten, bis zur Engelsburg, bis zum Papst …! «
    »Eine ausgezeichnete Idee, lieber Bombarone«, krächzte John, »so ausgezeichnet, daß ich mich frage, warum Ihr nicht gleich darauf gekommen seid. Hättet Ihr William d i rekt von Cortona aus zur Hölle oder zu den Mongolen g e schickt –«
    »Ehrwürdiger Meister«, Elia gab sich kleinlaut, »hätte ich William laufen lassen sollen, ohne vorher Eure Einwi l ligung zu holen? In Cortona konnte ich ihn nicht la s sen. Wie wir erfahren haben, erdreisten sich die Päpstl i chen dort, wie die Mäuse auf den Tischen zu tanzen –«
    »Kaum ist Elia, der schwarze Kater, aus dem Haus!« Der alte John hatte seinen Humor nicht verloren.
    »Hätte ich Euren preces armatae nicht gehorchen sollen, mit denen Ihr mich – kraft Eures hohen Amtes – im N a men jenes Ordens, dem wir beide dienen, hierher bestellt habt? Ich hatte abzuwägen und tat es, nach bestem Wi s sen und Gewissen! Vergebt mir!«
    »Fehler darf die Prieuré nicht verzeihen, unser Pakt mit den Assassinen ist der Garant für die notwendige Kons e quenz, aber«
    - der alte John gab sich menschlich; er durfte es wohl, seine Stellung erhob ihn nicht über jede, aber über gewöh n liche Kritik
    - »Ihr konntet nicht wissen, daß William ve r folgt wurde. Daß er überhaupt noch lebte, hatte Crean, mein Sohn, zu verantworten
    - Ihr konntet nicht wissen, daß die Kinder hier in Otranto waren. Das System, daß nicht alle in alles eingeweiht sind, hat seine Vor- und Nachteile. Wer nichts weiß, kann auch nichts verraten. Ihr wart unwissend, also kein Verräter, nur von der Glücksgöttin verlassen. Damit müßt Ihr leben. Ich spreche Euch frei.«
    Elia schwieg lange. »John Turnbull, Conde du Mont-Sion, Ehrwürdiger Meister, Ihr seid ein kluger Mann – Ihr wißt, daß ich ein Mann des Kaisers bin; Ihr habt auch Euer eigen Fleisch und Blut bedacht. Warum fühlt Ihr kein Mi t leid mit William, der auch nur unwissend, aber nicht als Verräter handelte?«
    »Weil man Allahs Winken folgen soll«, griff überr a schend die schneidende Stimme von Tarik wieder ein. »Aber, wie Euer Philosoph Boëthius es sieht, wenn einer einmal unter das Rad des Schicksal gefallen ist, ist es be s ser, den Unglücklichen gleich zu erschlagen, bevor er Schaden anrichtet – oder gar wieder zur Höhe aufsteigt. Und wenn eine Fliege gleich zweimal in die Suppe fällt, venerabile, dann macht sich sogar der Koch strafbar, der sie herausfischt, ohne sie zu Tode zu bringen!«
    »Wir haben«, verkündete mit verletzter Autorität John Turnbull, »eine Lösung gefunden, die die Situation sogar gegenüber dem Status quo ante verbessert –«
    »Das Bessere ist des Guten Feind!« warnte Tarik spö t tisch, doch John ließ sich nicht beirren.
    »Dazu bedarf es allerdings eines umsichtigen, energ i schen Führers – wir haben an Crean gedacht –«
    »Kommt nicht in Frage!« erklärte Tarik schroff. »Ich mußte schon bereuen, daß ich Crean de Bouviran einmal für dieses Unternehmen zur Verfügung gestellt habe. Er war durch seine Ortskundigkeit prädestiniert und hat doch in der Ve r antwortung versagt. Ein weiteres Mal verbietet sich schon aus diesem Grunde. Wir sind nicht emotionsb e laden wie Ihr aus dem Abendland, wo man aus Gefühlsd u selei eine ›zweite Chance‹ willig erteilt. Und Befehlsgewalt über Crean habe nur ich, venerabile John Turnbull!«
    »Ich will Euch dennoch, werter Kanzler, den Plan schi l dern«, mischte sich Elia mißgelaunt ein. Nachdem das Damoklesschwert seiner eigenen Verurteilung von ihm genommen war, hatte er wieder Oberwasser, der alte arr o gante Bombarone war zurückgekehrt. »Unser geliebter Heiliger Vater schickt zur gleichen Zeit, die wir hier ve r geuden, Missionen in

Weitere Kostenlose Bücher