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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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unserer Kö r per, wir wußten beide, es geht zu Ende … Mein Kopf war leer, das Dröhnen dahin. Eine Müdigkeit, gegen die sich nu r n och meine Seele wehrte, ergriff Besitz von meinen Gliedern, ich gab ihr e r schlaffend nach, unfähig, noch einen Laut herauszubringen. Ich spürte, wie in tiefer Ohnmacht, daß er mich verließ.
    Das Eintreten von Olim und seinen Gehilfen hatte ich nicht gehört. Sie lösten ihn sanft von mir und führten ihn weg. Ich beschloß, die Augen nie wieder zu öffnen, doch dann kehrte er noch einmal zurück; ich fühlte, wie er etwas auf meinen immer noch bebenden Busen niede r legte – kühl und zart. Ich wußte, daß er lächelte, und ich lächelte z u rück, ohne meine Augen zu öffnen.
    Ich wartete, bis die Schritte verhallt waren, dann stand Lau-rence auf – eine andere Frau. Sie trat an das vergi t terte Fenster. Im Hof beugte der fremde Jüngling seinen Nacken – sie sah Olims gekrümmtes Richtschwert blitzen. Laure n ce wandte ihren Blick erst ab, als der Henker das abg e schlagene Haupt in die Höhe hob. Sie hatte s i chergehen wollen, daß der Mann, den sie sich genommen hatte, nicht mehr war …«
    Mein Räuspern, das meine Beklommenheit löste, ließ auch die Gräfin wieder zu sich finden.
    »Der Rest meiner Beichte ist leicht erzählt. Ich fand mich wie versprochen bei meinem Verlobten in Otranto ein –«
    Ich unterbrach sie mit meiner unziemlichen Neugier. »Was hatte Euch der Fremde gelassen?«
    »Ein Amulett, ein östliches Glückssymbol, eine Jad e scheibe an einem einfachen Lederband – doch davon sp ä ter!« Laurence hatte sich wieder vollkommen in der Hand. »Es war die letzte Fahrt der ›Äbtissin‹ – so hießen Schiff und seine Herrin hinter vorgehaltener Hand. Ich ließ es meinen Mädchen und ihren Gespon-sen, sobald sie mich bei Kap Lëuca abgesetzt hatten, wo mich der Admiral mit allem Pomp in Empfang nahm –«
    »Ich habe läuten hören«, ich kehrte jetzt mal den B e ichtvater heraus, »Ihr hättet das Schiff vorher heimlich a n gebohrt …«
    »Geschwätz!« zischte die Gräfin. »Ihr seht ja selbst, William , ich mache aus meiner Vergangenheit keinen Hehl und aus meinem Herzen keine Mördergrube!«
    »Schamlosigkeit und Grausamkeit sind schwere Sünden, für die man büßen muß – vorausgesetzt, Ihr seid bereit, Gräfin, sie einzusehen, zu bereuen und Buße zu tun?«
    »Ich bereue nichts!«
    »So steht auch zu befürchten« – luzid sah ich plötzlich die Gefahr und wußte mir nicht anders zu helfen, als sie auszusprechen –, »daß Ihr mit Eurem unwürdigen Beich t vater verfahrt wie mit den übrigen Mitwissern und Kom p lizen Eures verwerflichen Lebens –«
    »William«, sagte sie kalt, »werft Euch nicht zum Richter auf. Eure lächerliche Existenz ist zwar in meiner Hand, aber ich werde mir diese nicht beschmutzen, um ihr ein Ende zu bereiten, nur weil ich Euch als Kübel benutzt h a be. Euch schützen nicht Euer armseliges Gewand noch Euer Holzkreuz auf der Brust, sondern einzig und allein Roger und Yezabel, die an Euch hängen – und an denen Ihr hängt wie eine Klette! Mit dem Schicksal der Infanten vollzieht sich auch das Eurige. Meines wird höheren O r tes entschieden. Entsprechend unterscheidet sich auch meine Moral von der Euren.«
    »Ich bin willens zu lernen – und zu schweigen, Herrin«, entgegnete ich. »Wenn ich ’ s so besehe, habe ich vie l leicht auch noch das Zeug zum Kardinal, oder gar zum Papst! Dann will ich Euch Eure Güte vergelten.« Mit den letzten Worten rutschte ich von dem Diwan und warf mich ihr zu Füßen. »Verfahrt mit mir, wie es Euch b e liebt – aber fahret fort!«
    Laurence mußte lachen. »Ich vergebe Euch, William!« Sie nahm wieder den ihr angestammten Platz auf dem D i wan ein.
    »Enrico«, berichtete sie weiter, »feierte unsere Vermä h lung mit einem rauschenden Fest, das ihn ziemlich betru n ken in das Brautbett fallen ließ. Ich sorgte dafür, daß er seiner ehelichen Verpflichtung dennoch nachkam und gab auch den obligaten Blutsflecken im Laken am Morgen zur Besichtigung frei. Nach knapp neun Monaten wurde ich eines Knaben en t bunden – Hamo, mein Sohn. Enrico war außer sich vor Freude und erhob nicht länger Anspruch darauf, zw i schen meinen Beinen seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Sein Kaiser hatte ihn in Anerkennung seiner langjährigen Dienste zum Grafen von Malta g e macht; als solcher hatte er schon Yolanda, die Kindsbraut Friedrichs, aus dem Heiligen Land heimgeholt. Als

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