Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
alle Welt: meinen Lorenz von Orta nach Antiochia, desgleichen den Dominikaner Andreas von Longjumeau. Den einen wegen Verhandlungen mit der griechischen Kirche, den anderen, auf daß die Jakob i ter seine Oberhoheit anerkennen mögen! Den Bruder des Let z teren, An-selm, nach Syrien und Täbriz –«
    »Was, bitte, ist unser Interesse daran?« blaffte Tarik.
    »Wartet: Der Franziskaner Giovanni Pian del Carpine bricht gerade auf, um über Süddeutschland und Polen die Tataren zu missionieren. Er soll bis nach Karakorum, an den Hof des Großkhans, reisen –«
    »Ja, und?«
    »Ihm werden wir William und die Kinder beigesellen; so können wir sicher sein, daß für die nächsten zwei Jahre ihr Schicksal in aller Munde ist, die Herzen bewegt, und – wenn sie dann nicht wieder auftauchen – tief betrauert werden; aber niemals wird ihre Reise angezweifelt we r den, von niemandem! Pian ist eine über allen Verdacht erhabene Person, auch – und vor allem – in den Augen des Papstes und seiner Clique! Es geht also nur darum, William und die Kinder bis zu dem Punkt zu führen, wo sich die Wege schneiden – je länger wir zögern, desto weiter entfernt er sich!«
    »Ich brauche Crean für andere Aufgaben.« Der Kanzler blieb hart.
    »Ich werde sie führen!« erklang plötzlich Hamos Sti m me über mir. Es war mir nicht aufgefallen, daß er mein Zimmer längst wieder verlassen hatte – wahrscheinlich hatte er aber dennoch dem Gang der Dinge gelauscht.
    »Warte bitte draußen, bis man dich hereinruft!« war die erste Reaktion, die der Gräfin, der nicht anzumerken war, ob sie stolz war auf ihren Sohn, zufrieden, ihn aus dem Haus zu bekommen, oder als Mutter voller Angst und So r gen. Bevor eine allgemeine Diskussion einsetzen konnte, hatte Laurence die Zügel wieder in der Hand. »Zu Tisch, meine Herren!«
    Der Raum über mir leerte sich schnell. Kurz darauf wu r de auch mir ein reichliches Abendessen gebracht, und in der Gewißheit, daß man mich noch lebend bis zu den Tat a ren verfrachten wollte, fraß ich mit größtem Appetit. Vo r weg frische Austern, von mir mit Pfeffer bestreut und mit dem Saft einer Zitrone besprüht. Sie zuckten, wie es sich gehört, und meine Lebensgeister erwachten wieder in mir. Jetzt sollte Ingolinde mir gegenübersitzen; wir würden sie uns gegenseitig in den Mund stopfen, sie von unseren Zu n gen schlürfen. Aber das gute Mädchen aus Metz war wah r scheinlich längst beleidigt und enttäuscht wieder abgereist. Ich tröstete mich mit einer hervorr a genden Fischsuppe, schleckte die Schalentiere ab, zerbrach die Krusten, lutsc h te und leckte und sog an Beinen, Köpfen und Gräten. Die fette, gedünstete Muräne, mit Fenchel und Salbei und schwammigen Morcheln, bekam ich kaum noch herunter. Wie gut hätte mir jetzt ein scharfer Ritt mit Ingolinde, me i ner stattlichen Hur, getan! Doch zum Nachtisch gab ’ s nur Trauben ohne ihre feuc h ten Lippen, kein wogender Busen, kein dunkler Schoß ließ die Beeren tanzen, platzen oder verschwinden. Ich schob sie lustlos in mich rein und sank auf mein Bett.
    Die Tür ging auf, und herein traten Elia und die Gräfin. Sie war eine herrische Gestalt, das wohl mit Henna nachg e färbte rote Haar straff zurückgekämmt, grüne Augen von einer leuchtenden Gefährlichkeit. Sie trug kaum Schmuck, einen kostbaren Ring, einen breiten Armreif.
    Ich war sofort aufgesprungen. Während sie ans Fenster trat, befahl sie zwei ihrer Wachen, die rechts und links an der Tür Aufstellung genommen hatten: »Holt jetzt H a mo!«
    Elia betrachtete die Reste meines Mahles. »William«, sagte er, »du hast dich hoffentlich gut erholt, denn heute nacht geht die Reise für dich weiter –« Ich tat erstaunt und neugierig. »Der Sohn der Gräfin wird das Komma n do über meine Soldaten haben, und ich erwarte von dir – zu deinem eigenen Besten – das gleiche einsichtige Betragen wie schon zuvor. Der Versuch, ein Wort mit einem Fremden zu wechseln, bedeutet das Ende deines noch so jungen L e bens, von einem Fluchtversuch ganz zu schweigen!«
    »Seid unbesorgt, mein General«, antwortete ich mit der gebotenen Folgsamkeit. »Ich werde gehen, wohin Ihr mich schickt, wenn Ihr befehlt, bis ans Ende der Welt, nur laßt mich gehen – ich meine, macht mich nicht wieder auf e i nem Pferd sitzen! Noch mal halte ich das nicht durch, da wär mir ein schneller Tod, ein Stich ins Herz lieber als ta u send Dolche in meinem –« Ich verschluckte das Wort in Anbetracht der Anwesenheit einer

Weitere Kostenlose Bücher